Fachwerkhaus in LindlarDas „Weiße Pferdchen“ wird Herberge für Jakobsweg-Pilgerer

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Weißes Pferdchen

Der Förderbescheid über 113.000 Euro wurde jetzt übergeben.

  • Das "Weiße Pferdchen" – ein 400 Jahre altes Fachwerkhaus in Lindlar-Hohkeppel – ist jetzt Herberge für Pilger auf dem Jakobsweg.
  • Der Förderbescheid über 113.000 Euro im Rahmen der Leader-Förderung wurde jetzt übergeben.
  • Architekt Franz Reuter stellte die Pläne für den Umbau vor und auch die besondere Herausforderung.

Lindlar – Lange und mit großem Einsatz haben sich der Heimatverein Hohkeppel und die Gemeinde Lindlar dafür eingesetzt, dass aus dem Alten Pferdchen eine Pilgerherberge werden kann. Jetzt wurde bei einem offiziellen Termin vor dem historischen Gasthaus der Bewilligungsbescheid über 113 373 Euro übergeben. Das Geld stammt aus dem Leader-Programm. Damit kann nach jahrelanger Planung mit dem Arbeiten zum Umbau der ersten Etage begonnen werden. Die Gesamtkosten betragen rund 208 000 Euro.

Im Obergeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes sollen preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu elf Personen entstehen, dazu Sanitäranlagen und ein Gemeinschaftsraum mit Kochnische. Das Weiße Pferdchen werde weiter als Dorfgemeinschaftshaus dienen, aber mit der Pilgerherberge sei eine langfristige Perspektive für den Unterhalt des Gebäudes gegeben, sagte Dr. Ingo Bernard, Vorsitzender des Heimatvereins Hohkeppel.

Hintergrund

Das „Weiße Pferdchen“ in Hohkeppel wurde laut einer Inschrift 1612 erbaut und ist damit eines der ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser des Bergischen Landes.

Der Heimatverein Hohkeppel hat das Haus Anfang 2014 von der Gemeinde gemietet, saniert und betreibt es als Dorfgemeinschaftshaus. Der Verein trägt alle laufenden Kosten. Zuletzt wurde 2013/ 2014 im Pferdchen umfangreich gearbeitet, rund 180 000 Euro sind damals in die Sanierung geflossen. Untergebracht ist hier auch die Katholische öffentliche Bücherei von St. Laurentius. Außerdem kann in dem Haus geheiratet werden. 2017 wurde der Mietvertrag mit der Gemeinde vorzeitig bis 2033 verlängert, damit der Verein Planungssicherheit für den Umbau zur Pilgerherberge hatte.

www.heimatverein-hohkeppel.de

Er erinnerte auch daran, dass die ersten Pläne für eine Pilgerherberge bereits 2013 diskutiert worden seien. Tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit steckten im dem Projekt, so Bernard, der allen Beteiligten für ihren Einsatz dankte.

Herz, Bauch und Seele des Ortes

Brandschutz und Denkmalschutz seien nicht unbedingt Freunde, die müsse man versöhnen. Das sei in diesem Fall sehr gut gelungen, sagte Landrat Jochen Hagt. Er zeigte sich überzeugt davon, dass das Kleinod mit seiner künftigen Nutzung eine ganz besondere Strahlkraft entwickeln werden. Als Herz, Bauch und Seele des Ortes, bezeichnete Bürgermeister Dr. Georg Ludwig das Weiße Pferdchen, das als Pilgerherberge Leuchtturmcharakter habe. Es stärke den Ort und die Gemeinde. Lindlar sei stolze Leader-Gemeinde, verwies er auf weitere Projekte, die gefördert werden.

An die Geschichte der alten Fuhrmannsherberge am historischen Handelsweg und dem Jakobsweg erinnerte Bernd Althaus, Projektleiter Pilgerherberge im Heimatverein. 2022 soll der Umbau fertig sein und die ersten Gäste übernachten können. Dann schließe sich ein Kreis für die alte und neue Herberge.

Besondere Herausforderung

Architekt Franz Reuter stellte die Pläne für den Umbau vor und die besondere Herausforderung, eine den aktuellen Vorschriften entsprechende Treppe in das Obergeschoss zu realisieren. Fasziniert von der Idee, mit der neuen wieder an die ursprüngliche Nutzung anzuknüpfen, zeigte sich auch Architekt Michael Retz, der die baufachliche Stellungnahme für den Denkmalschutz erarbeitet hatte. Er wies auf die Eingangshalle hin, die ein einmaliges Dokument spätmittelalterlicher Gastlichkeit sei.

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Es komme nicht oft vor, dass von „Leader“ ein so großes Projekt wie in Hohkeppel umgesetzt werden könne, so Jens Eichner, Geschäftsführender Vorstand der Leader-Region Oberberg und Geschäftsführer des Naturparks Bergisches Land. Die günstigen Übernachtungsmöglichkeiten würden eine Lücke schließen und seien ein willkommenes touristisches Angebot. Das Interesse an der Region sei noch nie so groß gewesen, sagte er.

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