Fährten lesen und schießen lernenOberberger Frauen bereiten sich auf Jägerprüfung vor

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Sie lernen für die Jägerprüfung: Ann-Sophie Otto (l.) und Anna Hauschild.

Sie lernen für die Jägerprüfung: Ann-Sophie Otto (l.) und Anna Hauschild.

Lindlar – Tierkunde, Naturschutz, Fachbegriffe und jede Menge Vorschriften: Die Jägerprüfung gilt als ausgesprochen anspruchsvoll. Ab Montag, 25. Mai, bereiten sich Anna Hauschild (26) und Ann-Sophie Otto (23) auf die Tests 2020 vor. Die BLZ begleitet die Frauen aus Lindlar und Marienheide.

Von wegen Männerdomäne. Hier eine günstig gelegene Lichtung, dort eine versteckte Wasserstelle, die offenbar erst jüngst von einer Wildschwein-Rotte angesteuert wurde. Wenn Anna Hauschild und Ann-Sophie Otto am Ufer der Lindlarer Sülz fachsimpeln, wird ihre Leidenschaft für die Jagd schnell offensichtlich. In der kommenden Zeit, so viel ist sicher, wird sie tüchtig auf die Probe gestellt werden.

Neun Wochen Vorbereitung

Neun Wochen lang werden Hauschild und Otto das Jagdzentrum Oberberg in Radevormwald besuchen. Zweimal wöchentlich verbringen sie dort die Abende auf der Schulbank. Der Stoff ist üppig. Details zu Haar- und Federwild werden später genauso abgefragt, wie Methoden zur Populationsbestimmung, wichtige Punkte bei der Biotoppflege, der Klauenseuche oder zum Einsatzgebiet einzelner Jagdhunde-Rassen. An den Samstagen bis Ende Juli füllen Revierbegehungen und das Schießtraining den Stundenplan.

Hauschild und Otto haben ausgebildete Jäger im Familien- und Freundeskreis. Über die sind die Frauen einst bei den Sülztaler Jagdhornbläsern gelandet, für die sie noch heute spielen. „In den Pausen zwischen den Proben wird natürlich über Erlebnisse während der Jagd debattiert. Da wollen wir mitreden – deshalb haben wir uns zum Kurs angemeldet“, erklärt Anna Hauschild mit einem Augenzwinkern. Bereits seit Mitte März wälzen beide vorbereitende Fachliteratur. Ihre Stimmung schwankte zuletzt zwischen Vorfreude, Optimismus und Respekt vor der Aufgabe.

Nicht einfach

Dass man die Jägerprüfung nicht im Vorbeigehen absolviert, betont Hans Martin Thönnes, Leiter des Lindlarer Hegerings mit rund 120 Jägern. Die Verantwortung ist später groß, deshalb sind die Anforderungen zu Recht hoch“, so Thönnes. In den letzten Jahren freute sich der hiesige Hegering über stetig steigende Nachwuchszahlen (siehe auch Kasten). Dabei wählten gerade auch Frauen jüngeren Alters das Hobby mitten in der Natur, berichtet Thönnes. „Wir holen unser Fleisch aus dem Wald statt aus der Massentierhaltung – diese Nachhaltigkeit überzeugt vor allem die jüngere Generation“, so Thönnes.

In sechs Themenbereiche gliedert sich das Wissen, das Anna Hauschild und Ann-Sophie Otto in wenigen Wochen abrufen sollen. Zur Waffenkunde haben sie bislang noch keinen richtigen Zugang gefunden, betonen die Jungjägerinnen in Ausbildung. „Im Vergleich zum Wald oder zur Tierwelt hatten wir damit einfach noch gar keine Berührungspunkte“, erklärt Hauschild. Otto sorgt sich zudem um die Fülle an Gesetzestexten. Tatsächlich wird es im Vorbereitungskurs von der Tierhalterhaftung über Vogelschutzrichtlinien bis zur Roten Liste für Artenschutz einmal quer durch die deutsche Vorschriftensammlung gehen.

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Auf eine Menge Ehrgeiz und die Hilfe der Lindlarer Jäger können Anna Hauschild und Ann-Sophie Otto auf jeden Fall zählen. Ihre Familien sind schon gespannt auf das erste Stück Wild, das die Frauen erlegen werden und unterstützen das Vorhaben. „Nur der Opa sagt, dass Frauen keinen Jagdschein brauchen“, verrät Hauschild lachend.

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