Festival in LindlarGroße Klaviermusik im Dreierpack zum Auftakt

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Zur Eröffnung des Festivals spielte Roman Salyutov ein Klavierkonzert von Johann Sebastian Bach und dirigierte vom Flügel aus die Musiker des Sinfonieorchesters aus Bergisch Gladbach.

Zur Eröffnung des Festivals spielte Roman Salyutov ein Klavierkonzert von Johann Sebastian Bach und dirigierte vom Flügel aus die Musiker des Sinfonieorchesters aus Bergisch Gladbach.

Lindlar – Es scheint ein bisschen so, als wüsste Gabriel Ingliss nicht so recht mit dem frenetischen Applaus umzugehen, der ihm entgegenschallt. Schüchtern verbeugt er sich, ein verlegenes Lächeln huscht über das Gesicht. Gerade hat der Neunjährige das Publikum im gut besuchten Kulturzentrum buchstäblich von den Sitzen gerissen. Der Neunjährige war der zweite von drei Pianisten, die zusammen mit den Bergisch Gladbacher Sinfonikern am Sonntagnachmittag das Klavierfestival eröffneten. Das Festival, das neben Lindlar, Kürten und Gummersbach in diesem Jahr auch Konzerte in Wipperfürth zu bieten hat, feiert zehnten Geburtstag.

Der jüngste Pianist ist erst neun Jahre alt

Erstmals hatten die Organisatoren ein Orchester engagiert. Dirigent Roman Salyutov griff für das erste Stück, Johann Sebastian Bachs Klavierkonzert in d-Moll (BWV 1052), selbst in die Tasten.

Der erste Satz, das Allegro, dient mit seinen flinken und für Bach typischen ineinander laufenden Melodielinien als munterer Start. Das schwermütigere Adagio verlangt Orchester und Solist Salyutov in punkto Präzision einiges ab. Schließlich hat der Pianist – wie von Bach vorgesehen – das Orchester auch als Dirigent zu führen. Das gelingt den Musikern jedoch außerordentlich gut. Kleine, kaum wahrnehmbare Kopfbewegungen geben dem Orchester seinen Einsatz. Der Klang entfaltet sich zu breiten, tragenden Melodiebögen, die mit der Leichtfüßigkeit des Allegros nichts mehr zu tun haben. Fast wild erscheint im Kontrast dazu der dritte Satz, ebenfalls ein Allegro. Hier entwickeln die tänzerischen Linien eine packende Dynamik. Besonders das Wechselspiel zwischen Orchester und Solist steigert den Satz hin zu einem furiosen Schluss.

Gabriel Ingliss, Jungstudent von Falko Steinbach in den USA, hatte sich das Klavierkonzert in D-Dur von Joseph Haydn vorgenommen. Es beginnt mit einem schnellen und lebhafen Vivace. Trotzdem behält es eine gewisse Sanglichkeit. Immer wieder umspielt das Klavier das Hauptthema der Streicher - virtuos dargeboten von Ingliss. Der zweite Satz (Adagio) wird im Dreivierteltakt gespielt und umfasst ein Thema (A-Moll), das eher lyrisch anmutet. Im dritten Satz (Allegro Assai) wird es volkstümlicher. Er beinhaltet einen ungarischen Tanz, der immer wieder durchbrochen wird von sonst eher zurückhaltenden Bläsereinwürfen.

Dann ist Professor Falko Steinbach, Mitgründer und musikalischer Direktor des Klavierfestivals, an der Reihe. Er spielt das Klavierkonzert A-Dur (KV 488) von Wolfgang Amadeus Mozart. Im ersten Satz, dem Allegro, erweitert Mozart die klassischen Sonatensatzform untypischerweise um ein drittes Thema. Das wird dann in der Durchführung ausgiebig behandelt. Ebenfalls eher unüblich ist die Solokadenz im Klavier, die Mozart selbst komponiert hat. Falko Steinbach präsentierte sie gewohnt bravourös. Im Adagio gibt zunächst das Orchester das Thema vor, bevor der Pianist einsetzt und beide gemeinsam den Hauptgedanken vortragen. Holzbläser führen in ein kurzes zweites Thema ein. Doch schnell erklingt erneut das erste Thema, dieses Mal etwas variiert. Mozart verwendete für diesen Satz eine von ihm sonst eher vermiedene Tonart: fis-Moll. Das Konzert beschließt dann ein rasanter dritter Satz. Mit mehreren Themen, die sich immer wieder gegenseitig entwickeln, folgt er einem komplexeren Aufbau. Der Mittelteil verweist in seiner Klanglichkeit immer wieder auf den ersten Satz und rundet das Gesamtwerk so ab.

Tosender Applaus belohnt die hervorragenden Musiker. Das Klavierfestival Lindlar hätte zu seinem Jubiläum kaum einen besseren Auftakt haben können.

Das Festival geht am heutigen Dienstag, 19 Uhr, im Kulturzentrum Lindlar weiter. Sechs Pianisten aus Deutschland, den USA und Taiwan spielen Bach, Haydn, Chopin, Field und Liszt.

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