Fitnessstudios in Wipperfürth/Lindlar„Jetzt trifft es uns zum zweiten Mal“

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listet die Hygieneregeln im Lindlarer Sportpalast auf, hier mit Wolfgang Feykens aus der Geschäftsführung.

listet die Hygieneregeln im Lindlarer Sportpalast auf, hier mit Wolfgang Feykens aus der Geschäftsführung.

  • Aufgrund des Infektionsgeschens müssen auch die Fitnessstudios in Wipperfüth/Lindlar erneut schließen.
  • Bei den Betreibern der Sportstätten trifft die Entscheidung nicht nur auf Verständnis.
  • Viele fürchten den wirtschaftlichen Ruin.

Wipperfürth/Lindlar – „Fitness ist gesund – Lockdown macht krank“. So steht es in einem offenen Brief mit dem der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV) bei NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gegen die bevorstehende Schließung der Studios protestiert.

Diese vorübergehende Schließung aufgrund der steil ansteigenden Corona-Infektionszahlen ist Teil eines Maßnahmenpakets, über das Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder gestern verhandelten und das am Abend beschlossen wurde. Die Maßnahmen sollen am kommenden Montag, 2. November, in Kraft treten.

Erneute Schließung trotz Investitionen

Die Fitnessstudio-Inhaber in Lindlar und Wipperfürth sind sauer. „Wir mussten bereits im Frühjahr für knapp zwei Monate schließen“, berichtet Norbert Hagen, einer der Geschäftsführer des „Sportpalastes“ in Lindlar-Klause. „Jetzt trifft es uns zum zweiten Mal, obwohl wir in viele Auflagen investiert und diese umgesetzt haben.“ Jedes zweite Gerät sei gesperrt, man habe Laufwege ausgewiesen, große Mengen Desinfektionsmittel besorgt und führe ständig Kontrollen durch. Im Raum verteilt wurden Banner aufgestellt, auf die die wichtigsten Regeln aufgedruckt wurden.

„Zusätzlich haben wir Videos gedreht und uns damit an unsere Kunden gewendet und um Verständnis geworben“, sagt Hagen. Der Lockdown trifft auch die Mitarbeiter hart. Für die Festangestellten sei Kurzarbeit eventuell eine Möglichkeit, die geringfügig Beschäftigten würden frei gestellt. Während des ersten Lockdowns habe man die Mitarbeiter zumindest drei bis vier Stunden am Tag beschäftigen können, etwa mit Renovierungsarbeiten.

Soforthilfe muss muss jetzt schon zurückgezahlt werden

„Was uns ärgert ist auch die Tatsache, dass wir zwar Soforthilfe bekommen haben, wir aber jetzt schon aufgefordert werden, diese wieder zurückzuzahlen“, sagt Hagen. Im ersten Lockdown habe der Sportpalast auf Wunsch einiger Kunden mit Freimonaten gearbeitet. Die seien noch nicht alle eingelöst worden, so Hagen.

Auch im Sportstudio Mobile in Wipperfürth an der Gaulstraße ist die Stimmung auf halbmast. Dass sein Studio schließen soll, kann Geschäftsführer Georg Kappe nicht nachvollziehen. Dafür gebe es keine sachlichen Gründe. „Wir haben hohe Räume und lüften quer. Wir haben CO₂-Messgeräte angeschafft. Die Werte, die wir erreichen, sind fast mit denen draußen zu vergleichen. Wir liegen weit unter den zulässigen Höchstwerten, die etwa für Klassenräume gelten.“

Fitnessstudios in Zahlen

So viele Fitnessstudios gibt es in Deutschland

9669

Anzahl der Mitglieder in Deutschland in Millionen

11,66

Anteil der Mitglieder an der Gesamtbevölkerung in Prozent

14

Das Durchschnittsalter der Kunden in Jahren

41

So viele Menschen arbeiten in Deutschland in Fitnessstudios

217 400

Jahresumsatz der Branche in Milliarden Euro

5,51

Stand: 31.12.2019. Quelle: DSSV

Im Mobile haben man die Teilnehmerzahlen der Kurse reduziert und den Ausdauerteil herausgenommen und durch Krafttraining ersetzt. Jeder Kunde werde erfasst, die Trainingszeiten dokumentiert. Bislang habe man keinen einzigen Corona-Fall, sagt der Geschäftsführer.

„Dann laufen uns die Kunden weg“

„Unsere finanziellen Einbußen liegen deutlich über dem, was wir als Soforthilfe bekommen haben“, so Kappe. Allein an Nebeneinnahmen – etwa durch den Verkauf von Eiweißdrinks, Kaffee und Mineralwasser – würden 20 000 bis 30 000 Euro fehlen. Das könne man nicht durch eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge kompensieren, „dann laufen uns die Kunden weg“. Doch die Schließung tue nicht nur finanziell weh, sondern schade auch dem Image. Man versuche, die Mitarbeiter so weit wie möglich weiter zu beschäftigen.

Zum Glück hätten im Frühjahr nur wenige Kunden wegen der vorübergehenden Schließung gekündigt. „Ich weiß aber von Studios, bei denen das ganz anders aussieht“, so Kappe. Mobile habe allen Kunden angeboten, die ausgefallenen Monate an den laufenden Vertrag anzuhängen oder sie in Gutscheine für Angehörige umzuwandeln. Viele loyale Kunden hätten darauf verzichtet, einige hätten sich allerdings Ruhezeiten erbeten.

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Kappe glaubt, dass viele Politiker falsche Vorstellungen von Fitnessstudios hätten, sie hätten vor allem Bodybuilder im Kopf. „Viele unserer Kunden sind ältere Herrschaften, die zuhause nicht trainieren können. Sie brauchen dafür Geräte.“ Eine gestärkte Muskulatur sorge auch für eine bessere Durchblutung, das wiederum stärke das Immunsystem.

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