Getrennte WegeGastronomie-Gemeinschaft Lindlar löst sich nach 30 Jahren auf

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Mit kreativen Aktionen und moderner bergischer Küche machte die Gastronomie-Gemeinschaft Lindlar auf sich aufmerksam. Hier Harald Heinen von der Bergischen Rhön, Jörg Sprenger vom Wiesengrund und Hans-Jürgen Ufer von den Bergischen Stuben (v.l.).

Mit kreativen Aktionen und moderner bergischer Küche machte die Gastronomie-Gemeinschaft Lindlar auf sich aufmerksam. Hier Harald Heinen von der Bergischen Rhön, Jörg Sprenger vom Wiesengrund und Hans-Jürgen Ufer von den Bergischen Stuben (v.l.).

Lindlar – Noch bis Sonntag laufen die „Bergischen Wochen“ in den Restaurants an Lennefe und Sülz. Es werden die letzten Aktionswochen sein – zumindest in diesem Format. Nach knapp 30 Jahren und dem Abschluss der aktuellen Aktion wird sich die Gastronomie-Gemeinschaft Lindlar (GGL) auflösen.

Entsprechende Gerüchte haben die Inhaber der vier Gasthäuser bestätigt, die sich derzeit an den „Bergischen Wochen 2018“ beteiligen – der „Musikalische Wirt“ aus Hartegasse, der Brochhagener „Wiesengrund“, die „Bergische Rhön“ auf dem Holzer Kopf und „Ufers Bergische Stube“ in Eichholz. Bei den „Bergischen Wochen“ im Herbst und dem „Bergischen Frühling“ im April stimmten sich die Köche jahrzehntelang eng ab und servierten vom Spargel bis zum Wildschwein bei Kerzenschein Passendes zu den Jahreszeiten. Diese Zusammenarbeit soll bald Geschichte sein.

Stetige Rückgänge zu verzeichnen

Das Problem: Vor wenigen Jahren unterstützten noch gut dreimal so viele Gastronomen die Projekte. Die GGL musste seither einen stetigen Rückgang verzeichnen – aus dem Ortskern zum Beispiel engagiert sich inzwischen kein einziger Betrieb mehr für die Initiative. „Es ist wirklich frustrierend, wenn einige wenige die Arbeit machen und der Rest praktisch nur mitläuft“, sagt Harald Heinen, Inhaber der „Bergischen Rhön“. Schon bei der Vorplanung müsse man regelmäßig auf die Beiträge einiger Kollegen warten – die dann auf den allerletzten Drücker das gleiche Programm wie im letzten Jahr schickten. Wenn überhaupt.

Heinen selbst wird am 9. Dezember zum letzten Mal Gäste empfangen und sein Haus ab dem nächsten Jahr an einen italienischen Koch verpachten. Ob dieser sich der GGL anschließen wird, ist offen. „Ich werde es ihm empfehlen, aber er entscheidet selbst“, so Heinen. Fiele die Rhön weg, wären die GGL-Aktiven sogar nur noch zu dritt. Und weniger mitziehende Betriebe bedeuteten zwangsläufig, dass sich weniger Gastronomen den Aufwand und auch die Kosten, zum Beispiel für Werbung, teilen müssten, heißt es aus „Ufers Bergischer Stube“.

Musikalischer Wirt und Wiesengrund wollen weitermachen

Möglicherweise spiele auch das Alter mancher Gastwirte dabei eine Rolle, vermutet Ludwig Sprenger. „Mancher tut sich vielleicht schwer damit, in der Küche immer neue Ideen zu entwickeln“, glaubt der Senior-Chef des „Wiesen-grundes“ in Brochhagen, der gerade selbst 65 Jahre alt geworden ist. Als Entschuldigung für fehlenden Elan will Sprenger das Alter aber keinesfalls gelten lassen: „Zusammenarbeit stellen wir uns ganz sicher anders vor.“

In Brochhagen will man auf jeden Fall an Aktionen zu den Jahreszeiten festhalten – notfalls im Alleingang. „Wir müssten verrückt sein, wenn wir Angebote, die fantastisch laufen, einfach fallenlassen“, betont Sprenger. Genauso sieht es Simone Tix vom „Musikalischen Wirt“ in Hartegasse, die bereits für eine Zusammenarbeit mit dem „Wiesengrund“ wirbt.

Die „Bergischen Wochen“ seien weit über Lindlar hinaus bekannt. Regelmäßig rückten Gäste eigens aus Köln oder Düsseldorf an. „Es ist eine Schande, dass wir Gastronomen diese Marke aufgeben“, sagt Simone Tix. Der „Musikalische Wirt“ will auch künftig die gut besuchten Veranstaltungen der „Bergischen Wochen“ anbieten.

Bei Lindlar-Touristik reagiert man mit Bedauern auf die Auflösung der GGL. Sicher sei die Entscheidung ein Rückschlag für die gesamte Lindlarer Gastronomie, sagt Stephan Halbach, Leiter Lindlar-Touristik. Man werde nun schnell Gespräche mit den Gastronomen führen, um zumindest einzelne GGL-Projekte zu retten. Ob und in welchem Umfang dies gelingen kann, vermag Halbach noch nicht abzuschätzen. „Sicher ist nur: Wir haben die Fortsetzung der Bergischen Wochen auf unserer Agenda weit oben.“

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