Großes AufräumenNach dem Unwetter packt Wipperfürth an

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Der Busbahnhof wird zur Seenplatte. Der Surgères-Platz mitten in der Stadt war nach dem Unwetter mit Hagel und Starkregen am Dienstag in Wipperfürth knöcheltief geflutet.

Der Busbahnhof wird zur Seenplatte. Der Surgères-Platz mitten in der Stadt war nach dem Unwetter mit Hagel und Starkregen am Dienstag in Wipperfürth knöcheltief geflutet.

Wipperfürth – Schlamm aus den Kellern schaufeln, Geröll und Sand von den Straßen fegen, Sturmschäden beseitigen: Am Tag nach dem Riesen-Unwetter hat der Bauhof alle Hände voll zu tun. „Wir sind schon am Dienstagabend mit sechs Mann raus und haben die Feuerwehr ein bisschen unterstützt“, schildert Bauhofleiter Magnus Bernhardt. Mittwochmorgen sind alle Mitarbeiter im Einsatz, vor allem in der Innenstadt wird aufgeräumt.

Einzelhändler beklagen hohen Schaden

Am Dienstag kamen in kurzer Zeit enorme Mengen Wasser vom Himmel. Die Messstelle des Wupperverbandes an der Bever registrierte in wenigen Stunden 40 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter, halb so viel, wie sonst im gesamten ganzen Monat Mai fällt.

Übel getroffen hat es viele Bewohner des Sonnenwegs, deren Keller voll liefen. Das Wasser kam von mehreren Seiten – vom Gaulbach, über die Straße Schäferwiesen und den überlaufenden Kanal. „Das Wasser schoss durch Badewannen und Toiletten hoch“, schildert eine Anwohnerin. Betroffen ist auch das Seniorenzentrum der EWK-Stiftung „Im Keller ist alles voller Schlamm und Wasser“, sagt Hermann Förster, Geschäftsführer der Stiftung..

Gebeutelt vom Unwetter sind viele Einzelhändler in der Unteren Straße – denn im Keller haben die meisten ihr Lager. „Das Wasser stand 1,50 Meter hoch, die Paletten sind geschwommen, wir haben bis Mitternacht noch geputzt“, berichten die Mitarbeiter des Eiscafés San Remo gestern Mittag. Sie hoffen, dass das Café am heutigen Donnerstag wieder öffnen kann. Peter Wittfeld vom Geschenkehaus Waldmann hat den völlig durchnässten Kellerboden mit Pappe ausgelegt. „Viele Dekoartikel, die wir im Keller gelagert haben, wurden beschädigt.“ Auch die Heizung stand unter Wasser. Im Gegensatz zu früheren Hochwasserereignissen sei das Wasser dieses Mal sehr schnell angestiegen, aber auch schnell wieder abgelaufen.

Einen hohen Schaden beklagt auch Birgit Seute von der „Villa Attirance“. „Viele Badekugeln und Seifen, die wir im Keller gelagert haben, sind kaputtgegangen, die meisten Handcremes und Duschgels haben wir noch retten können.“ Sie hofft, dass ihre Versicherung den Schaden begleichen wird.

Ungewöhnlich endete der Arbeitstag auch für Anna Wehle und ihre Kollegen von der Deutschen Bank. „Wir haben alle geschippt und das Wasser in Eimern aus dem Keller getragen“, erzählt sie. Im Keller lagere das Geldinstitut Kundenunterlagen in Tresoren, die seien jedoch allesamt wasserdicht. Trocken blieb auch das Geld, denn das gibt es in der Deutschen Bank nur noch am Automaten.

Überflutet wurde unter anderem auch der Raiffeisenmarkt, die Krankenhauskapelle stand nach einem Rohrbruch unter Wasser, von dort lief das Wasser in die darunterliegende gynäkologische Ambulanz. Die wurde geräumt, die Medizintechnik wie das Ultraschallgerät konnten in Sicherheit gebracht werden, Patienten waren nicht betroffen. „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt Helios-Sprecherin Maren Esser.

Ausnahmezustand herrschte für der Feuerwehr. Sämtliche 174 Löschkräfte waren Dienstag bis in die Nacht fast pausenlos im Einsatz, alleine in Wipperfürth gab es hundert Einsätze, kreisweit waren es 150. Die Wehr löste Stadtalarm aus, sie bekam Unterstützung von den Feuerwehren aus Engelskirchen, Lindlar, Marienheide und Hückeswagen. „Alleine hätten wir das nicht bewältigt“, sagt Peter Rothmann, Chef der Wipperfürther Feuerwehr, „dafür danken wir den Kameraden von auswärts“. Bürgermeister Michael von Rekowski lobte gestern die „Top-Zusammenarbeit zur Rettung der Innenstadt“.

Tipps von der Versicherung

Wer sein Haus oder Inventar gegen Starkregen oder Hochwasser absichern will, braucht eine Elementarschadenversicherung. Die gibt es nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft als Zusatz zur Wohngebäude- oder Hausratsversicherung. Die Versicherung komme für Schäden am und im Gebäude auf und übernehme die Kosten für Abpumpen und Trockenlegung. 42 Prozent der Wohnhausbesitzer in NRW haben eine solche Versicherung. Vor fünf Jahren – also vor dem schweren Hochwasser 2013 – seien es nur 30 Prozent gewesen. Zerstörtes Inventar ist eine Sache für die Hausratsversicherung mit erweitertem Elementarschadenschutz.

Direkt nach einem Unwetter sollte man kaputte Fenster provisorisch abdichten, abgebrochene Aste und Dachrinnen möglichst wegräumen. Wichtig ist es, den Schaden mit Fotos und Kaufbelegen zu dokumentieren, so die Versicherer. Damit sollte man sich so schnell wie möglich beim Versicherer melden, und zwar unbedingt, bevor ein Handwerker beauftragt wird.

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