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Hinweise gesuchtDer „Luftwaffensiedlung“ in Frielingsdorf auf der Spur

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So sehen die Häuser an der Corneliusstraße heute aus. Aufgrund der Fassadenverkleidung ist die Holzbauweise nicht mehr zu erkennen.

So sehen die Häuser an der Corneliusstraße heute aus. Aufgrund der Fassadenverkleidung ist die Holzbauweise nicht mehr zu erkennen.

Frielingsdorf/Lindlar – Im Jahr 1942 – also mitten im Zweiten Weltkrieg – wurden in Frielingsdorf mehrere Doppelwohnhäuser errichtet. Das Ungewöhnliche daran war das Baumaterial: Holz. Das Grundstück war damals eine freie Fläche, später erst erhielt die Straße den Namen „Corneliusstraße“ nach dem Maler Peter von Cornelius.

„Die Siedlung hatte den Namen ,Luftwaffensiedlung’, sagt Marita Blumberg. Der Name „Luftwaffensiedlung“ rührt daher, weil die Häuser für Mitarbeiter der Rüstungsindustrie   - in diesem Fall für die Luftwaffe – errichtet wurden. Die Leiterin des Treffpunkts Bücherwurm ist eine Spezialistin für die Frielingsdorfer Dorfgeschichte. Diese Häuser hätten bis 1964 der Oberfinanzdirektion gehört und seien erst dann in Privatbesitz übergegangen. Die Häuser stehen bis heute, da aber die Außenwände verkleidet sind, ist die Holzbauweise nicht mehr erkennbar.

Michael Kamp, Leiter des LVR-Freilichtmuseums, hat Hinweise erhalten, dass die Häuser an der Corneliusstraße damals im Auftrag von Schmidt + Clemens für Facharbeiter errichtet wurden.

Das LVR-Freilichtmuseum interessiert sich aus noch aus einem anderen Grund für diese Holzhäuser. Denn sie gleichen geradezu verblüffend dem Forsthaus Broichen, dass 2015 in Bensberg abgebaut, nach Lindlar transluziert wurde und dort zu Pfingsten 2018 eingeweiht werden soll, als Bestandteil der neuen Baugruppe „Am Mühlenberg“.

Der Rösrather Rechtsanwalt und Autor Georg Sturmberg hat die Geschichte dieses ungewöhnlichen Hauses erforscht. In alten Zeitungsberichten aus dem Jahr 1933 fand er die Ausschreibung des Forsthauses, im April 1934 erschien ein Artikel über „Das neue Forsthaus in Broichen bei Bensberg“ – als Erbauer wird dort die Firma August Klug aus Rösrath genannt. Die Idee, das Haus als Blockhaus zu errichten, entstand, weil der damalige Staatsoberförster Karl Friedrich Fuhr im Besitz einer ganzen Reihe von rund 200 Jahre alten Eichenstämmen aus dem Königsforst war, die schwer verkäuflich waren.

„Der Blockhausbau war ein Drittel preiswerter als ein konventioneller Steinbau“, so Michael Kamp, der gemeinsam mit Volkskundlerin Anka Dawid die Geschichte des Forsthauses recherchiert hat.

Hinweise gesucht

Das LVR-Freilichtmuseum sucht weitere Hinweise zur Holzhaus-Siedlung an der Corneliusstraße wie etwa historische Fotos und Baupläne. Kontakt untern Telefon 02266/90 100 oder per E-Mail an michael.kamp@lvr.de

Mittlerweile haben der Museumsleiter und Georg Sturmberg herausgefunden, dass die Firma August Klug schon in den 1930er Jahren hölzerne Haus-Bausätze herstellte und vertrieb, diese frühen „Fertighäuser“ wurden an zahlreichen Orten bis in den Westerwald hinein verwirklicht. Ob und wie die „Luftwaffensiedlung in Frielingsdorf damit zusammenhängt, will das Museum nun herausfinden.

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