HochwasserDie Folgen der Flut in Oberbergs Norden sind nicht abgearbeitet

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Einsatzkräfte der DLRG Wipperfürth in der Wupper. (Archivbild) 

Einsatzkräfte der DLRG Wipperfürth in der Wupper. (Archivbild) 

Wipperfürth/Lindlar – Hanim Akyüz steht mit ihrem Mann Turgay in den Resten ihres früheren Imbiss. Der Gaziantep-Grill an der Lüdenscheider Straße wurde am 14. Juli vom Hochwasser zerstört. Auch das angrenzende Zuhause der Familie wurde unbewohnbar.  und das Juwelier-Geschäft direkt neben dem Grill auch beschädigt.

„Ich kann mich noch genau an den Tag der Flut erinnern. Alles ging so schnell, dass man gar keine Zeit hatte, überhaupt zu realisieren, was gerade passiert. Erst Wochen später wurde uns das Ausmaß richtig bewusst“, sagt Turgay Akyüz. Und die Katastrophe beschäftigt die Familien auch heute noch jeden Tag. Denn auch wenn das Juwelier-Geschäft wieder geöffnet wurde, müssen sie bald wieder aus ihrer Wohnung, denn die Feuchtigkeit hat sich wieder ausgebreitet und auch der Schimmel. „Alles muss wieder runter, auch der Boden, sagt Hanim Akyüz. Fachleute müssen alles sanieren, Eigenleistung werde nicht finanziell unterstützt, so ihre Erfahrung.

Schwierigkeiten, zugelassene Gutachter zu finden

Vor drei Wochen wurde das letzte Gutachten für die Beschädigungen am Imbiss gestellt. Das geht an die IHK und dann an die NRW-Bank, die die Aufbauhilfe auszahlt. Es sei schwierig gewesen, zugelassene Gutachter zu finden. Geduld muss die Familien eine Menge haben, denn es dauere alles sehr lange, erst Warten auf den Gutachter, dann auf das Gutachten, dann auf die Genehmigung.

Erst wenn die Aufbauhilfe genehmigt sei, könne mit der Sanierung des Grills begonnen werden. Kostenvoranschläge von Firmen hätten sie schon, aber bei den aktuellen Preissteigerungen müssten sie vorher nochmals mit den Firmen Kontakt aufnehmen. Der Schaden liege bei rund 200 000 Euro, eine Elementarversicherung hatte das Ehepaar nicht. Es hofft, dass in diesem Jahr die Bewilligung der Aufbauhilfe komme, damit sie mit dem Aufbau beginnen könnten. Trotz allem ist Hanim Akyüz optimistisch. „Das schaffen wir auch noch“, sagt sie und hofft, im nächsten Jahr den Imbiss wieder eröffnen zu können. Das Juweliergeschäft sei wenigstens wieder offen und bringe zumindest ein bisschen was ein. Dankbar ist sie für die Unterstützung der Stadt. Zum einen habe es Geld gegeben, zum anderen auch Hilfe beim Ausfüllen der Formulare, die Bürgermeisterin habe sich mehrfach erkundigt und geholfen.

Fünf Jahre warten auf neue Brücken

Doch nicht nur Familie Akyüz braucht Geduld, auch die Stadt, denn die Schäden an der Infrastruktur, insbesondere an den Brücken sind noch lange nicht alle beseitigt. Sechs Brücken wurden so stark beschädigt, dass sie sofort gesperrt werden muste. Die Brücke Voßkuhle ist provisorisch repariert und kann wieder genutzt werden. In Niedergaul wurde eine Behelfsbrücke installiert, mit den Arbeiten an der neuen Brücke soll Anfang 2023 begonnen werden.

Die beschädigten Bauwerke in Güttenhausen, Brochhagerberg und Ballsiefen bleiben auf unbestimmte Zeit gesperrt. Bis die Anlagen repariert oder erneuert werden, rechnet die Stadt mit mindestens fünf Jahren. Die von der Sperrung betroffenen Ortsteile sind über anderen Strecken zu erreichen.

Die Schäden an den Gemeindestraßen seien in zwischen behoben. Nur der stellenweise völlig zerstörte Damm in der Wupperaue in Höhe Klaswipper muss noch repariert werden. Der Schaden, den die Flut an den städtischen Einrichtungen verursacht hat, wird auf rund fünf Millionen Euro geschätzt. Die Tiefbau-Abteilung habe einen Wiederaufbauplan für Infrastrukturen erstellt und einen Förderantrag beim Land eingereicht, informiert die Stadt.

Gemeinde Lindlar hat Flutschäden beseitigt

Die Gemeinde Lindlar hatte einen Gesamtschaden von über 481 000 Euro ermittelt. 111 433 Euro wurden als Soforthilfe vom Land gezahlt. Eine weitere Förderung habe es bislang nicht gegeben, teilt Bürgermeister Dr. Georg Ludwig mit. Die Schäden an den öffentlichen Einrichtungen seien abgearbeitet.

Im Frühjahr 2021, also vor der Flut, habe sich die Gemeinde der Erstellung Starkregenrisikomanagements des Kreises angeschlossen. Zudem habe die Gemeinde verschiedene Präventionsmaßnahmen eingeleitet und durchgeführt. So seien etwa die Vorschriften für den Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) komplett überarbeitet worden.

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In diesem Zusammenhang wurden eine Reihe von Auswertungs- und Abstimmungsgesprächen sowie Treffen mit unterschiedlichen Stellen durchgeführt, weitere sollen nach der Sommerpause folgen. „Neben der strategischen Planung wurden auch operative Maßnahmen ergriffen“, so der Bürgermeister. Dazu zählen die Ersatzbeschaffung von Sandsäcken, einzelne örtlichen Maßnahmen und die Sicherung der Energieversorgung des Rathauses im Fall eines Stromausfalls.

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