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Jugendherberge LindlarGroßer Andrang auf der Bürgerinfo zum Neubaugebiet

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Lindlar – Das Interesse am Neubaugebiet an der Jugendherberge war groß – das kritische Interesse: Auf der Bürgerinformationsveranstaltung, zu der die Gemeinde ins Forum der Vossbruchhalle geladen hatte, wurden die Stühle knapp. Bürgermeister Dr. Georg Ludwig, die Chefs von Bau- und Tiefbauamt und Kämmerer Werner Hütt berichteten von den Planungen zur Entwicklung des Neubaugebiets am Ausgang des Hauptorts Richtung Altenrath. „Das ist eine der größten Bürgerversammlungen, die die Gemeinde je gesehen hat“, sagt der Bürgermeister zu Beginn.

An der Jugendherberge sollen rund 70 Neubauplätze erschlossen werden. Ludwig und Hütt haben dabei eine Doppelfunktion: Bürgermeister und Kämmerer sind auch Geschäftsführer der gemeindeeigenen Gesellschaft BGW, die das Neubaugebiet entwickelt.

Noch bis 18. Januar können Bürger Anträge auf Änderungen und Bedenken zum neuen Bebauungsplan im Rathaus einreichen (siehe: Was müssen Bürger jetzt beachten?).

Was ist an der Jugendherberge geplant?

Das Neubaugebiet soll Platz für Einfamilienhäuser bieten. „Keine Doppelhaushälften, keine Reihenhäuser“, betonte Bauamtschef Petric Newrzella, als er die Planung vorstellte. Gleichwohl seien in den Häusern Einliegerwohnungen möglich. Pro Wohneinheit sehe der Bebauungsplan zwei Stellplätze für Autos vor. Ein Haus mit Einliegerwohnung müsse also vier Stellplätze haben.

Generell soll sich das Neubaugebiet insofern von anderen Neubaugebieten der vergangenen Jahre unterscheiden, als dass es sich weniger vom Rest des Dorfs unterscheidet. Im Bebauungsplan sollen erstmals in der jüngeren Vergangenheit wieder strenge Vorgaben gemacht werden: Höhe, Dachneigung, Farbe der Dachziegel und der Fassaden sollen vorgeschrieben werden. „Weißer Putz, dunkle Dachziegel“, so Newrzella.

Wird es mehr Verkehr geben?

Die Zahl der Stellplätze für die zu erwartenden Autos der Bauherren leitete auch zum bestimmenden Thema der Bürgernachfragen über: Der Verkehr. Viele Fragen drehten sich um die Erschließung des Neubaugebiets und wo die neuen Nachbarn her fahren werden.

Im aktuellen Stand der Planungen gebe es noch kein abschließendes Verkehrskonzept, betonte Newrzella. Die Gemeinde habe ein Gutachten in Auftrag gegeben, das bis Februar erwartet werde.

Wer trägt die Kosten für Straßenbau?

Mit dem Neubaugebiet werden sich die Verkehrsströme zwischen dem Hauptort und Altenrath verändern. Die Straße Böhl soll verschwinden, nach dem jetzigen Stand der Planungen würde die Straße das Neubaugebiet in der Diagonale in zwei Hälften teilen. „Das macht städtebaulich keinen Sinn“, sagte Newrzella. Ein geteiltes Neubaugebiet würde die Quartiersentwicklung bremsen. Damit muss das Neubaugebiet über andere Wege erschlossen werden. Bislang ist geplant, dass das vor allem über die Alsbacher Straße und einen Kreisverkehr am Bolzenbacher Kreuz geschieht. Anwohner fürchten hier nun, dass mit dem Ausbau Anliegerbeiträge fällig werden. Die Frage beantwortete Newrzella damit, dass diese Kosten von der BGW getragen werden.

Aber auch die anderen Anbindungen bereiten den Anliegern Sorge. Die Straße Jugendherberge und die bestehende Gabelung hin zur Hellinger Straße wurde diskutiert.

Wie groß ist die Nachfrage?

Schon in der Bekanntmachung der Infoveranstaltung hatte die Gemeinde den „großen Bedarf an Wohnbaugrundstücken“ erwähnt. Die „ Nachfrage ist schon jetzt dreimal so hoch, wie wir Grundstücke haben“, sagte der Bürgermeister auch in seiner einleitenden Moderation.

Wie werden die Grundstücke vergeben?

Diese Frage wurde früh während der Bürgerinformation gestellt. Die Vergabe von Bauplätzen in Lindlar wird bislang chronologisch abgearbeitet. Anfragen werden im Rathaus aufgenommen und in eine Liste eingetragen. „Streng nach Eingang“, betonte Ludwig. Bislang hielten sich die Anfragen von Lindlarern und von Menschen von außerhalb „in etwa die Waage“.

Im Falle Jugendherberge werde die Bewerberliste ausschlaggebend sein, so Ludwig. Sei der Verkauf der Grundstücke absehbar, werde die Gemeinde die Bewerber anschreiben. „Stoßweise mit Fristen von zwei bis drei Wochen“, erklärte Ludwig. Die Bewerber könnten dann zugreifen oder absagen. Blieben Plätze frei, würden die nächsten auf der Liste angeschrieben. Bislang sei noch kein Grundstück verkauft, betonte Ludwig.

Was sollen die Grundstücke kosten?

Die Frage wurde ebenfalls gestellt und eine konkrete Antwort gab es nicht. Denn die BGW hat die Arbeiten für Straßenbau und Kanäle noch nicht ausgeschrieben. Gleichwohl gab es eine Schätzung: „Wir orientieren uns an den Preisen in Lindlar-West und Schmitzhöhe“, erklärt Ludwig. Dort lägen die Preise zwischen 155 und 185 Euro pro Quadratmeter, berichtete Werner Hütt. Generell gelte für Bauherren, dass sie sich beim Kauf verpflichten müssen, innerhalb von fünf Jahren zu bauen.

Was müssen Bürger jetzt beachten?

Als nächstes läuft die Frist ab, in der Bürger Eingaben zur Aufstellung des Bebauungsplans machen können. Anregungen müssen dazu schriftlich bis Donnerstag, 18. Januar, im Rathaus eingehen und sich auf den „Bebauungsplan Nr. 25 ,An der Jugendherberge’“ beziehen.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Als einen möglichen Baubeginn nannte Werner Hütt das Frühjahr 2020. Zunächst läuft noch die Aufstellung des Bebauungsplans und die Änderung des Flächennutzungsplans. Der Gemeinderat könnte hier im Juli dieses Jahres eine Entscheidung treffen. Nach Abstimmung mit der Bezirksregierung sei Ende 2018 mit den Ausschreibungen für die Erschließungsarbeiten zu rechnen.

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