Kampf gegen das WasserInterview nach Überschwemmung des Platzes

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Symbolbild.

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Oberberg – Das schwere Hochwasser hat auch den Sportplatz des SSV Süng in Lindlar-Hartegasse unter Wasser gesetzt, beschädigt und für einige Zeit unbespielbar gemacht. Wie schwer die Schäden auf der Platzanlage sind und welche Konsequenzen diese für den Verein haben, darüber sprachen Linda Thielen und Melissa Moles mit Ralf Theunissen, 1. Vorsitzender des SSV Süng.

Herr Theunissen, schildern Sie uns Ihre Erlebnisse aus der Hochwassernacht. Wann haben Sie bemerkt, dass die Sülz dem Kunstrasenplatz in Hartegasse immer näher kam?

Eine unserer Trainerinnen war zufällig in der Turnhalle nebenan, da an diesem Mittwochabend das Geräteturnen stattgefunden hat. Sie hat ein „Gluckern“ aus den Abflüssen bemerkt, und dass Wasser in die Räume läuft, und hat mich angerufen. Ich bin dann hin gefahren. Den Platz hatten wir da allerdings noch gar nicht im Blick, sondern erstmal die Turnhalle. Denn das Wasser stand plötzlich vor der Halle.

Was haben Sie dann gemacht?

Ich habe in unserer WhatsApp-Gruppe des Vereins um Hilfe gebeten. Sofort sind dann die ersten Helfer gekommen. Letztendlich haben wir mit fast 30 Vereinsmitgliedern über acht Stunden lang mit Wischern, Besen und mit Schneeschaufeln versucht, das Wasser aus den Kabinen und Fluren herauszubekommen, damit es nicht in die Turnhalle läuft. Parallel haben Arbeiter der Baustelle nebenan mit der Schaufel eines Radladers Sand vor die Halle gefahren, und wir haben Sandsäcke gefüllt, um das Wasser aufzuhalten.

Hat das funktioniert?

Ja, die Turnhalle ist trocken geblieben. Bürgermeister Georg Ludwig hat mir am nächsten Tag sogar eine SMS aus seinem Urlaub geschrieben und unseren Einsatz als „Heldentat“ bezeichnet, da wir die Turnhalle vor der Überschwemmung bewahrt haben. Über die Nachricht habe ich mich natürlich sehr gefreut.

Aber dann haben Sie an dem Abend irgendwann bemerkt, dass auch der Kunstrasenplatz unter Wasser stand . . .

Ja, das war schlimm. Die Gedanken, die ich in diesem Moment hatte, möchte ich nicht laut aussprechen. Das Wasser aus der Sülz kam so schnell und wurde immer höher. Irgendwann standen wir auf dem Platz knietief im Wasser. Die schweren Aluminium-Tore wurden durch die Strömung einfach über den Platz geschoben. Wir haben die Tore dann mit vereinter Kraft in Sicherheit gebracht. Aber auf dem Platz selbst waren wir machtlos und konnten nur zusehen, wie das Wasser stieg.

Der Platz war danach unbespielbar. Was hat das Wasser denn genau angerichtet? Wie schlimm sind die Schäden?

Durch die Strömung hat das Wasser den Kunstrasenbelag aufgeschoben. Der hat sich dabei nicht nur an den Rändern wellenartig zusammengeschoben, sondern auch über die gesamte Fläche verteilt Falten geworfen. Schlimm war auch der Schlamm, der auf dem Platz zurückgeblieben ist, nachdem das Wasser wieder weg war. Der musste schnellstmöglich runter, bevor er trocknet und betonhart wird. Das hätte den Rasen komplett kaputt gemacht.

Wie haben Sie reagiert?

Wir haben, direkt nachdem das Wasser wieder weg war, mit vereinten Kräften den Rasen jedenfalls an den Rändern wieder etwas gerade gezogen, die Ecken und Ränder von Schlamm und Steinen befreit, damit der Rasen wieder flach anliegen konnte. An dem Samstag waren über den gesamten Tag verteilt an die 40 Helfer im Einsatz. Dadurch haben wir, glaube, ich viel gerettet. In der Folgewoche haben unsere beiden Platzwarte dann fünf Tage lang dafür gesorgt, dass der Schlamm nicht antrocknet. Der eine ist mit einem kleinen Trecker und einer angehängten Harke vorgefahren und hat den Schlamm immer wieder aufgelockert, der andere ist mit einer speziellen Reinigungsmaschine hinterhergefahren und hat den Schmutz aufgenommen und abgetragen. Denn wäre der Schlamm getrocknet und hart geworden, wären bei dem Betreten des Platzes die Spitzen des Kunstrasens einfach abgebrochen. In den vergangenen Tagen hat dann eine Fachfirma mit speziellen Geräten den Platz wieder geradegezogen, also die Falten auf der gesamten Fläche beseitigt. Zu einem späteren Zeitpunkt wird dann wohl nur noch eine Endreinigung erfolgen müssen. Dabei wird auch eine Auffüllung mit Quarzsand und Granulat erforderlich werden.

Endreinigung bedeutet, der Platz hat zumindest keine so großen Schäden davongetragen, sodass Teile komplett erneuert werden müssten?

Ich kann sagen, dass wir mit einem dunkelblauen Auge davongekommen sind. Die Gummierung unter dem Platz ist nicht beschädigt. An einigen Stellen sind durch die Wellenbildung des Rasens Hohlräume entstanden, die wie gesagt noch mit Sand und Granulat aufgefüllt werden müssen.

Dennoch hat die Reinigung des Platzes wahrscheinlich einiges gekostet, oder?

Ja, das wird uns geschätzt um die 15 000 Euro kosten. Aber hätten wir den gesamten Platz erneuern müssen, hätten wir bei 200 000 Euro gelegen. Wir hatten Glück im Unglück. Und wenn man dann die Bilder aus den ganz schlimm betroffen Regionen sieht . . .

Wie finanzieren Sie die notwendige Instandsetzung?

Wir hoffen auf finanzielle Unterstützung vom Fußballbund und vom Landessportbund, auch der Bürgermeister hat uns finanzielle Hilfe über öffentliche Hilfsprogramme in Aussicht gestellt. Die restlichen Kosten müssten wir selbst aufbringen, eventuell durch ein Crowdfunding. Das ist natürlich eine finanzielle Herausforderung für uns, da wir unseren Anteil für den Platz, der ja erst 2015 gebaut wurde, auch noch nicht voll abbezahlt haben. Kunstrasenplätze haben ein spezielles Drainage

Entwässerungssystem. Hat das beim Hochwasser versagt?

Nein, das Drainage-System hat das getan, was es soll. Das hat funktioniert. Das Problem war nicht das Wasser selbst, sondern die Strömung, die den Rasen zusammengeschoben hat und natürlich der zurückgebliebene Schlamm.

Könnten Sie noch aufrüsten, um den Platz künftig vor Überschwemmungen zu schützen?

Nein, das ist kaum möglich. Selbst, wenn wir eine Mauer zur Sülz bauen würden, käme das Wasser von den Seiten. Die Sülz ist halt nur 20 Meter entfernt, wir liegen mit dem Platz in einem Überflutungsgebiet. Wir könnten höchstes überlegen, den Platz gegen Hochwasserschäden zu versichern. Aber fraglich ist schon, ob wir in diesem Gebiet überhaupt eine Versicherung bekommen. Und wenn ja, wären die Prämien wahrscheinlich sehr hoch und auch die Selbstbeteiligung dürfte leicht bei 10 000 Euro liegen.

Was haben die Schäden auf dem Platz für die Saisonvorbereitung der Mannschaften des SSV Süng bedeutet?

Wir konnten bisher nicht auf dem Platz trainieren. Aber ich muss sagen, die Hilfsbereitschaft der Vereine aus den Nachbargemeinden ist riesig. Acht Vereine haben sofort ihre Unterstützung angeboten. Unsere Frauenmannschaft trainiert aktuell auf den Plätzen in Linde und Frielingsdorf, die erste Herrenmannschaft in Engelskirchen und Berghausen und die zweite und dritte Mannschaft in Wipperfeld und Thier. Unsere Jugendmannschaften sind ohnehin in Spielgemeinschaften mit Berghausen und Frielingsdorf, so dass sie zunächst einmal dort trainieren konnten.

Ab wann ist der Platz in Hartegasse wieder bespielbar?

Ich denke, dass die Mannschaften – wenn auch noch mit einigen Einschränkungen – schon in der kommenden Woche wieder auf unserem Kunstrasenplatz trainieren können. Darüber sind wir sehr froh.

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