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Komplikationen bei GeburtChristkind Tammi macht dank Therapie Fortschritte

Lesezeit 3 Minuten
Mit Optimismus blicken Kirsten Propach und Tochter Tammi, die heute drei Jahre alt wird, trotz aller Schwierigkeiten, nach vorne.

Mit Optimismus blicken Kirsten Propach und Tochter Tammi, die heute drei Jahre alt wird, trotz aller Schwierigkeiten, nach vorne.

Lindlar/Bergisch Gladbach – Das knallrote Piano mit dem lachenden Hundegesicht ist eindeutig Tammis aktueller Favorit. Nach dem Handdruck erklingt nicht nur ein Ton, jede der fünf Tasten leuchtet obendrein. Fühlen, Sehen und dazu Hören – für Tammi ist das eine gewaltige Leistung.

Vor genau einem Jahr haben wir Tammis damaligen Alltag geschildert.Denn Tammi ist ein Christkind, geboren unter dramatischen Umständen am Heiligabend 2015. Bei Mutter Kirsten Propach, selbst Hebamme und vielen hundert Müttern in Lindlar und Wipperfürth bekannt, hatte sich die Plazenta vorzeitig gelöst.

Nach Blaulicht-Transport, Notkaiserschnitt im Vinzenz-Pallotti-Hospital in Bensberg, Reanimation und bangen Wochen in der Kölner Kinderklinik an der Amsterdamer Straße stand fest: Tammi überlebt, allerdings hat eine frühkindliche Hirnschädigung tiefe Spuren hinterlassen.

Die Frielingsdorfer Familie informiert sich umfassend über Therapien für ihr jüngstes Mitglied. Der näheren medizinischen Versorgung wegen ziehen sie ins Rheinisch-Bergische. Bei ihrer Recherche stoßen sie auf Spezialisten des Family-Hope-Centers (FHC) im US-Bundesstaat Pennsylvania. „Stichwort Krabbeln: Der deutsche Ansatz sieht viel Krankengymnastik vor, um Tammi zu bewegen. Die Amerikaner denken viel positiver. Sie stimulieren die gesunden Hirnregionen. Das Krabbeln, so sehen sie es, werde dann schon folgen“, erklärt Kirsten Propach.

Keine Bewilligung von der Krankenkasse

Die US-Therapie bewilligten die deutschen Krankenkassen nicht. Dafür setzte sich nach dem Artikel im Vorjahr in der Region eine Welle der Hilfsbereitschaft in Bewegung. „Die Hilfe, die uns erreicht hat, war unglaublich beeindruckend“, erinnert sich Propach, die sich bei den Lesern bedankt und Neuigkeiten rund um Tammi berichten möchte.

Zweimal im Jahr kommen die FHC-Ärzte nach Europa. Im vergangenen Frühjahr stellten die Eltern Tammi in Irland vor. Die Amerikaner entwickelten für die Kleine ein komplettes Konzept von der Überdruckkammer über das tägliche Bewegungsprogramm und dem Training der Sinneswahrnehmung bis zu Ernährungsempfehlungen.

Tägliche Herkulesaufgabe und hohe Kosten

Einige Wochen später knallten im Hause Propach tatsächlich die Sektkorken – Tammi hatte sich zum ersten Mal gedreht. „In den sechs Monaten bis zum Herbst ist mehr geschehen, als in den zwei Jahren davor“, nickt Mutter Kirsten bestimmt und lächelt.

Immer noch ist Tammis Versorgung eine tägliche Herkulesaufgabe. Spezielles Spielzeug kostet obendrein viel Geld. Aber: „Der Optimismus und die Kraft sind zurückgekehrt“, verrät Propach. Im Oktober wurde Tammi erneut untersucht, diesmal in Wales.

Das Fazit: Das FHC-Team ist mit der Entwicklung der Kleinen rundum zufrieden. Auf einer Skala für Hirnschädigungsgrade stuften die Ärzte Tammi inzwischen einen Grad nach oben – der Lohn für sechs Monate harter Arbeit. Der aktuelle Therapiezyklus soll Tammis Fähigkeiten nun noch weiter entwickeln, vor allem die Bewegungsfähigkeit und den Verständnis-Wortschatz, erklärt Kirsten Propach.

Kontakt

Aktuelle Informationen rund um Tammi und ihre Fortschritte veröffentlicht Kirsten Propach regelmäßig per Internet-Blog. Dort ist auch ein Spendenkonto genannt. (sfl)

www.tammis-welt.de

Auch für sie persönlich geht das Jahr mit einer guten Nachricht zu Ende. Ab Januar wird sie in Teilzeit eine Hebammen-Stelle an der Wipperfürther Helios-Klinik antreten. Tammis Betreuung erfolgt durch eine Tagesmutter – vor einem Jahr noch undenkbar.

Mit einem Frühstück vor der Bescherung feiert die Familie heute Tammis dritten Geburtstag. Vor allem Kinder werden erwartet. Tammi liebt es, mitten unter ihnen zu sein und natürlich ist auch das rote Piano dabei. „Wir wünschen uns, dass Tammi das Laufen lernt“, sagt Kirsten Propach leise. „Ganz egal, wie alt sie sein wird. Dieses Ziel gilt. Und es ist richtig, dass wir es uns gesetzt haben.“

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