Leader-ProjektWie in Wipperfürth eine Mikro-Brauerei entstehen soll

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Das Zentrum für Mahayana-Buddhismus in Wipperfürth-Niederholl soll zum Ort interkultureller Begegnung werden.

Das Zentrum für Mahayana-Buddhismus in Wipperfürth-Niederholl soll zum Ort interkultureller Begegnung werden.

Wipperfürth – Eine Mikrobrauerei in Agathaberg, ein interkulturelles Begegnungszentrum in Niederholl und eine Erlebnis-Orgel in der Kirche am Markt. Drei ganz verschiedene Projektideen, die doch zwei Dinge gemeinsam haben. Sie alle haben sich beim Leader-Programm „Bergisches Wasserland“ um bis zu 100 000 Euro Fördergeld beworben und sie alle kommen aus Wipperfürth.

Leader ist ein Förderprogramm des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums. Beim jetzigen, mittlerweile achten Projektaufruf, sind insgesamt sechs Bewerbungen eingegangen - drei aus der Hansestadt, und je eine aus Marienheide, aus Odenthal und aus Burscheid.

Stefan Brunsbach will in Agathaberg eine Mikrobrauerei aufbauen. „Mir schwebt ein süffiges, helles Lagerbier im Münchner Stil vor“, erklärt Brunsbach. Der Clou: Den Strom für die Brauerei soll die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Wohnhauses erzeugen.

„Ich habe mich seit 2015 mit dem Thema Bier brauen beschäftigt“, erzählt Brunsbach, der 20 Jahre lang an der Spitze des Bürgervereins Agathaberg stand. Praktische Erfahrungen habe er noch nicht, doch seine Tochter Vera habe an einem Brauseminar teilgenommen und wolle mit einsteigen.

Verschiedene Ideen an verschiedenen Standorten

Vor einiger Zeit hatte Brunsbach schon einmal eine Idee für Leader - er wollte im Kirchdorf Agathaberg einen Aussichtsturm errichten. Doch die Reaktion im Dorf sei eher gemischt gewesen, erinnert er sich, und so wurde das Projekt nicht weiter verfolgt.

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Als Wasserland-Projektmanager Martin Deubel kürzlich in Wipperfürth für den neuen Projektaufruf warb, informierte sich auch Stefan Brunsbach über das Prozedere, vereinbarte einen Beratungstermin und reichte anschließend seine Bewerbung ein.

Gretel Keßeler vom Zentrum für Mahayana-Buddhismus und tibetische Kultur in Wipperfürth-Niederholl möchte dort eine Wiese terrassieren und zu einer Versammlungsstätte umbauen, eine buddhistische Skulptur (Stupa) soll der Besinnung und Meditation dienen.

Eines der aufwendigsten Projekte ist die „Entdecker-Orgel“ der Evangelischen Gemeinde in Wipperfürth. Das Instrument soll erlebbar machen, wie eine Kirchenorgel Töne produziert und auch die musikalischen und physikalischen Grundlagen erklären. Fenster in der Orgel sollen den Betrachtern ermöglichen, die Technik im Inneren zu erleben. „Wir verknüpfen das Projekt mit einem pädagogischen Konzept“, erklärt Erik Sirrenberg, Kirchenmusiker der evangelischen Gemeinde. Das sei etwas ganz Neues, damit schaffe man eine Attraktion für Wipperfürth. Die Gemeinde will die alte und marode Orgel ohnehin durch ein neues Instrument ersetzen. Dafür sind rund 250 000 Euro vorgesehen, bis bis zu 100 000 Euro könnten durch Leader kommen.

Unverpackt-Laden soll in Stülinghausen entstehen

In Marienheide-Stülinghausen will die Dorfgemeinschaft ein neues Dorfgemeinschaftshaus bauen, in dem ein „Unverpackt“-Laden und ein Café Platz finden sollen. Der Spielplatz soll aufgewertet werden, zudem ist eine kleine Brauerei geplant.

Das ist Leader

„Leader“ ist ein europäisches Förderprogramm zur Stärkung des ländlichen Raums. Bürger können Ideen einreichen, die helfen sollen, das Lebensumfeld praktisch zu verbessern. Ob Nahverkehr oder Nahversorgung, Stärkung der Dörfer, Tourismus - unterstützt werden kann im Prinzip alles, was die Region stärkt und lebenswert macht.

Pro Leader-Projekt gibt es maximal 100 000 Euro, 65 Prozent der Projektsumme können gefördert werden. Antragsteller müssen somit immer auch eine Kofinanzierung nachweisen, entweder durch eigene Mittel oder durch Stiftungen oder Sponsoren. Zehn Prozent der Kosten müssen die Antragsteller selber tragen, ehrenamtliche Arbeit kann angerechnet werden.

Wipperfürth gehört zum Leader-Raum „Bergisches Wasserland“ (gemeinsam mit Hückeswagen, Radevormwald, Marienheide, Wermelskirchen, Burscheid, Odenthal und Kürten). Bislang hat der Wasserland-Vorstand in sieben Sitzungen 33 Projekte ausgewählt, die mit insgesamt 2,1 Millionen Euro gefördert wurden.

Die „Finn-Friends“ aus Odenthal wollen den Erfahrungsaustausch von finnischen und deutschen Gewerbetreibenden vorantreiben - Odenthal hat mit Paimio eine finnische Partnergemeinde. Der Stadtsportverband Burscheid plant direkt an der „Balkantrasse“ einen Bewegungspark für Jung und Alt.

Mitte November entscheidet der Vorstand des „Bergischen Wasserlandes“ über die Förderwürdigkeit der eingereichten Bewerbungen. Insgesamt stehen dieses Mal rund 235 000 Euro Fördermittel zur Verfügung. Die Bewerber müssen einen Eigenanteil oder eine Co-Finanzierung von 35 Prozent nachweisen. Stimmt der Vorstand zu, prüft die Bezirksregierung Köln die eingegangenen Unterlagen - und aus Köln kommt dann, einige Monate später, auch der Bewilligungsbescheid.

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