Lindlars größter BauherrAuf die neuen Geschäftsführer der BGW warten viele Aufgaben

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Lindlars größter Bauherr

In Fri­e­lings­dorf baut die BGW ein Mehr­fa­mi­li­en­haus

Lindlar – Einer der größten Immobilienbesitzer in Lindlar ist die BGW, die Bau-, Grundstücks- und Wirtschaftsförderungs-GmbH der Gemeinde. Ihr gehören 39 Gebäude mit 103 Wohnungen, sieben Kindergärten und weitere sieben Gewerbegebäude.

Die BGW ist aber wohl auch der größte Bauherr. Zu den Projekten, die die 100-prozentige Tochter der Gemeinde Lindlar zurzeit plant und umsetzen will, zählen die Erweiterung des Industriegebiets Klause, das Neubaugebiet „An der Jugendherberge“, zwei neue Kindergärten und eine Kita-Erweiterung, drei Schulanbauten sowie ein neues Feuerwehrgerätehaus.

Am Kirschbäumchen hat die Gesellschaft kürzlich mehrere bebaute und unbebaute Grundstücke gekauft. Im Zug der Regionale 2025 will die BGW das zudem das geplante Grauwacke-Museum realisieren.

Verhandlungsbasis unterschiedlich

Wenn die Gemeinde Lindlar nicht selbst baut, sondern Vorhaben über ihre Tochter BGW realisiert, dann hat das handfeste Vorteile, vor allem bei der Ausschreibung. Kommunen sind laut Vergabeverordnung an das Ergebnis der Submission gebunden, eine Gesellschaft wie die BGW kann dagegen mit den Anbietern verhandeln.

Zwei neue Köpfe

Darüber hinaus ist auch Lindlar-Touristik unter dem Dach der BGW angesiedelt. „Die Ansiedlung des Thema Tourismus passt sehr gut in unser Portfolio, da in der BGW ja als Aufgabe auch die Wirtschaftsförderung verankert ist“, sagt Cordula Ahlers. Die Kämmerin der Gemeinde Lindlar ist zugleich eine der zwei Geschäftsführer der BGW, sie teilt sich die Aufgaben mit Wolfgang Bürger.

Der ist ein „alter Hase“ im Geschäft. In seiner Zeit als Beigeordneter für Bauen in Overath hat er dort die gemeindeeigene Stadtentwicklungsgesellschaft Sego mit aufgebaut und lange geleitet.

Neubaugebiet umstritten

Ende 2019 ging Bürger in Overath in den Ruhestand. „Aber ich wollte nicht auf Null“, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Da kam die Anfrage aus Lindlar, wo ein Nachfolger für den langjährigen BGW-Geschäftsführer Werner Hütt gesucht wurde, gerade recht. In Lindlar würden viele Aufgaben warten, das sei eine Herausforderung, auf die er sich freue. Die Erweiterung von Klause und das Neubaugebiet Jugendherberge sind in Lindlar politisch durchaus umstritten. „Das sind sportliche Aufgaben, das reizt mich“, sagt Bürger. „Es macht Spaß, denn wir bewegen tolle Dinge“, findet auch Cordula Ahlers. Die Kämmerin kümmert sich bei der BGW vor allem um finanzielle und steuerliche Fragen. Eine zusätzliche Aufwandsentschädigung erhalte sie für diese Arbeit nicht.

Wechsel in der Geschäftsführung

Von der Gründung der BGW im Jahr 1993 bis Ende 2019 lag die Geschäftsführung der GmbH in den Händen des Bürgermeisters und des Kämmerers. Im Dezember aber gab Bürgermeister Dr. Georg Ludwig die Geschäftsführung ab und wechselte in den Aufsichtsrat (wir berichteten).

„Die Änderungen bei der BGW erfolgten komplett auf meine Initiative“, sagte Ludwig auf Nachfrage unsere Zeitung. Damit habe man die Statuten der BGW dem neuesten rechtlichen Stand angepasst, wie sie von der Gemeindeordnung und der entsprechenden Kommentierung vorgegeben werden. Darum habe man die BGW-Satzung mit Beteiligung der Gremien wie Rat und Gesellschaftervertretung, der Kommunalaufsicht und einem Notar angepasst.

Es sei durchaus üblich, dass Bürgermeister zugleich auch Geschäftsführer einer gemeindeeigenen Gesellschaft seien, wie dies in Lindlar immer der Fall war. Heute seien die Bürgermeister aber zumeist Mitglied des Aufsichtsrates. „Die neue Struktur der Geschäftsführung entspricht besser dem gestiegenen Projektvolumen“, sagt Ludwig. Die Aufsichtsfunktion sei insgesamt gesehen am besten mit dem Amt vereinbar, so der Bürgermeister.

In der Vergangenheit hatte es häufiger Kritik am Lindlarer Bürgermeister wegen seiner Doppelfunktion gegeben. „Das Amt des Bürgermeisters ist allein ausschlaggebend und überwiegt immer die Nebentätigkeit als Geschäftsführer“, erklärte Ludwig. (cor)

Wolfgang Bürger ist als Geschäftsführer bei der BGW angestellt, er ist vor allem für alle Fragen rund um Grundstücke und Bauen zuständig. „Viele Gespräche führen wir aber auch gemeinsam“, betonen beide. Die Entscheidung darüber, ob und wie groß gebaut werde, sei Sache der Politik, stellen Ahlers und Bürger klar. Die Geschäftsführung habe die Aufgabe, den Willen der politischen Mehrheit umzusetzen. Der Aufsichtsrat der BGW besteht aus elf Mitgliedern, sechs davon gehören der CDU an, die SPD stellt drei Räte, Grüne und FDP je einen. Dass auch Wolfgang Bürger Mitglied der CDU ist, ist kein Geheimnis.

Die Geschäftszahlen

Das Führungsduo der BGW wehrt sich gegen den immer wieder geäußerten Vorwurf, die Gemeindetochter sei gewissermaßen der „Schattenhaushalt“ der Gemeinde Lindlar. Vielmehr trage man zur Konsolidierung des Haushalts bei. 2018 wies die BGW eine Bilanzsumme von knapp 20 Millionen Euro aus, ein Eigenkapital von 4,62 Millionen Euro und einen Gewinn von 396 000 Euro. Für 2019 liegen die Zahlen noch nicht vor.

Bezahlbarer Wohnraum

Als eine der wichtigsten Aufgaben sehen Ahlers und Bürger die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in Lindlar an. An der Straße Am Dimberg in Frielingsdorf errichtet die BGW aktuell zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt sechs Wohnungen und einer Arztpraxis. Am Ortseingang von Altenlinde will man mehrere alte, leerstehende Mehrfamilienhäuser abreißen und sie durch mehrere Neubauten mit 27 Wohnungen ersetzen. Preiswerter Wohnraum – das ist angesichts stetig steigender Baupreise nicht einfach umzusetzen.

Neubaugebiet

Auch das Interesse an Bauland ist weiter ungebrochen. Für das Neubaugebiet „An der Jugendherberge“ lägen der BGW 320 Anfragen auf der Warteliste vor, so die beiden BGW-Geschäftsführer. Geplant sind 70 Grundstücke von 600 bis 1000 Quadratmetern, ausschließlich für Einfamilienhäuser. Der Preis pro Quadratmeter erschlossenes Bauland werde sicher über 200 Euro liegen, erklären Ahlers und Bürger. Mittlerweile hat die Bezirksregierung die Änderung des Flächennutzungsplans genehmigt.

Industriegebiet Klause

In Sachen Klause-Erweiterung läuft es auf eine kleinere Neuplanung hinaus – damit haben sich die Kritiker des Projekts ein Stück weit durchgesetzt. „Manchmal ist es ganz gut, einen Beschluss neu zu denken“, findet Bürger. Viele Menschen seien heute sehr viel sensibler in Sachen Umwelt. Welche Kosten bei der Erschließung des Neubaugebiets auf die BGW und ihre „Mutter“ zukommen würden, könne man derzeit nicht „ansatzweise beziffern“, so Ahlers. Gleichzeitig versprechen die beiden BGW-Geschäftsführer der Öffentlichkeit eine Transparenz bei Entscheidungen, das sei ganz wichtig.

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In der Vergangenheit gab es immer wieder Kritik an Aufsichtsrat und Geschäftsführung mit dem Vorwurf der Intransparenz. Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Projekte der BGW. „Einiges ist auf der Zeitschiene deutlich nach hinten gerutscht“, erklärt Ahlers.

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