Mega-Stimmung auf ReitanlageFans feiern ausgelassen beim Süttenbach Open Air

Lesezeit 4 Minuten
Beim Auftritt von Marcus Mega  herrschte Mega-Stimmung.

Beim Auftritt von Marcus Mega  herrschte Mega-Stimmung.

Lindlar – „Süttenbach eskaliert!“ So fasste es Überraschungsgast Marcus Mega zusammen und übertrieb kein bisschen. Nach dem Süttenbach Open Air am Samstag dürfen zwei Erkenntnisse als gesichert gelten: Das Gut von Joachim Hufenstuhl liegt jetzt sicher zwei Meter tiefer als vorher und Süttenbach ist amtlich bestätigt der östlichste Stadtteil von Köln.

"Loss mer springe!

Spätestens bei der Aufforderung von Hubert Pieper, dem Sänger von „Kuhl un de Gäng“, „loss mer springe“, entlud sich auf dem Reitplatz von Süttenbach eine Feierwut, die man nach über zwei Jahren Corona-Pause vielleicht erwartet, in dieser Form aber eigentlich nicht für möglich gehalten hätte.

„Loss mer springe!“ Und die Leute sprangen und hüpften und sangen aus tausenden Kehlen ekstatisch mit. Aber schon vorher war die Stimmung bei fantastischem Wetter unschlagbar. Einige warfen gleich die Schuhe weg und verpassten sich im Sand der Reitanlage eine Portion Mallorca-Feeling.

BHs fliegen auf die Bühne

Den Auftakt gaben die Paveier, die ja sowieso eine enge Bindung zu Lindlar haben. Die Männer um Sänger Sven Welter brauchten genau eine Sekunde, um die Rakete zu zünden. Mit „Tanz mit mir durch die Nacht“ hatten sie die Menge sofort im Griff. Dass die Superstars der kölschen Musikszene schon so früh dran waren, lag an einem Folgeauftritt am Abend und sorgte mit Sicherheit für Enttäuschung bei einigen, die erst später zum Festival kamen. Ganz sicher haben die Jungs das Format eines Headliners.

Die Newcomer-Band Pimock hatte die undankbare Aufgabe, nach den Paveiern zu spielen, doch die Musiker um Frontmann Lucas Förster meisterten die Aufgabe tapfer. Es war überhaupt erst ihr zweiter großer Auftritt mit dem neuen Sänger. Danach kam die Band „Pläsier“, was in etwas anderer Schreibweise auf Französisch „Vergnügen“ bedeutet. Und nicht weniger war es, den drei Mädels um Sawi Offergeld zuzuhören. Bei der Frontfrau fragt man sich, wie so viel Power in einen nur 164 Zentimeter großen Körper passen.

Drei Mädels sorgen für Power

Und dabei mussten Pläsier sogar Corona-bedingt den Bassmann und den Drummer ersetzen und ganz ohne E-Gitarre auskommen. Spielte alles keine Rolle. Dass sie auch die leisen Töne beherrschen, bewiesen Offergeld, Anne Ebert und Eva Soujou mit „Nimm mich in der Ärm“. Gänsehaut. Als die Sonne unterging, waberten erstmals Gerüche von Substanzen durch das Publikum, die in Deutschland noch in der Diskussion sind, legal zu werden.

Beim Auftritt von besagtem Überraschungsgast Marcus Mega flogen sogar BHs auf die Bühne. Der Overather Jung rockte den Reitplatz mit Covern kölscher Klassiker und internationaler Hits und gab als Zugabe einen Song aus der eigenen Feder.

Optischer Höhepunkt des Süttenbach Open Air war sicherlich der Auftritt von „Kuhl un de Gäng“. Während die hüpfende Menge für tektonische Verwerfungen im Bergischen Land sorgte, ließ sich Sänger Hubert Pieper in einer gigantischen Einhorn-Badeinsel durchs Publikum tragen. Corona-konformes Stage-Diving sozusagen. Beim Blick ins ausrastende Publikum, auch das muss gesagt werden, fragte man sich: Corona? War da was? Egal.

Bevor es ins große Finale mit den Räubern ging, bedankte sich Gastgeber Joachim Hufenstuhl bei allen Bands, dem Team und vor allem dem Publikum. „Das größte Geschenk seid ihr!“, rief er der jubelnden Menge zu.

Die Räuber zeigten das, was Moderator Basti Wirtz von Radio Berg angekündigt hatte. Eine Band, die sich seit 30 Jahren immer wieder neu erfindet. Zugegeben, die Räuber rappen zu hören, daran muss man sich erstmal gewöhnen. Und ob man mit einer solchen Historie im Rücken die Münchner Freiheit covern muss, sei auch dahingestellt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Aber die Band um den neuen Frontmann Sven West versprühte in Süttenbach eine Power und Energie, die ihresgleichen sucht. Eine Zuhörerin im Publikum stellte die Stimme von West in eine Reihe mit der des legendären Freddy Mercury. Und mit „Mer drinken wigger Digger“ hat man ganz sicher den großen Hit der nächsten Karnevals-Session gehört.

Ärger über hohe Getränkepreise

Der einzige Wermutstropfen des Abends waren die doch recht saftigen Preise für Speisen und Getränke. Drei Euro für ein 0,25er Kölsch empfanden viele Gäste als jenseits der Schmerzgrenze.

Rundschau abonnieren