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Mit ElektromotorFreilichtmuseum Lindlar dient als Teststrecke für Rollstuhlfahrer

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Zuggeräte, die mit einem Akku und einem Elektromotor ausgerüstet sind, sollen Rollstuhlfahrern zu mehr Mobilität verhelfen. Das Freilichtmuseum diente dabei als Teststrecke.

Zuggeräte, die mit einem Akku und einem Elektromotor ausgerüstet sind, sollen Rollstuhlfahrern zu mehr Mobilität verhelfen. Das Freilichtmuseum diente dabei als Teststrecke.

Lindlar – Wie können sich Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, besser und schneller durch das Bergische bewegen? 15 Freiwillige aus der Region testen technische Neuheiten der Rehabilitationsbranche. Einer der Testparcours: das LVR-Freilichtmuseum.

Die Praxisprüfung mit Betroffenen hat die Niederlassung der „Gesundheits GmbH Deutschland aktiv“ aus dem Glaspalast in Klause organisiert. Von dort aus sind die Rollstuhlfahrer aller Altersgruppen bereits über Stock und Stein, die Jugendherberge und quer durch den Ortskern ins Museum gerollt. Vor allem sogenannte Zuggeräte haben sie unterwegs ordentlich unterstützt.

Praxisprüfung mit Betroffenen

Die Geräte ähneln dem vorderen Teil eines Rollers. Ein breiter Reifen wird über einen Akku angetrieben, am Lenker sind Schalter angebracht, mit denen die Geschwindigkeit gesteuert werden kann. Gashebel und Bremse funktionieren wie beim Motorrad. Einige der bis zu 20 Stundenkilometer schnellen Zuggeräte passen an handelsübliche Rollstühle, andere sind Spezialbauten. In allen Fällen gilt: Der Antrieb wird vorne eingehängt.

Elektrorollstühle

Das LVR-Freilichtmuseum will bald zwei weitere Elektrorollstühle zur Ausleihe anbieten. Verwaltungsleiter Dieter Sielhorst berichtet von der Bestellung besonders leistungsstarker Geräte – vor allem mit Blick auf den steilen Anstieg zur neuesten Baugruppe „Am Mühlenberg“. Ab wann genau die Geräte zur Verfügung stehen, steht noch nicht fest. (sfl)

Dass die Truppe das Museumsgelände ansteuert, ist kein Zufall. Zwar bietet der LVR den Zugang zu etlichen Gebäuden über Rampen an, verleiht Elektrorollstühle am Haupteingang und hat jüngst eine ganze Reihe neuer Pausenbänke auf dem rund 30 Hektar großen Areal aufgestellt. „Trotzdem bleibt es ein Freilichtmuseum mit Schotterwegen und zum Beispiel der neuen Baugruppe am Hang“, betont Dieter Sielhorst, Verwaltungsleiter des Museums. Komplette Barrierefreiheit werde man nicht hinbekommen.

Konkrete Zahlen darüber, wie viele Menschen mit eingeschränkter Mobilität das Museum besuchen, hat Sielhorst nicht. „Es ist aber wahrscheinlich, dass viele Betroffene bewusst unsere Einrichtung meiden, weil sie glauben, hier nicht vorwärts zu kommen.“ Allein aus diesem Grund sei man offen für technische Fortschritte und gespannt auf das Fazit der Tester.

Joystick-Bedienung ist schwierig bei unebenem Grund

Die diskutieren inzwischen im Lingenbacher Hof ein erstes Resümee. Ohne Antrieb komme er wahrscheinlich nicht über das Museumsgelände, schätzt Dierk Möschler aus Hartegasse. Mit Zuggerät düst er wenig später problemlos über den Schotter in Richtung Haupteingang.

Auch Heike König ist begeistert. Die Leverkusenerin weist außerdem auf einen ihr wichtigen Unterschied zu den bisherigen Elektrorollstühlen hin: „Diese werden mit einen kleinen Joystick bedient. Auf den unebenen Wegen eine wackelige Angelegenheit.“ Beim Testgerät könne man den Lenker dagegen fest umfassen.

Die Verantwortlichen des Landschaftsverbandes Rheinland hören genau hin. Ob das Museum in Lindar solche elektrisch angetriebenen Zuggeräte jemals anbieten wird, könne noch niemand sagen, sagt Sielhorst. Dies müsse umfangreich geprüft werden – unter anderem auch unter dem Aspekt der Haftung und Versicherung für vom LVR ausgegebene Geräte. Aber einen ersten Eindruck von der neuen Technik im Museum, den habe man auf jeden Fall gewonnen.

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