Nach fünf JahrenFlüchtlingsberater verlässt Ökumenische Initiative Wipperfürth

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Flüchtlingsberater Morris Weißelberg verlässt die Hansestadt.

Flüchtlingsberater Morris Weißelberg verlässt die Hansestadt.

Wipperfürth – Fünf Jahre lang war Morris Weißelberg Ansprechpartner, Freund und manchmal auch so etwas wie ein Psychologe für die geflüchteten Menschen in der Hansestadt. Nun verlässt der Flüchtlingsberater die Ökumenische Initiative Wipperfürth/Radevormwald an der Wupperstraße. „Ab nächsten Monat arbeite ich bei der Migrationsberatung in Bergisch Gladbach“, erzählt der 36-Jährige.

Lachendes und weinendes Auge

Der Wunsch nach einer beruflichen und persönlichen Veränderung habe ihn zu dieser Entscheidung gebracht. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlasse er seine Kollegen und Klienten in der Hansestadt. In den vergangenen Jahren habe sein Beruf als Flüchtlingsberater einige große Herausforderungen, aber auch viele schöne Erlebnisse mit sich gebracht, so der Kölner: „Zu den Herausforderungen gehörten vor allem die Familienzusam-menführungen. Damit ist immer ein großer bürokratischer Aufwand verbunden, wenn etwa ein Vater seine Frau und seine Kinder aus seinem Heimatland zu sich nach Deutschland holen möchte“.

Die psychische Belastung, die viele Geflüchtete durch traumatische Ereignisse im Heimatland oder während der Flucht erlebten, sei nie spurlos an Weißelberg vorbei gegangen: „Natürlich versucht man professionell zu bleiben und Berufliches und Privates zu trennen, aber manchmal fällt das schwer.“ Es sei daher wichtig, sich die Zeit und den Raum zu nehmen, über solche Dinge zu reflektieren und sich mit Arbeitskollegen auszutauschen.

Wohnzimmergespräche als Integrationshilfe

Besonders schön sei es während seiner Arbeit bei der Ökumenischen Initiative gewesen, zu sehen, dass die geflüchteten Menschen nach und nach ihren Weg in die Selbstständigkeit fanden. Dazu zähle nicht nur die Sprache, sondern auch das Ankommen im Arbeitsmarkt und eine Art und Weise zu finden, mit den psychischen Belastungen umzugehen. „Ganz besonders habe ich mich immer darüber gefreut, wenn zwischen den Geflüchteten und den Deutschen ein guter Kontakt entstand. Das ist mit das wichtigste bei einer erfolgreichen Integration“, so Weißelberg.

Um den Kontakt zu fördern, rief die Ökumenische Initiative beispielsweise die Wohnzimmergespräche ins Leben, bei denen geflüchtete Menschen zu Wipperfürthern nachhause eingeladen wurden und ins Gespräch kamen. Durch die Corona-Pandemie konnten viele der Angebote in den letzten Monaten nicht stattfinden.

Nachfolger mit Geduld und Empathie gesucht

„Herr Weißelbergs Engagement für die Geflüchteten ist das, was wir am meisten an ihm schätzen. Er brachte viele tolle Ideen mit. Umso mehr werden wir ihn missen“, sagt Anne Loth, die Geschäftsführerin der Ökumenischen Initiative. Auch die gute Koordination und Zusammenarbeit mit der Stadt, WippAsyl und den Ehrenamtlern der Initiative habe sie an Weißelberg geschätzt, so Loth. „Er hatte immer ein offenes Ohr für uns. Wenn ich gemerkt habe, dass mir etwas zu nah ging, wusste ich, dass ich die Verantwortung guten Gewissens an Morris abgeben kann“, sagt Sabine Buchheim, eine der ehrenamtlichen Begleiter.

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In den kommenden Wochen finden Bewerbungsgespräche statt, um die Stelle, die von der Stadt Wipperfürth bis voraus-sichtlich September 2021 finanziert wird, neu zu besetzen, berichtet Loth.

Für seinen Nachfolger hat Morris Weißelberg noch einen Rat: „Neben dem Fachwissen zu Asyl- und Aufenthaltsrecht ist es vor allem wichtig, viel Geduld und Empathie für die Menschen mitzubringen. Man sollte in der Lage sein, die Dinge aus ihrer Perspektive zu betrachten“.

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