Politik sieht HandlungsbedarfÜber ein Jahr warten auf Schwimmkurs in Wipperfürth

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Stolz legen die Kinder ihre ersten Schwimmzüge – hier in Wiehl – zurück. Übungsleiterin Maria Breiderhoff leitet die Kinder an.

Stolz legen die Kinder ihre ersten Schwimmzüge – hier in Wiehl – zurück. Übungsleiterin Maria Breiderhoff leitet die Kinder an.

Wipperfürth – Viele Kinder können nicht oder nur schlecht schwimmen – ein Problem, dass sich während der Corona-Pandemie verschärft hat. Die Hallenbäder waren über Monate gar nicht oder nur eingeschränkt geöffnet, Schulschwimmen fand nicht statt, viele Schwimmkurse fielen im wörtlichen Sinn „ins Wasser“. Die Wipperfürther SPD-Fraktion hatte zur Situation in Wipperfürth eine zehn Punkte umfassenden Fragenkatalog im Rat eingereicht, die Verwaltung hat diese Fragen schriftlich beantwortet. Unsere Redaktion hat mit Heike Radder, der Vorsitzenden des Wipperfürther Ortsvereins der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), gesprochen. Radder ist auch Vorsitzende der Interessengemeinschaft Walter-Leo-Schmitz-Bad (WLS).

Wie ist die Ausgangssituation?

Über 280 Personen, die schwimmen lernen wollen, stehen derzeit auf einer Warteliste, die im WLS-Bad geführt wird. Es handelt sich um Kurse von privaten Schwimmlehrern, dazu zählt auch Badpersonal des WLS-Bads. Die Kosten pro Kurs liegen zwischen 70 und 130 Euro, einschließlich Eintritt ins Bad. Die durchschnittliche Wartezeit betrage über ein Jahr, wie die Stadt mitteilt. Vor der Corona-Pandemie waren es 12 bis 14 Wochen.

Ausbildung

Der Kreissportbund bietet vom 13. bis 18. September in Wipperfürth eine Ausbildung zum Schwimmlehrerassistenten an. Davon sind zwei Tage (17./18.September) eine  praktische Ausbildung im Hallenbad. Teilnehmer müssen mindestens 16 Jahre alt sein und sicher schwimmen können. Weitere Infos gibt es online.

www.ksb-obeberg.de/schwimmoffensive

Schwimmkurse im Wipperfürther Hallenbad werden außerdem von den DLRG-Ortsvereinen in Wipperfürth und Marienheide angeboten. Die DLRG verzichtet nach schlechten Erfahrungen auf eigene Wartelisten. „Erfahrungsgemäß melden die Eltern ihre Kinder oft parallel bei mehreren Anbietern an, sagen dann aber nicht ab, wenn sie einen Platz haben – und wir mussten dann ewig hinterher telefonieren“, erklärt Radder. Deshalb habe die DLRG Wipperfürth auf ein Online-Portal umgestellt, bei dem man sich registrieren lassen könne. Bronze-, Silber- oder Goldkurse seien nicht so stark nachgefragt, hier sollten Interessenten über die Homepage Kontakt mit den Ausbildungsleitern aufnehmen.

Wie viele Kinder können nicht schwimmen?

Genaue Zahlen, die erfassen, wie viele Kinder in der Hansestadt schwimmen können und wie viele nicht, liegen nicht vor – die Verwaltung hat dafür keine Instrumente. Das Land NRW will dieses Jahr erstmals genauer erfassen, wie es um die Schwimmfähigkeit der Zweitklässler bestellt ist. Das Badpersonal im Wipperfürther Bad hat festgestellt, dass es seit Corona Defizite gibt, sowohl beim Schulschwimmen als auch bei den einzelnen Kindern. Bei Jugendlichen unter 15 ist Ertrinken in Deutschland die zweithäufigste Todesursache . Die DLRG betont, dass ein „Seepferdchen-Abzeichen“ nicht gleichbedeutend mit sicherem Schwimmen sei, es bescheinigt nur, dass sich das Kind 25 Meter über Wasser halten kann.

Gibt es genügend Schwimmlehrer?

Nein. Die Stadt Wipperfürth führt erste Gespräche mit den Schwimmlehrern des Bürgerbads Hückeswagen, das wegen Sanierungsarbeiten geschlossen ist. Mittelfristig, so die Stadt, wolle man überlegen, wie man das Angebot im WLS-Bad anpassen könne, damit alle Kinder sicher schwimmen lernen könnten. Mit dem Förderprogramm „Aufholen nach Corona“ finanziert die Stadt sonntags freien Eintritt im WLS-Bad für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren – bis Ende 2022. In den Lehrplan der Schulen darf die Stadt nicht eingreifen.

Der Kreissportbund Oberberg hat zum 75-jährigen Bestehen eine „Schwimmoffensive“ gestartet“ um mehr Schwimmlehrer und Schwimmlehrerassistenten auszubilden. Ein erster Kurs begann im März in Waldbröl. Assistenten dürfen selbstständige Schwimmkurse geben, solange ein Rettungsschwimmer anwesend ist. Bärbel Schröder (SPD) hofft, dass möglichst viele Bürger sich als Schwimmlehrer, Assistent oder Rettungsschwimmer ausbilden lassen.

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Heike Radder hält die Initiative des Kreissportbundes zwar für sinnvoll. „Die Helfer-Ausbildung ist ein Anfang. Aber eine richtige Schwimmlehrerausbildung ist etwas anders, auch vom zeitlichen Aufwand her.“ Auf die Schnelle könne man keine zusätzlichen Schwimmlehrer ausbilden. Die DLRG-Vorsitzende sieht noch ein anderes Problem. „Die Badzeiten sind begrenzt. Neben Schwimmkursen und Schulschwimmen gib es noch viele andere Angebote wie Rehasport und Wassergymnastik.“

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