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Schließung des Café ElanJugendliche in Lindlar suchen Raum zum Feiern

Lesezeit 4 Minuten
vermissen einen Raum, in dem Partys stattfinden. Eine eigene Disco steht auf dem Wunschzettel.

vermissen einen Raum, in dem Partys stattfinden. Eine eigene Disco steht auf dem Wunschzettel.

Lindlar – Die Schließung des Café Elan stellte die Jahrgangsstufe 12 des Lindlarer Gymnasiums vor ein Problem. Ende September konnten die angehenden Abiturienten dort noch die für die Finanzierung von Abiball, Abizeitung und Abigag so wichtige Oberstufenparty feiern. Einen neuen Raum zu finden, gestaltete sich für die Schüler aber äußerst schwierig.

Auf der Suche nach Alternativen

Bei vielen Lindlarer Gastwirten fragten die Jugendlichen an – zunächst erfolglos, berichtet Schülerin Janina Römer. Nächste Anlaufstelle sei die Gemeinde gewesen. Diese machte den Vorschlag, in den Vorraum der Scheelbachhalle nach Frielingsdorf zu gehen. Dafür stellte die Verwaltung Bedingungen, die für die Abiturienten nach Aussage von Römer nicht zu stemmen waren: 1000 Euro Kaution, eine Veranstaltungshaftpflichtversicherung und einen Sicherheitsdienst. Das hätte die Stufe alles selbst organisieren müssen.

Grüne wollen Disco im Gewerbegebiet

Die Lindlarer Grünen haben im Sozialausschuss einen Antrag gestellt, zu prüfen, ob sich im Industriegebiet Klause eine Disco ansiedeln lassen würde. Der Antrag wurde einstimmig angenommen und an den Planungsausschuss weitergeleitet. Aufhänger war auch hier die Schließung des Café Elan. „Den Jugendlichen in Lindlar fehlt die Möglichkeit, zu feiern. Und wenn, dann sind die Clubs weit weg“, sagt Patrick Heuwes, der Fraktionssprecher der Partei. Ein Club in der Klause sei jedoch gut zu erreichen und die Parkplätze könne man tagsüber für das Gewerbe nutzen.

Alles zum Thema Georg Ludwig

Bürgermeister Dr. Georg Ludwig steht der Idee grundsätzlich positiv gegenüber. Jedoch gebe es ein Platzproblem. „Es sind aktuell keine Flächen frei“. Dieser Plan sei also nur dann umzusetzen, wenn man das Industriegebiet wie geplant erweitere. Patrick Heuwes glaubt, dass ein Club auch ohne Erweiterung umzusetzen sei.

„Es herrscht dort immer Fluktuation, Firmen ziehen beispielsweise weg.“ Die Bau-, Grundstücks- und Wirtschaftsförderung Lindlar (BGW) solle die Augen offen halten und das Ohr am Markt haben, damit man sofort reagieren könne, wenn etwas frei werde.

Ob sich ein solcher Club in Lindlar lohnen würde – da sind sich Heuwes und Ludwig einig – hänge von der Konzeption des Betreibers ab. (nip)

Inzwischen konnten Schüler den Betreiber der Gaststätte Haus Biesenbach überzeugen, dort – nach Absprache mit dem Ordnungsamt – die Feier zu veranstalten. Das gelte jedoch erst einmal nur für die kommende Feier. Wie es weitergehe, sei unklar. Die Abiturienten fühlen sich im Stich gelassen: „Wir haben das Gefühl, dass uns in dieser Sache niemand hilft und es auch niemanden interessiert“, sagt Janina Römer.

Damit trifft Römer den Ton, der auch in den Kommentaren in den Sozialen Medien immer wieder durchklingt.

Das war bisher im Ortskern los

Bis vor kurzem haben Stefan Homberg und Marc Hufenstuhl als „Moussa und Giovanni“ immer wieder Partys in Lindlar veranstaltet.

Für Homberg ist damit aus beruflichen Gründen erst einmal Schluss, er hört also nicht wegen der Schließung des Elans auf. Trotzdem erkennt er darin ein Problem: „Dadurch wird es auf jeden Fall schwerer, Partys zu organisieren“, sagt er.

Hier fanden früher Partys statt

Bis vor einigen Jahren sorgte unter anderem die KjG Lindlar regelmäßig für Feiern im Ortskern: Es gab eine Kajuja, eine Rocknacht, eine Weihnachts- und eine Osterdisco. Weihnachts- und Osterdisco fielen auch der Raumproblematik zum Opfer. In der kleinen Turnhalle konnte irgendwann nicht mehr gefeiert werden, weil der Kreis die Umnutzung der Sportstätte als Veranstaltungshalle nur noch unter erschwerten Bedingungen zuließ: nur noch zwei Veranstaltungen im Jahr (dadurch, dass eine davon schon ständig belegt war, blieb für die KjG nur eine) und eine Begrenzung der Besucher, die den Aufwand nicht mehr rechtfertigte. Dann zogen die Organisatoren ins Forum am Gymnasium um. Da sorgten dann sich über den Lärm beschwerende Nachbarn dafür, dass man dort nicht mehr feiern konnte.

So äußert sich die Gemeinde dazu

Im Ortskern gibt es also Stand jetzt auch keine Räumlichkeit, die die Gemeinde zur Verfügung stellen kann, das bestätigt auch der Lindlarer Bürgermeister Dr. Georg Ludwig auf Anfrage.

Er glaubt jedoch, dass sich möglicherweise auf dem Gelände von T2 an der Bismarckstraße mittelfristig etwas ergeben könnte. „Das Konzept dort ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Ludwig. Jedoch müsse es, wenn jemand einen Raum anmiete, immer einen geben, der die Verträge unterschreibe – einen, der für die Feier dann verantwortlich ist.

Jugendliche wollen weniger Verantwortung

„Ich denke, für Jugendliche bleibt wenig Zeit, sich zu engagieren“, meint Torsten Wolter, Alt-Pfarrleiter der KjG Lindlar. Durch den Druck in der Schule würden viele Kinder eher im Kinderzimmer groß. Und wenn sie dann mal ausgingen, würden sie eher irgendwohin gehen, wo sie keine Verantwortung tragen müssten. Dafür seien Vereine und Gruppierungen gut. Denn als Verein könne man Räume mieten. Und Bedingungen dafür gebe es immer. Zumal Vermieter bei Einzelpersonen häufig auch schlechte Erfahrungen gemacht hätten.

Neuer Versuch außerhalb des Ortskerns

Marc Hufenstuhl startet einen neuen Versuch, dieses Mal außerhalb vom Ortskern. Er veranstaltet eine Weihnachtsdisco und zwar am Zweiten Weihnachtstag im Ristorante Pizzeria Haus Burger in Linde. „Ich würde danach auch gerne weiter Partys organisieren“, sagt er.

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