Schmidt + Clemens in LindlarVertrag zur Standortsicherung beendet Streit

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Sie unterschreiben den Vertrag: S+C-Personalleiter Ralf Welters, Werner Kusel (1. Bevollmächtigter IG Metall), Jan Schmidt-Krayer (geschäftsführender Gesellschafter S+C), Thomas Geilhaupt (S+C-Betriebsratsvorsitzender) und Dominic Otte (Geschäftsführer S+C) (v.l.).

Sie unterschreiben den Vertrag: S+C-Personalleiter Ralf Welters, Werner Kusel (1. Bevollmächtigter IG Metall), Jan Schmidt-Krayer (geschäftsführender Gesellschafter S+C), Thomas Geilhaupt (S+C-Betriebsratsvorsitzender) und Dominic Otte (Geschäftsführer S+C) (v.l.).

Kaiserau – Der Streit zwischen der Geschäftsführung von Schmidt + Clemens und der Industriegewerkschaft (IG) Metall ist beigelegt. Am Montag unterzeichneten beide Seiten, ebenso wie der S+C-Betriebsrat, einen „Zukunftsvertrag“, der bis 2024 gilt. Der Vertrag soll den Standort Kaiserau sichern, den Arbeitgeber entlasten und den rund 600 S+C-Beschäftigten in Lindlar eine klare Richtung vorgeben.

Was steht in dem Vertrag drin?

Das neunseitige Papier umfasst eine ganze Reihe von Vereinbarungen, die über den Tarifvertrag hinausgehen. Wichtigster Punkt ist eine Neuregelung des übertariflichen Entgeltsystems, das rund ein Drittel der Mitarbeiter betrifft. Mit einer Übergangszeit von zwei Jahren wird eine leistungsgerechte Beurteilung eingeführt, die Sonderzahlungen machen rund zehn Prozent des Lohns aus. Für die rund 100 Angestellten der Verwaltung und des kaufmännischen Bereichs gilt eine andere Lösung: Sie erhalten acht Tage pro Jahr zusätzlich Freizeit. S+C verpflichtet sich, die Zahl der Auszubildenden von zuletzt zehn auf 13 zu erhöhen, 75 Prozent der Azubis sollen am Ende der Ausbildung einen festen Arbeitsvertrag angeboten bekommen. Mindestens 55 Prozent alles Investitionen der S+C-Gruppe sollen auf den Standort Kaiserau entfallen. Die Leiharbeiterquote darf maximal 2,5 Prozent betragen.

Warum gibt es einen Sondervertrag bei S+C?

Im Februar 2018 hatten sich der Arbeitgeberverband und die IG Metall auf einen Flächentarifvertrag geeinigt, mit Gehaltssteigerungen von 4,3 Prozent. Die Geschäftsführung von S+C hatte den Tarifabschluss scharf kritisiert, weil er das Unternehmen stark belaste, und weil er die freiwilligen Zusatzleistungen von Schmidt + Clemens nicht berücksichtige. Dazu zählen die eigene Werkskantine, der Werkskindergarten, die S+C-Akademie, das firmeneigene Fitnessstudio und die Gesundheitsvorsorge. Diese freiwilligen Leistungen belaufen sich nach Unternehmensangaben auf zwei Millionen Euro pro Jahr.

Diese Zusatzleistungen darf der Arbeitgeber nun mit künftigen Tariferhöhungen verrechnen. Im Gegenzug verpflichtet sich S+C, mindestens bis ins Jahr 2024 in der Tarifbindung und im Arbeitgeberverband zu bleiben. Im Zug des Tarifstreits zur Jahreswende 2017/18 hatten vier oberbergische Metallunternehmen dem Arbeitgeberverband den Rücken gekehrt.

Wird damit der Tarifvertrag ausgehöhlt?

„Der Flächentarifvertrag gilt auch künftig eins zu eins“, betont Werner Kusel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Oberberg. Vielmehr habe man den Spielraum, den der Tarifvertrag biete, ausgenutzt. „Ich war selbst ein bisschen überrascht, welche Handlungsoptionen es gibt“, so Jan Schmidt-Krayer, der geschäftsführende Gesellschafter von Schmidt + Clemens. Die Freizeitregelung sei ein ausdrücklicher Wunsch der Beschäftigten gewesen, so Kusel. „Der Zukunftsvertrag wird von der Belegschaft mitgetragen“, erklärte Thomas Geilhaupt, Vorsitzender des S+C-Betriebsrats.

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