TrickbetrügerLindlarerin bei Versuch einer Anzeige von Polizisten abgewimmelt

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Schattenmann mit Telefonhörer. Die Polizei warnt vor einer Welle von Betrugsversuchen am Telefon. Als eine Lindlarerin einen Betrug anzeigen will, wird sie aber von Beamten abgewimmelt.

Schattenmann mit Telefonhörer. Die Polizei warnt vor einer Welle von Betrugsversuchen am Telefon. Als eine Lindlarerin einen Betrug anzeigen will, wird sie aber von Beamten abgewimmelt.

Oberberg – Es ist kein Einzelfall: Betrüger, die am Telefon dem Angerufenen einen fetten Gewinn vorgaukeln, um dann angebliche Gebühren einzutreiben. Als Marlis Pfeifer aus Lindlar am Mittwoch aus dem Urlaub zurückgekommen war, hörte sie ihren Anrufbeantworter ab.

Und dort fand sie einen dubiosen Anruf vor. „Ich muss Sie um etwas benachrichtigen“ – so sagt eine Computerstimme. „Es geht um den Gewinn, den Sie gewonnen haben.“ Genannt wird dann eine Notarskanzlei Reuß und Co. und eine deutsche Telefonnummer, bei der man zurückrufen solle. Tatsächlich erfolgte der Anruf aber aus Österreich.

Dubioser Anrufer aus Österreich

Marlis Pfeifer war schnell klar, dass sich dahinter Kriminelle verbergen. „Ich habe dann meinen Sohn angerufen, und der hat mir geraten, die Polizei zu informieren. Noch am selben Abend rief die 78-Jährige den Notruf 110 an. „Dort meinte man zu mir, ein solcher Anruf sei doch nicht so schlimm, und ich solle ihn einfach löschen.“ Marlis Pfeifer war verärgert und fühlte sich nicht ernst genommen.

Polizeistatistik

„Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ werden erst seit 2016 in der Kriminalitätsstatistik gesondert ausgewiesen.

2017 gab es in Oberberg einen hohen Anstieg dieser Straftaten um fast 60 Prozent auf 121 Fälle. In 95 Prozent der Fälle, die der Polizei bekannt wurden, hatten die Telefonbetrüger keinen Erfolg. „Die Aufklärung ist sehr schwierig, weil die Täter meist sehr professionell vorgehen und häufig aus dem Ausland agieren“, so die Pressestelle der Polizei. Dennoch bitte die Polizei darum, jeden Betrugsversuch trotzdem zu melden.

Als sie gestern Morgen unsere Zeitung aufschlug, wollte sie dann ihren Augen kaum trauen. Denn dort stand im Lokalteil der Artikel „Polizei warnt vor Trickbetrügern“, in dem die Polizei ausdrücklich dazu rät, genau solche Betrugsversuche anzuzeigen. Der Text basierte auf einer Pressemitteilung der Kreispolizeibehörde. Also griff die Lindlarerin erneut zum Telefonhörer und rief dieses Mal direkt auf der Wache an. „Es meldete sich eine Beamtin“, schildert Pfeifer das Telefonat. „Als ich ihr alles berichtet hatte, fragte sie mich, ob ich nach Gummersbach zur Wache kommen könne, da die Polizei heute keinen Beamten nach Lindlar schicken könne. Das habe ich verneint.“

Dann wies Marlis Pfeifer die Polizeibeamtin auf den Zeitungsartikel hin, der doch ausdrücklich dazu auffordert, Telefonbetrüger anzuzeigen. „Die Antwort der Polizistin: ’Ach, glauben Sie doch nicht alles, was in der Zeitung steht’,“ so Pfeifer. Die Lindlarerin ist verärgert und erbost über das Verhalten der Polizei.

„Wenn die Anrufe von Frau Pfeifer bei der Polizei so abliefen, wie sie es geschildert hat, dann ist das sehr unglücklich gelaufen“, sagt Polizeisprecher Michael Tietze auf Nachfrage. „Mit den Kollegen, die die Anrufe entgegengenommen haben, haben wir noch nicht sprechen können“, so Tietze. Man werde dies aufarbeiten, denn die Polizei sei auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Darüber hinaus versprach er, man werde einen Bezirksbeamten bei Marlis Pfeifer vorbeischicken, damit dieser die Anzeige aufnehmen könne.

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