Überflutung vorige WocheAufräumarbeiten laufen – Wird Lindlar nun wieder überspült?

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Aufräumen nach Starkregen in Lindlar vergangenen Donnerstag: Zehn Kubikmeter zerstörte Gegenstände haben Michael und Sandra Sonntag aus ihrem Keller geholt. 

Lindlar – In Lindlar blieb es trotz aktuellem Dauerregen bis zum frühen Mittwochnachmittag zunächst relativ ruhig. Dann spitzte sich die Lage auch hier zu, gegen 15.25 Uhr wurde in Lindlar Gemeindealarm ausgelöst. Das könnte bedeuten, dass Lindlar, das erst vor einer Woche mit starken Überschwemmungen zu kämpfen hatte, schon wieder mit Überflutungen konfrontiert wird.

Vor einer Woche standen die Talstraße in Altenrath und ein Teil der Hauptstraße im Ortskern von Lindlar nach heftigen Regengüssen unter Wasser. Viele Keller und zum Teil auch Wohnungen liefen voll, nachdem zwei Regenüberlaufbecken die Wassermassen nicht mehr halten konnten. Die Schäden sind beträchtlich.

Alte Überlaufbecken in Lindlar nicht auf aktuelle Regenmengen ausgelegt

Ursachenforschung bei der Gemeinde Lindlar. Ralf Urspruch ist Technischer Betriebsleiter des Wasser- und Abwasserwerks der Gemeinde Lindlar. „Wenn erhebliche Regenmengen kommen, dann dürfen diese Becken überlaufen“, stellt er klar. Klar sei allerdings auch, dass die älteren Regenüberlaufbecken aus den 1970er- und 1980er Jahren gebaut wurden aufgrund von damals aktuellen Berechnungen. „Die Regenmengen haben sich nicht verändert, Starkregenereignisse sind jedoch häufiger geworden“, so Urspruch.

Bei der Anlage von neuen Becken würden selbstverständlich aktuelle Berechnungen berücksichtigt. So sei, im Zuge der angedachten Klause-Erweiterung, eine Vergrößerung des Regenüberlaufbeckens in Vorderrübach geplant. „Bei Starkregenereignissen wie am Donnerstag kommt das Wasser von überall her. Die Wiesen Weiden können das Wasser nicht mehr aufnehmen. Die Kanalisation kann für solche Extreme nicht ausgelegt sein“, so Urspruch.

Diskussion über Umgang mit Extremwetterlagen im Kreis

Der Kreis soll langfristig mithelfen. Die Diskussion über den Umgang mit solchen Extremwetterlagen, sie hat gerade erst begonnen. Im April stimmte der Rat einstimmig für eine Vereinbarung mit dem Kreis über ein Starkregenrisikomanagement.

Fachleute sollen untersuchen, welche Wege sich das Wasser bei heftigen Regenfällen sucht, wo in einer Gemeinde besondere Gefahrenpunkte liegen und welche Lösungswege infrage kommen. Die Gemeinde Lindlar trägt 50 Prozent der Kosten, der Eigenanteil beträgt voraussichtlich 17 000 bis 20 000 Euro, er soll über die Regenwassergebühren refinanziert werden.

Außer Nümbrecht beteiligen sich alle oberbergischen Kommunen an der Vereinbarung. Einige haben schon Daten vorliegen, die in die Untersuchung mit einfließen sollen. Der Aggerverband rät zur Selbsthilfe. Professor Dr. Ludwig Scheuer ist Vorstand des Aggerverbands. Er rät allen Hausbesitzern, sich gegen Hochwasser rechtzeitig zu wappnen und sich Haus und Grundstück genau anzusehen.

Wohin mit extremen Wassermengen in Lindlar?

Wo sind Senken, von wo könnte das Wasser kommen und wie kann es abfließen, ohne Schaden anzurichten? Bürgerinitiative will Risiko analysieren lassen. Auch die neu gegründete Bürgerinitiative „Lindlarlike“ hat sich zu Wort gemeldet. Sie hat im Rathaus einen Bürgerantrag eingereicht, der im September im Haupt- und Finanzausschuss behandelt werden soll. Ziel des Antrags: Bevor ein Neubaugebiet Jugendherberge umgesetzt wird, sollen erst das Starkregenrisiko analysiert und entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden.

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„Der vergangene Donnerstag hat gezeigt, dass Teile Lindlars bereits jetzt extrem gefährdet sind – und diese liegen in unmittelbarer Nachbarschaft des geplanten Neubaugebiets“, so Christian Kleff, Sprecher der Initiative. Die vorgesehene, extreme Verdichtung des Baugebiets in der gegebenen Hanglage steigere die Gefahrenlage für Bolzenbach und Altenrath durch Flächenversiegelung um ein Vielfaches.

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