Weg mit den SäckenGelbe Tonne steht in Lindlar auf der Wunschliste

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Lindlar – Die Entscheidung fiel eindeutig pro Tonne. Im Fachausschuss Sicherheit und Ordnung stand am Donnerstag der Verpackungsmüll auf der Tagesordnung. Genauer: Ob der Müll mit dem Grünen Punkt darauf in Zukunft bei den Haushalten in Tonnen oder Säcken landen soll. Und da waren sich die Fraktionen einig, dass die Tonne „von der Sauberkeit und Nutzbarkeit als sinnvoller erscheint“, so Clemens Krieger (CDU) im Ausschuss. Obgleich Krieger auch auf einen Antrag seiner Fraktion verwies, in dem die Christdemokraten dafür plädieren, das bisherige Sack-Tonne-System am liebsten beizubehalten. Das wäre auch für die SPD Lösung der Wahl. „Damit fahren wir in Lindlar ganz gut“, so Ulrich Cölln.

Weniger Verpackungsmüll in Wipperfürth

Mehr Müll in den Tonnen. Die Statistik des Bergischen Transportverbands (BTV) zeigt, dass in den durchsichtigen Gelben Säcken weniger Müll landet als in Tonnen. Die Entsorger haben festgestellt, dass es in Tonnen mehr sogenannte „Fehlwürfe“ gibt. Heißt: Die Versuchung sei größer, auch einmal Restmüll in die Tonne zu werfen.

30,33 Kilo in Wipperfürth. So viel Verpackungsmüll haben die Hansestädter 2017 pro Kopf produziert. In der Hansestadt werden die Leichtverpackungen ausschließlich in Gelben Säcken gesammelt.

35,8 Kilo in Lindlar. In der Gemeinde mit ihrem Mischsystem aus Tonne und Sack produzierten die Einwohner 35,8 Kilo Verpackungsmüll. Rund ein Drittel der Haushalte hat Tonnen, der Rest sammelt in Säcken.

44,31 Kilo in Nümbrecht. Die Stadt in Oberbergs Süden ist eine von nur zwei Kommunen in der Region, in der der Grüne-Punkt-Müll ausschließlich in Tonnen gesammelt wird. (Zahlen 2017; Quelle: BTV) Foto: dpa

Die Entscheidung des Ausschusses war für Burkhard Rösner bestimmt. Rösner ist Geschäftsführer des Abfall-Sammel- und Transportverbandes Oberberg (Asto) und des Bergischen Transportverbands (BTV) und verhandelt für die Bergischen Kommunen mit dem Dualen System darüber, wie künftig der Verpackungsmüll abtransportiert wird. Und er war nach Lindlar gekommen, um sich einen „Eintrag auf dem Wunschzettel“ abzuholen. Sprich: Er geht mit dem Lindlarer Votum nun an den Verhandlungstisch zurück. Er hat schon eine Verhandlungsrunde absolviert und konnte zumindest das Ergebnis schon mitteilen, dass es das bisher in Lindlar praktizierte Mischsystem nicht mehr geben dürfte: „Das werden die nicht mitmachen“.

Aus diesem Ergebnis resultierte das Votum der Fraktionen. Wenn Wahl, dann Tonne. „Die Tonnen sind für uns im ländlichen Raum besser geeignet“, so Ingo Harnischmacher von den Grünen.

Das neue Verpackungsgesetz ist der Grund dafür, dass sich die die bisherige Praxis grundlegend ändert. Bei den 20 Mitgliedskommunen des BTV muss entschieden werden, wie künftig Verpackungsmüll einheitlich gesammelt wird. Bisher gab es außer Lindlar noch vier weitere Kommunen, die sowohl Sack als auch Tonne für die Sammlung anbieten. Zwei nur mit Tonnen, der Rest verwendet ausschließlich Säcke.

Bis Ende dieses Jahres müssen die Kommunen entscheiden, welches System sie in Zukunft haben wollen. Die Entscheidung der Städte und Gemeinden ist Verhandlungsgrundlage für die Gespräche mit den Dualen Systemen vom Grünen Punkt, die Entsorgung regeln diese Systeme in Eigenregie. Im Bergischen ist das die Reclay Systems GmbH, einer von neun bundesweit zugelassenen Betreibern.

Der bekannte „Grüne Punkt“, der inzwischen zum Gattungsbegriff für Verpackungsmüll geworden ist – wie „Tempo“ für Taschentücher – gehört zum Dualen System Deutschland und ist nur einer von diesen neun Systembetreibern.

Der Zeitplan sieht vor, dass die Mischsysteme wie bisher in Lindlar bis spätestens 2020 abgeschafft werden. Das Gebiet des BTV soll zum 1. Januar 2020 neu vergeben werden. Die Abwicklung des Zweckverbands ist bereits beschlossen.

Die Gelben Säcke werden von den Dualen Systeme zur Sammlung bevorzugt. So hätte die Reclay GmbH bereits für die Bergischen Kommunen in Aussicht gestellt, die Qualität der Säcke zu verbessern. „Natürlich ist das ein Schachzug in der Verhandlung, aber ein legitimer“, berichtete Rösner. Dass die Säcke seit Einführung 1991 immer dünner und instabiler wurden, sei schließlich kein Geheimnis.

Kostengründe werden von den Dualen Systemen angeführt, warum sie Säcke bevorzugen. Einmal sei die Sammlung von Hand schneller, als mit automatisierten Müllwagen. Und dann sei in den Säcken auch weniger Fremdmüll. Sprich: Restmüll, der nicht zur Wiederverwertung geeignet ist. Mit der Vermarktung des Mülls finanzieren sich die Dualen Systeme anteilig. Auch müssten die Systeme keine Tonnenlager unterhalten, keine Tonnen tauschen, falls sie doch einmal kaputt gehen.

Was die Tonne für Lindlar bedeutet, wurde ebenfalls im Ausschuss thematisiert. Kommt ausschließlich die Tonne, werden keine Gelben Säcke mehr zusätzlich ausgegeben. Das bedeutet: Haushalte müssen beim jetzigen Abfuhrrhythmus von vier Wochen auch mit einer Tonne von aktuell 240 Litern auskommen. Die Frage hatte Bürgermeister Dr. Georg Ludwig gestellt: „Bei einer vierköpfigen Familie ist so eine Tonne in vier Wochen sehr schnell voll“.

Die wilden Mülltonnen von Lindlar werden zum Zeitpunkt der Neuregelung endgültig abgeschafft. Das sind Mülltonnen, die sich Haushalte privat angeschafft haben, um darin Verpackungsmüll zu sammeln. Denn seit rund 20 Jahren werden in der Gemeinde keinen neuen „offiziellen“ Gelben Tonnen mehr ausgegeben. Wer keine dieser „offiziellen“ Tonne hat, erhält eine Tonne vom Dualen System. Die Kosten muss das Duale System tragen. „Und das werden die in den Verhandlungen auch einpreisen“, berichtete Rösner.

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