Wenn die Zeit am Leder nagtAutosattlerin Annika Drechsler hat ihre eigene Werkstatt

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Ein typischer Fall für eine Autosattlerei sei die Reparatur eines Cabrio-Verdecks, erläutert Annika Drechsler.Foto: Dierke

Lindlar/Gummersbach – Der giftgrüne Rücksitz eines Cadillacs, die Risse im Kutschbock oder der löchrig gewordene VIP-Sessel aus dem Bochumer Fußballstadion: Wo die Zeit zu sehr am Leder genagt hat, kommt Annika Drechsler ins Spiel. Die Gummersbacherin ist Auto-Sattlerin und hat jüngst ihre erste eigene Werkstatt in Klause eröffnet.

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„Es gibt meinen Beruf öfter als man denkt – viele Menschen wissen nur nicht, wonach sie suchen sollen“, erklärt die 41-Jährige, während sie sich das Verdeck eines 80er-Jahre-Sportwagens vorknöpft. Die Autosattlerei gehört zum Sattler- und Feintäschner-Handwerk. „Man spezialisiert sich dann recht schnell“, sagt Annika Drechsler. „Und ich habe mich für alles, was rollt, entschieden.“

Diese Entscheidung kam nicht von ungefähr. Bereits ihr Vater und der Großvater wählten den Beruf des Autosattlers. 2001 bestand Annika Drechsler die Meisterprüfung. Ihr Familienbetrieb existiert bis heute in Gummersbach. „Aber ich wollte es eine Nummer kleiner – meine eigene kleine, aber feine Werkstatt. Deshalb der Gang nach Lindlar“, verrät Drechsler.

Neben ihrer gewaltigen Nähmaschine stapeln sich Cabrio-Verdecke, Motorradsitzbänke, Kissen, Stühle und die halbe Innenausstattung eines Wohnmobils. Ihre Kundschaft kommt vom Rhein und aus dem Ruhrgebiet, bis weit hinein ins Sieger- und Sauerland. Gerade bei Oldtimern wird die Reparatur zur kleinen Herausforderung – stets soll der neue Bezug farblich möglichst nah an das Original herankommen. „Unser Handwerk ist untereinander unheimlich gut vernetzt und das deutschlandweit“, berichtet die Meisterin. In den Niederlanden gebe es zudem ein internationales Drehkreuz für Stoffe und Leder beinahe vergessener Fahrzeuge. „Und wenn sich dort nichts Passendes findet, geht der Blick in die USA“, erklärt Annika Drechsler. Eigentlich hatte sie geplant, Oberberg für längere Zeit den Rücken zu kehren. Zu Jahresbeginn zog sie nach Mallorca und bildete sich im Bereich der Bootssattlerei fort. Dann folgten Corona, Lockdown und die vorzeitige Rückkehr. Die Idee der eigenen Werkstatt entstand – und führte Annika Drechsler nach Lindlar.

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