Winterliche Unbill in Lindlar-HartegasseBei Schnee geht am Mühlenberg nichts mehr

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Sobald Schnee liegt, wird die steile Neigung der Straße „Am Mühlenberg“ für die Anwohner in Lindlar-Hartegasse zum Problem. 

Lindlar-Hartegasse  – Spätestens wenn die ersten Flocken vom Himmel fallen, erinnern sich die Anwohner wieder genau, warum ihre Straße „Am Mühlenberg“ heißt. Rund 150 Meter lang ist die Sackgasse, die mitten in Hartegasse steil bergauf auf die Anton-Esser-Straße führt.

Anlauf für das Steilstück ist nicht möglich

Unterteilt ist die Straße in zwei Hälften, die im rechten Winkel zueinanderstehen. Die Kurve ist so scharf, dass Autofahrer auf der ersten Hälfte keinen Schwung holen können, um die zweite steile Etappe zu meistern. „Erst kann man Gas geben, muss dann aber komplett runterbremsen und steht letztlich ohne Tempo vor dem Berg“, beschreiben Manuela Braun und Wolfgang Köster die Situation.

45 Menschen leben dort, davon müssen 31 morgens zur Arbeit, hat Norbert Buchholz errechnet. Wenn es über Nacht geschneit hat, habe der erste Autofahrer morgens meist noch Glück. Der Zweite kämpfe sich meist mit Mühe noch durch die Spuren des Vorgängers nach oben.

Zuständig für den Winterdienst

Räumen und Streuen, dafür ist in der Gemeinde Lindlar der Tebel zuständig. Das ist der gemeinsame Bauhof mit der Nachbargemeinde Engelskirchen. Die Abkürzung steht für Technischer Betrieb Engelskirchen Lindlar. Sitz des Tebel inklusive Fuhrpark ist das Industriegebiet Lindlar-Klause.

Spätestens bei Nummer drei seit aber Feierabend. „Nach Viertel nach fünf am Morgen muss man es eigentlich gar nicht mehr versuchen“, berichten Wolfgang Seibert und Oliver Baldsiefen, jobbedingt die Frühaufsteher der Straße.

Der Pflegedienst traue sich nicht mehr in die Gasse und auch die Sanitäter brauche man als Mühlenberger bei Schnee besser nicht, da sind sich die Nachbarn einig. „Wenn der Rettungswagen überhaupt herunterkommt, kommt er garantiert nicht mehr hoch“, fürchtet Baldsiefen.

Verhandlungen mit der Gemeinde dauern schon drei Jahre

Seit drei Jahren diskutieren die Brauns, Seiberts, Kösters und Baldsiefens nach eigenen Angaben nun schon mit der Gemeindeverwaltung über ein frühzeitigeres Räumen ihrer Straße. Ihr Vorschlag: Oben auf der Anton-Esser-Straße ist der Winterdienst sehr zeitig unterwegs, damit der Schulbus sicher die Grundschule Kapellensüng erreicht.

Anschließend drehe das Räumfahrzeug eine Runde über den Schulweg und fahre über die Anton-Esser-Straße zurück vorbei an der Einfahrt Mühlenberg. „Den Fahrern machen wir keinen Vorwurf. Sie müssen sich an den Plan halten, der ihnen vorgegeben wird“, betont Jens Lahnstein, ein weiterer Anwohner, der obendrein selbst gelegentlich Winterdienst fährt. Zwei zusätzliche Minuten würde es kosten, schätzen die Nachbarn, wenn dabei auch der Mühlenberg geräumt würde.

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Norbert Buchholz erinnert sich, dass der Winterdienst am Mühlenberg schon vor Jahrzehnten ein Zankapfel war. Und daran, dass die Nachbarn schon selbst zur Schaufel griffen. Ein Ausweichen bergab zum Mühlenweg halten sie für zwecklos – dort versperren Poller die Durchfahrt, obendrein gibt es eine scharfe abschüssige Kurve, die die Autos vermutlich geradewegs in die Hecke führe. „Inzwischen haben wir ja eher selten Schnee“, sagt Oliver Baldsiefen. „Aber wenn er fällt, ist der Zustand hier nicht akzeptabel.“

Lindlar will keinen Präzedenzfall schaffen

Bürgermeister Georg Ludwig kennt das Thema auch schon länger. Im Januar 2019 habe er einem Anwohner dazu schriftlich geantwortet: „Die Straße Am Mühlenberg ist eine reine Anliegerstraße, [...] die nachrangig nach den Hauptstrecken geräumt und gestreut werden. Auf der Strecke [...] befinden sich auch andere, nachrangig zu räumende Straßen, die ebenfalls teils starke Steigungen oder Gefälleverhältnisse aufweisen [...]. Solche untergeordneten Straßen existieren auch auf den anderen Streu- und Räumstrecken [...]. Würden wir dem Anliegen Am Mühlenberg nachkommen, diese Strecke mit der Hauptstrecke gleichzeitig zu bedienen, würde dieses Entgegenkommen uns bei anderen Straßen im Gemeindegebiet auch treffen.“

Für den Winterdienst erfolge eine Priorisierung aller in der Gemeinde befindlichen und im Winterdienst zu befahrenen Straßen, erläutert Ludwig. Das gesamte Netz werden in Haupt- und Nebenstrecken aufgeteilt.

Hauptstrecken seien Straßen mit viel Verkehr, öffentlichem Nahverkehr, Zuwegung zu Schulen, Feuerwehr und ähnlichem. Auch Steilstücke oder gefährlichen Stellen können dazugehören. Verkehrswichtige Hauptstrecken würden immer mit hoher Priorität bedient. Nebenstrecken, dazu zählen auch Anliegerstraße in Wohngebieten, würden danach befahren.

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