Kuchen und KulturKupferberger und Kreuzberger treffen sich im Café Campanile

Lesezeit 3 Minuten
Engagierte Ehrenamtler machen den Betrieb möglich: Mit selbst gebackenen Kuchen und Gesprächsangeboten lockt das Café Campanile die Besucher an. 

Engagierte Ehrenamtler machen den Betrieb möglich: Mit selbst gebackenen Kuchen und Gesprächsangeboten lockt das Café Campanile die Besucher an. 

  • Im Osten von Wipperfürth lockt das Café Campanile zu Kuchen und Torte.
  • Einmal im Monat werden auch Bücher vorgestellt.
  • Wir haben uns im beliebten Café einmal umgeschaut.

Wipperfürth-Kupferberg – Zweimal Aprikosentorte bitte, gerne mit Sahne. Es ist Dienstagnachmittag und im Wipperfürther Osten dreht sich alles um Geselligkeit, den Austausch von Neuigkeiten und natürlich den Kuchen. Dienstagnachmittag, das ist die Öffnungszeit des Café Campanile in Kupferberg.

Pünktlich um 15 Uhr klappern Untertassen und Tortenheber, die Kaffeemaschine blubbert und die ersten Stühle werden gerückt. Brigitte Fresenberger und Marianne Hüpper sind heute für den Service zuständig. „Wir haben einen Pool von 20 Frauen und sogar zwei Männern, die den Café-Betrieb ehrenamtlich stemmen“, berichtet Organisatorin Karin Stephanow. Wer Schicht hat, backt am Tag zuvor meist auch den Kuchen. Neben der Aprikosentorte kündigt die Wandtafel für heute auch Kirschgebäck mit Mandeln an.

Engagierte Ehrenamtler machen den Betrieb möglich.

Engagierte Ehrenamtler machen den Betrieb möglich.

Stichwort Angebot: Kurzfristig veröffentlichen die Ehrenamtler ihre Tortenauswahl immer über das Internet. „Am Montag und Dienstag schnellen die Klickzahlen regelmäßig deutlich in die Höhe“, verrät Stephanow. Nicht selten richten Wanderer und Radfahrer aus allen Teilen des Bergischen ihren Ausflug nach der Kupferberger Kuchenauswahl aus. Das Café scheint unter Ausflüglern den Ruf eines Geheimtipps zu haben.

Feste Tradition

Die ersten Gäste an diesem Dienstag sind die Busfahrer, die auf die Mitarbeiter der benachbarten Lebenshilfe-Werkstatt warten. Bis zu deren Feierabend lassen sich bequem noch zwei Stücke Torte genießen, für die Truppe ist der Besuch feste Tradition geworden. Rund um Ostern und Weihnachten legt das Café eine kurze Pause ein, ansonsten ist der Dienstag ganzjährig Café-Tag.

Im November wird das Campanile sechs Jahre alt. Vor der Eröffnung brachten Stephanow und ihre Mitstreiter den einstigen Konfirmanden-Raum des Evangelischen Gemeindezentrums optisch auf Vordermann. „Es gab viele, die nicht an unsere Idee geglaubt und dem Café nur ein paar Wochen gegeben haben“, erinnern sich die Ehrenamtler. Umso stolzer mache sie die kleine Erfolgsgeschichte heute.

Barbara Löffler (ganz rechts) stellt immer am letzten Dienstag im Monat Bücher vor.

Barbara Löffler (ganz rechts) stellt immer am letzten Dienstag im Monat Bücher vor.

Konzipiert ist die Institution vorrangig als Treffpunkt für Kupferberger und Kreuzberger. Willkommen ist aber jedermann. Maria Peppinghaus, Helga Höstermann und Roswitha Köster sind Gäste der ersten Stunde und haben sich auch diesmal wieder den Tisch in der Ecke gesichert. „Es geht darum, Gemeinschaft zu erleben und natürlich auch darum, Neues zu erfahren“, stellen die drei Frauen fest.

In unregelmäßigen Abständen steht der Café-Nachmittag unter einem besonderen Motto. Mal wird es weihnachtlich, mal steht der Muttertag im Vordergrund oder das Campanile verwandelt sich in ein Wiener Kaffeehaus inklusive Sachertorte, Apfelstrudel und Geschichten aus der österreichischen Hauptstadt. Am letzten Dienstag eines Monats dreht sich an der Alten Bahnhofstraße immer alles um Literatur, Barbara Löffler schaut vorbei.

An diesem Dienstag liest die Kreuzbergerin Passagen aus dem Buch „Die Kreuzfahrer“ von Wladimir Kaminer, der die typischen Unsitten und Erfahrungen auf dem Luxusschiff auf das Korn nimmt und mit Humor von den Ländern berichtet, die das Schiff ansteuert. Löffler stellt nur solche Bücher vor, die neugierig gewordene Zuhörer anschließend auch in der Kreuzberger Bücherei ausleihen können.

Inhaltlich kommen Biografien und Geschichten um die Liebe im Café besonders gut an, hat Löffler festgestellt. „Gerne auch mit geschichtlichem Hintergrund, zum Beispiel um die ehemalige innerdeutsche Grenze.“ Die von ihr einmal zitierte Story über die Alzheimer-Krankheit eines Mannes bezeichnet Löffler rückblickend dagegen als Flop. Richtig traurige Geschichten mag im Café Campanile einfach niemand hören.

Rundschau abonnieren