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Wipperfürther EngagementMutter-Kind-Haus wird für 1,7 Millionen Euro gebaut

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Mutter mit Kind Symbolbild

Symbolbild.

Wipperfürth – Wenn Anfang Oktober am Don-Bosco-Weg die Bagger anrücken, dann geht für Diakon Gerhard Zimmermann ein Traum in Erfüllung: Der Bau des Mutter-Kind-Hauses beginnt. In dem zweigeschossigen Neubau können künftig bis zu sieben junge Mütter, ihre Babys und Kleinkinder wohnen und dort intensiv betreut werden. Die Frauen kommen oft aus schwierigen Verhältnissen und sollen lernen, für sich und ihre Kinder Verantwortung zu übernehmen.

Träger, Bauherr und Investor des Projekts ist die Stiftung „Die Gute Hand“ aus Kürten. „Wir investieren rund 1,7 Millionen Euro für den Bau“, erklärt Markus Schäfer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Weitere 200.000 Euro für die Ausstattung kommen von Förderstiftungen. Dass das Mutter-Kind-Haus überhaupt verwirklicht wird, ist dem hohen persönlichen Einsatz zu verdanken.

Zimmermann hatte das Projekt vor einigen Jahren mit viel Enthusiasmus angestoßen, mit Ansgar Nowak und Gabriele Claudi vom Kirchenvorstand der Gemeinde St. Nikolaus und der Wipperfürther Jugendamtsleiterin Ute Dalmus fand er Unterstützer. Zu viert gründeten sie einen Arbeitskreis. Doch die Suche nach einem Träger und Investor gestaltete sich schwierig. „Anfangs war ich skeptisch“, erinnert sich Markus Schäfer an das erste Gespräch. Konnte er sich doch nicht vorstellen, dass sich ein solch anspruchsvolles Projekt ausgerechnet in einer Kleinstadt wie Wipperfürth umsetzen lässt. „Kriegen wir im ländlichen Raum dafür genügend Mitarbeiter?“, fragte er sich.

Was ihn und das Kuratorium der Stiftung letztendlich überzeugte, war nicht nur das Konzept, sondern die viele ehrenamtlich Engagierten, die dahinter stehen. Zudem verfügt Wipperfürth mit der Psychologischen Beratungsstelle Herbstmühle und den frühen Hilfen, dem Haus der Familie und der Elternschule Josefine über ein sehr dichtes, gut funktionierendes Netzwerk von Hilfsangeboten für junge Familien. „Sogar der Kostenträger, also die Stadt Wipperfürth, unterstützt das Projekt – das kannte ich bislang nicht“, sagt Schäfer. „Das große Wohlwollen von allen Seiten hat uns begeistert.“

Rund ein Jahr Bauzeit

Ursprünglich war die Gute Hand nur als Träger der Einrichtung vorgesehen. Zumal die Stiftung mit dem „Familienhaus“ in Leverkusen-Schlebusch bereits eine ähnliche Einrichtung unterhält. Das Mutter Kind-Haus soll deshalb auch dem Familienhaus organisatorisch zugeordnet werden. Doch als die Suche nach einem Geldgeber stockte und das ganze Projekt gefährdet schien, waren sich Stiftungsvorstand und Kuratorium schnell einig, Geld aus Stiftungsmitteln in die Hand zu nehmen.

Das Grundstück neben dem Don-Bosco-Haus wird von der katholischen Kirchengemeinde in Erbpacht vergeben, gleich nebenan liegt der Don-Bosco-Kindergarten. Dort könnte ein Teil der Kinder tagsüber betreut werden – denn die jungen Mütter sollen an das Berufsleben herangeführt werden oder ihre unterbrochene Ausbildung beenden. „Wir werden aber auch mit anderen Kindergärten zusammenarbeiten“, verspricht Schäfer.

Über Nacht umsetzen ließ sich das Projekt nicht. „Die Prüfung des Erbbauvertrags durch das Erzbistum hat gedauert“, so Schäfer. Der Vorteil: Die Gute Hand hat so genügend Zeit, das Personal auf das neue Projekt vorzubereiten. Erzieherinnen, Sozialarbeiter, Sozialpädagogen und Heilpädagogen sollen sich intensiv um die Frauen und ihre Kinder kümmern. Die Bezahlung regelt der kirchliche Tarifvertrag. Bewerbungen bei der Guten Hand sind willkommen.

Mittlerweile liegt die Baugenehmigung vor, am 11. Oktober ist erster Spatenstich. Die „Gute Hand“ rechnet mit gut einem Jahr Bauzeit. Weihnachten 2019 könnten die ersten Bewohner im Mutter-Kind-Haus einziehen.

Sieben Appartements

Es soll ein Haus werden für junge Mütter und ihre Babys und Kleinkinder, für Frauen, die oft aus sozial schwierigen Verhältnissen kommen und mit dem Kind alleine überfordert wären. Oft fehlt es an einem geregelten Tagesablauf. Das Mutter-Kind-Haus soll ihnen für eineinhalb bis zwei Jahre ein Zuhause bieten und beim Aufbau einer stabilen Mutter-Kind-Beziehung helfen. Die Frauen werden individuell betreut, sie können ihre Schule oder ihre Berufsausbildung abschließen.

Das Mutter-Kind-Haus in Wipperfürth soll aus sieben, rund 30 Quadratmeter großen Appartements, bestehen, jeweils mit eigener Küche und Schlafräumen. Daneben gibt es Gemeinschaftszimmer, Therapieräume und Büros. Das Mutter-Kind-Haus ist kein Frauenhaus und es ist auch kein Heim.

Die Finanzierung regelt das Sozialgesetzbuch VIII. Die Kosten für die Unterbringung der Mütter und ihrer Kinder übernehmen die Jugendämter der Kommunen, in denen die Frauen zuletzt gemeldet waren. Die Frauen werden voraussichtlich aus Oberberg und den angrenzenden Kreisen kommen.

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