Zur Arbeit nach OberbergDuarte de Freitas pendelt zwischen Overath und dem Golfclub

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Vom Auto ins Golfmobil: Von Overath aus pendelt Ex-Profi Duarte de Freitas zum Golfclub Oberberg nach Hassel.

Vom Auto ins Golfmobil: Von Overath aus pendelt Ex-Profi Duarte de Freitas zum Golfclub Oberberg nach Hassel.

Hassel – Viele Oberberger pendeln, zum Beispiel nach Köln.  Es gibt aber auch viele, die zur Arbeit hierher fahren. Wer sind sie, wie gut kennen  sie die Region und ihre  Menschen? In unserer Serie „Zur Arbeit nach Oberberg“ stellen wir einige vor. Heute: Golflehrer Duarte de Freitas.

Lange Wege zur Arbeit kennt Duarte de Freitas zur Genüge und mag sie eigentlich gar nicht. Genau dies – die weiten Reisen – seien sogar der Grund gewesen, warum der 42-jährige Portugiese im Jahr 2013 endgültig seine sportliche Karriere an den Nagel hängte.

Denn als Profi-Golfer war Duarte de Freitas sehr viel unterwegs, spielte weltweit Turniere bis hinauf zur European-Tour-Serie und war dabei mit Weltstars wie dem gleichaltrigen schwedischen Major- und Tour-Sieger Henrik Stenson unterwegs. „Irgendwann hatte ich davon aber genug“, sagt de Freitas, der schon seit 2003 mit seiner aus Nürnberg stammenden Frau im bergischen Overath lebt, über den Reisestress als Professional.

Dabei lag der Golfsport für den Portugiesen, der auf der Insel Madeira aufgewachsen ist, von Kindesbeinen an quasi vor der Haustür: „Das Clubhaus war fünf Minuten von meinem Zuhause entfernt.“ Obwohl Golf in Portugal und auch auf Madeira bis heute vor allem ein Sport von Touristen sei – vor allem der Briten, die dort Urlaub machen. Dennoch schaffte es der Einheimische im Alter von zehn Jahren erstmals auf den Golfplatz – „über den Kontakt meines Vaters zu einem Briten“, wie er erzählt.

Die Briten in dem Golfclub, sagt de Freitas, hätten sein Talent schnell erkannt und so habe er tatsächlich den Weg bis zum Profi geschafft. Sein erstes Turnier im Ausland spielte er als 18-Jähriger auf dem legendären Old Course im schottischen St. Andrews. Als seinen größten Erfolg wertet er bis heute die Teilnahme am World Cup 1998 – einem Wettbewerb, bei dem immer die beiden besten Spieler eines Landes zusammen antreten. „Damals hat mit sogar die Regionalregierung von Madeira die Reise bezahlt, damit ich an dem Qualifikationsturnier auf Jamaika teilnehmen konnte“, erinnert er sich.

Am Ende war es nicht nur der Reisestress, der de Freitas dazu brachte, die Profi-Karriere aufzugeben. „Ich hatte außerdem große Lust, mit Menschen auf dem Platz zu arbeiten“, sagt er. Früh schon hatte er deshalb die lange Ausbildung zum Golflehrer begonnen. Heute darf er sich PGA Head Pro nennen. Als Golflehrer arbeitete er schon während seiner Karriere in der Region – unter anderem im Golfclub Schloss Auel in Lohmar, im Golfclub Burg Overbach in Much und seit 2011 – dann schon als Head Pro – auf seiner ersten Station im Oberbergischen: im Golfclub Gimborner Land in Gummersbach-Berghausen. 2016 wechselte er dann nach Reichshof-Hassel zum Golfclub Oberberg.

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Das Besondere am Golfsport im Oberbergischen? Da gerät der weit gereiste Ex-Profi geradezu ins professionelle Schwärmen: „Sehen Sie doch selbst! Dieses Panorama, die Luft hier und die Ruhe sind schon einmalig!“ Und auch sportlich sei das Ganze reizvoller als mancher Kurs in der flacheren Ebene rund um Köln: „Durch die Höhenunterschiede mit den verschiedenen Plateaus, aber auch durch viele sogenannte Blindlöcher, wo man am Abschlag das Grün noch nicht sieht, ist das schon eine besondere Herausforderung.“

Auch den Oberbergern selbst, denen er auf dem Golfplatz begegnet, stellt er ein hervorragendes Zeugnis aus: „Es sind sehr herzliche Menschen hier“, sagt de Freitas. Von dem Dünkel und übertriebenen Elitebewusstsein, das anderswo auf den Plätzen durchaus eine Rolle spiele, sei im Oberbergischen nun wirklich überhaupt nichts zu spüren. Hin und wieder geht er dann aber doch noch einmal auf Reisen, vor allem im oberbergischen Winter. Dann bietet er Golftouren auch für seine oberbergischen Spieler in seine portugiesische Heimat: natürlich nach Madeira, mit Stationen aber auch an der Algarve, auf den Azoren und in Lissabon.

Im Rest des Jahres macht ihm sein Job im Oberbergischen aber trotzdem weiterhin Spaß. Deshalb macht sich Duarte de Freitas auch immer wieder gerne auf den Weg zur Arbeit – gut 20 Minuten, knapp 40 Kilometer nach Hassel. Keine Weltreise mehr, wie früher als Profi.

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