Prozess in KölnFalscher Arzt und Apotheker prellen Krankenkassen um 1,7 Millionen

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Gerichtsakten im Kölner Landgericht

Gerichtsakten im Kölner Landgericht (Symbolbild)

Köln/Brühl – Mit Scheinverordnungen und nicht abrechnungsfähigen Rezepten sollen ein falscher Arzt und ein Apotheker Krankenkassen um 1,7 Millionen Euro betrogen haben. Am Mittwoch begann der Betrugsprozess gegen die beiden Männer vor dem Kölner Landgericht. Laut Anklageschrift sollen die 45 und 47 Jahre alten Männer im Zusammenspiel mit einem dritten, damals in Brühl ansässigen Arzt, sogenannte Luftrezepte abgerechnet haben. Auch dieser Mediziner war ursprünglich angeklagt, ist aber mittlerweile verstorben, wie das Gericht am Mittwoch mitteilte. Luftrezepte sind mit den Krankenkassen abgerechnete Verschreibungen von Medikamenten, die aber nie an die Patienten ausgehändigt werden. Als Tatzeitraum der rund 1000 Betrugsfälle gibt die Anklageschrift November 2007 bis Februar 2011 an.

Prostituierte auf Geschlechtskrankheiten untersucht

Ferner soll der falsche Arzt auch ein Behandlungszimmer im Kölner Großbordell „Pascha“ unterhalten und Prostituierte auf Geschlechtskrankheiten untersucht haben. Hierzu soll er Abstriche und Blutabnahmen vorgenommen haben. Laut seiner Einlassung vor Gericht hat er dort auch Prostituierte mit Botox behandelt. Botox ist ein Nervengift, das in der kosmetischen Medizin zur vorübergehenden Abschwächung von Falten eingesetzt wird. Darüber hinaus legt ihm die Staatsanwaltschaft eine gefährliche Körperverletzung zur Last. Im Februar 2010 soll er eine Patientin mit einer „Fettweg-Spritze unbekannten Inhalts“ behandelt haben. Der Einsatz führte bei der Geschädigten zu einer „massiven Sepsis“ und „massiven Entstellungen“, wie es in der Anklage heißt. Erst kürzlich hatte das Oberlandesgericht Köln der Frau in einem Zivilprozess 15 000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen.

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Der 45-Jährige erklärte über seinen Verteidiger, dass auch er die ihm zur Last gelegten Betrugstaten heute als „hochgradig kriminell“ betrachte. Allerdings sei er damals als Medizinstudent in die Geschichte hineingeschlittert. Er habe als Hilfskraft bei dem Brühler Arzt geholfen, aber wegen dessen Alkoholsucht immer wieder ärztliche Tätigkeiten übernehmen müssen. Mittlerweile hat er sein Medizinstudium abgeschlossen und arbeitet an einem Krankenhaus im österreichischen Salzburg. Auch der 47-Jährige will sich geständig einlassen. Er hatte die Vorwürfe aber schon im Ermittlungsverfahren dem Grunde nach eingeräumt.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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