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Menchells „Der Witwenclub“Raimund Binder begeistert mit zündender Neuinszenierung

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Gemeinsam einsam (v.l.): Ida (Sabine Müller), Lucille (Angela Harrock) und Doris (Gabi Bülter) teilen das Witwendasein.

Gemeinsam einsam (v.l.): Ida (Sabine Müller), Lucille (Angela Harrock) und Doris (Gabi Bülter) teilen das Witwendasein.

Wiehl – Eine stimmungsvolle herbstliche Bildprojektion begrenzt die Bühne im Hintergrund und schafft den Rahmen für eine Friedhofsszene – stiller Schauplatz für das allmonatliche Treffen dreier verwitweter Freundinnen. Hier, bei gemeinsamer Grabpflege und im Dialog mit den Verstorbenen versteht man sich als verschworene Dreiergemeinschaft, die nichts auseinanderbringen kann.

Ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer in Idas Haus bildet das Gegenstück zum Friedhof. Hier legen die Freundinnen Ida (Sabine Müller) , Lucille (Angela Harrock) und Doris (Gabi Bülter) teetrinkend, plaudernd oder auch hitzig diskutierend ihre unterschiedlichen Charaktere offen. Allein schon dieser szenische Kontrast vermittelt etwas von der Intention des Autors. Ivan Menchell will die wechselnde Befindlichkeit der drei alleingebliebenen Frauen darstellen, die mit dem Unwiederbringlichen klarkommen müssen.

Die Freundschaft der drei sehr unterschiedlichen Frauen wird einer Zerreißprobe ausgesetzt, als Sam (Hans-Gerd Pruß) auf den Plan tritt. Während Doris ihr Witwendasein weiterhin intensiv pflegt, betreibt Lucille deftige Anmache. Und zwischen Ida und Sam entspinnt sich eine zarte Liebesbeziehung, was die Dreiergemeinschaft zu sprengen droht. In kontrastreichen Bildern vermittelt Regisseur Raimund Binder dem Publikum das ganze emotionale Spektrum des menschlichen Verhaltens. Das Publikum durchlebt alle Gemütsregungen von Heiterkeitsausbrüchen bis hin zu nachdenklicher Betroffenheit. Eine bravouröse Balance zwischen Tragik und Komik, ganz der Absicht des Autors entsprechend, zeichnet die Inszenierung Binders aus, der die Darsteller zur Hochform auflaufen lässt. Besonders beeindruckend: Angela Harrock als Lucille. In einer der letzten Szenen lässt sie ihre zur Schau getragene Glamour-Maske fallen und schreit als einsame Frau ihre Not heraus.

2001 hat das Schauspielstudio das Stück schon einmal aufgeführt, nur eine einzige Rolle, die der Ida, wurde mit Sabine Müller neu besetzt.

Eine Inszenierung mit Geschichte

Regisseur Binder, angesichts des 25-jährigen Jubiläums des Schau-Spiel-Studios Oberberg befragt, warum er gerade dieses Stück für eine Neuinszenierung ausgewählt habe, erklärt, der Stoff sei für alle Beteiligten nach wie vor interessant und habe ja nun auch schon eine Geschichte. Und was hat sich an der Inszenierung geändert? „Wir sind alle älter geworden und wohl auch ernster.“ Die ernsthafte Komponente dieser Komödie, die viel Witz und Unterhaltsamkeit aufweist, haben die Akteure hervorragend vermittelt.

Weitere Aufführungen sind am 4., 5., 9., 11., 12., und 16. Mai, jeweils um 20 Uhr, sowie am 6. und 13. Mai, 18 Uhr in der Aula der Grundschule Wiehl, Warthstraße.

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