SommerwettbewerbJurymitglied Thomas Knura über seine Theaterleidenschaft

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Thomas Knura (M.) in der Rolle des Herrn Biedermann, im Stück von Max Frisch, das vor der Sommerpause in Wiehl gezeigt wurde. „Vom Kostüm her ähnlich wie im Job“, sagt der Schauspieler zu seinem Aufzug lachend.

Thomas Knura (M.) in der Rolle des Herrn Biedermann, im Stück von Max Frisch, das vor der Sommerpause in Wiehl gezeigt wurde. „Vom Kostüm her ähnlich wie im Job“, sagt der Schauspieler zu seinem Aufzug lachend.

Wiehl – In diesem Sommer sucht unsere Zeitung gemeinsam mit der Volksbank Oberberg die schönsten Geschichten rund um Ihre Leidenschaft. Als Inspiration erzählt Jurymitglied Thomas Knura von seiner Liebe zur Theaterbühne.

Vor 45 Jahren packte es Thomas Knura – er stand als Junge auf der Bühne in einer Inszenierung der Theater gruppe des Waldbröler Hollenberg-Gymnasiums und durfte in der Rolle eines stummen Dieners im Stück „Die Lästerschule“ von Richard B. Sheridan zum ersten Mal Theaterluft schnuppern.

Eltern und Brüder waren begeistert vom Talent des jungen Waldbrölers, dem schließlich sogar nahegelegt wurde, Profischauspieler zu werden. „Ich bin jedoch in der Rückschau froh, das nicht gemacht zu haben. Nur wenige Profis können wirklich von ihrer Kunst leben“, sagt Knura, dessen beruflicher Weg ihn stattdessen zur Volksbank Oberberg führte. Heute ist er heute Pressesprecher des Unternehmens.

Dem Amateurtheater blieb der 57-Jährige dennoch immer treu. Seit 1973 bis heute hat der Waldbröler 50 Rollen ganz unterschiedlichen Charakters – vom Fußballtrainer bis hin zu Brechts Mackie Messer – gespielt. Er leitete eine Kindertheatergruppe, machte irische und deutsche Folkmusik und kehrte schließlich 1993 auf die Bühne des Hollenberg-Gymnasiums zurück. Dort spielte er unter der Regie von Ulrich E. Hein unter anderem in „Endstation Sehnsucht“ den Stanley Kowalsky.

Vom Waldbröler WKTheater wechselte Thomas Knura im Jahr 2003 zum Wiehler Schauspiel-Studio Oberberg: Dort prägt er heute als Ensemblemitglied das Geschehen auf der Bühne und als Geschäftsführer die Arbeit hinter den Kulissen. „Ich brauchte mehr Theater, öfter dieses Glücksgefühl auf der Bühne. Ein oder zwei Stücke pro Jahr, das war mir irgendwann doch zu wenig“, begründet er seine Entscheidung. Das Wiehler Ensemble stemmt pro Jahr bis zu sechs Inszenierungen, darunter ein immer sofort ausverkauftes Kinderstück, und ist damit laut Knura eines der aktivsten Amateurtheater in Deutschland. „Das kommt manchmal einem richtigen Nebenberuf gleich“, hat er festgestellt, sieht seine zahlreichen Aufgaben aber als „absolut positiven Stress“. „Jeder Schauspieler ist in der Tiefe seiner Seele ein eitler Mensch“, gibt Thomas Knura zu. In dieser Hinsicht sei das Theater für ihn das perfekte Ventil, ein willkommenes Gegengewicht zu seinem Beruf.

Als Pressesprecher der Volksbank Oberberg ist Knura derjenige, der andere Menschen in Szene setzt und letztlich im Hintergrund bleibt. Als Mitglied des Schauspiel-Studios Oberberg dagegen kann er Emotionen ausleben. Auch mal laut werden, sich in ein Zwiegespräch mit dem Publikum begeben. Oder Boulevardtheater mit so viel Fingerspitzengefühl spielen, dass es nicht zum Klamauk wird. „Naturgemäß fällt mir die Verkörperung impulsiver Charaktere leichter. Doch ein gebrochener Mensch ist auch eine spannende Herausforderung“, sagt er.

Eine „Insel der Glückseligen“ nennt Thomas Knura das Schauspiel-Studio Oberberg. „Wir können uns gut finanzieren, was uns die Freiheit gibt, die Stücke auszuwählen, die zu uns passen, die wir wirklich spielen wollen.“ Auch die Arbeit mit professionellen Regisseuren sei eine Besonderheit des Schauspiel-Studios.

Seinem Sohn Colin hat der Waldbröler seine Leidenschaft übrigens vererbt. Colin stand als Siebenjähriger im Jahr 1997 in Waldbröl mit seinem Vater in der „Dreigroschenoper“ von Brecht auf der Bühne. In Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“, das in diesem Jahr auf dem Wiehler Spielplan stand, agierte er ebenfalls an der Seite seines Vaters, der die Titelrolle verkörperte.

Wenn Knura sich eine Inszenierung wünschen dürfte, wäre das auch ein Stück, das er mit Colin realisieren würde. „Die Komödie ,Der Priestermacher’, ein Dialog eines Priesters mit einem Seminaristen, könnte ich mir gut mit meinem Sohn vorstellen“, sagt Knura senior. Und als er gefragt wird, ob er sich ein Leben ohne das Theater vorstellen könnte, lacht er und sagt: „Ganz sicher nicht!“

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