Rhein-Berg – Nach drei Stunden Aufbau haben Philip Wallraf und sein achtköpfiges Team es geschafft, ist jeder der 126 Scheinwerfer aus dem Lkw an seinem Platz. Punkt 22 Uhr erstrahlt das Bensberger Schloss knallrot vor dem Abendhimmel, in dem Scheinwerferkegel von zwölf Beamerlampen kreisen. Besucher sind in den Hof des voraussichtlich noch bis Ende August geschlossenen Grandhotels gekommen, sprechen über den optischen Hilfeschrei einer ganzen Branche, die am Montagabend wie bundesweit so auch in Rhein-Berg zahlreiche markante Gebäude mit rotem Licht in Szene setzte. Alarmstufe rot.

„Die letzte Großveranstaltung, bei der wir arbeiten durften, war Karneval“, sagt Philip Wallraf. Seit dem Lockdown: 95 bis 100 Prozent Umsatzausfall. Ein Ende? Nicht absehbar. Erstmal bis Jahresende habe er Kurzarbeit angemeldet, so Wallraf.

„Fünf vor Zwölf“ singt zeitgleich vor dem ebenfalls rot angestrahlten Rathaus in Overath Matthias Jaixen. Ein eindringlicher Appell. „Die Event-, Kultur- und Veranstaltungsbranche ist der zweitgrößte Wirtschaftszweig, und doch werden viele die nächsten 100 Tage nicht überleben“, sagt Max Rheinländer, Vorsitzender der Unternehmerinitiative Rhein-Berg und selbst Geschäftsführer einer Filmproduktionsfirma. Viele der Soloselbstständigen stünden schon jetzt vor dem Nichts. Für den flammenden Appell am Overather Rathaus hat sich der Chef von Coconut Media mit eventec Koschmann & Wester, KWOM Werbetechnik, dem DJ Mr. Easy und Sänger Matthias Jaixen zusammengetan. Im benachbarten Kürten lässt B&R Medientechnik das Fenster des Glaskünstlers Fritz Lauten im Rathaus von innen leuchten. In Rösrath pilgern Besucher bis weit nach Mitternacht zwischen dem Rathaus und der erleuchteten Blutbuche auf dem Sülztalplatz. Mit Kameras und Handys halten sie auch das rotstrahlende Fachwerk-Haus an der Volberger Kirche im Bild fest. Mit elf illuminierten Objekten im Stadtgebiet haben die Firmen Rome-Technology, Dreamcatcher und Zelte Pförtner einen regelrechten Parcours für Nachtschwärmer geschaffen.

Auch Stephan Graeske lässt eine ganze Reihe von Gebäuden rot erstrahlen, vom Odenthaler Rathaus bis zur Wellnessanlage Mediterana, vom Bergischen Löwen bis zum Bestattungshaus Pütz-Roth und von der Villa Zanders bis zum Botze-Stüffje der KG Schlader Botze. Und: Er hält die Aktion im Video fest – mit Statements der Partner, für die „Night of Light“ mehr bedeutet als ein Happening. „Wir möchten auch auf unsere Partner aufmerksam machen“, sagt Löwen-Geschäftsführer Norbert Pfennings. Da gebe es gerade unter den Künstlern eine Reihe, „denen es noch schlechter geht als uns.“ Alarmstufe für eine Branche, die nicht sterben will, weil sie zum Leben dazugehört.