A4, S11, BahndammtrasseSo steht es um die großen Verkehrsprojekte in Rhein-Berg

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Eine Geduldsprobe nicht nur für zahlreiche Pendler, sondern auch für Unternehmer und Händler ist der tägliche Stau zwischen Rhein-Berg und Köln.

Eine Geduldsprobe nicht nur für zahlreiche Pendler, sondern auch für Unternehmer und Händler ist der tägliche Stau zwischen Rhein-Berg und Köln.

Rhein-Berg – Wie lässt sich Stillstand in Rhein-Berg vermeiden? Und wie steht’s um die großen Verkehrsprojekte der Region? Zu diesen Fragen fühlten jetzt die Mitglieder der IHK-Gremien Bergisch Gladbach und Overath dem Overather CDU-Landtagsabgeordneten Rainer Deppe sowie dem verkehrspolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag Bodo Middeldorf ebenso auf den Zahn. Wie sie hatten auch die Bürgermeister der beiden Städte, Lutz Urbach (CDU) und Jörg Weigt (SPD) teils neue Entwicklungen bei den Dauerbrennern unter den Verkehrsprojekten zu verkünden.

Verlängerung der Linie 1:

Nach einem ersten Überschlag dürfte die Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 von Bensberg bis zum Technologiepark bei Moitzfeld 180 Millionen Euro kosten, so Deppe. Für die Realisierung des Projekts sei daher ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis unabdingbar. Entscheidend sei, die Bahntrasse so schnell wie möglich aus der sehr tiefen Lage unter dem Bensberger Busbahnhof wieder an die Oberfläche zu bekommen.

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Die Beteiligung des Biotechnologieunternehmens Miltenyi Biotec an den Kosten für das Gutachten zur Verlängerung der Linie 1 sei ein „tolles Beispiel, wie sich eine namhafte Firma“ im ÖPNV engagierte, so Deppe.

Zweites Gleis bei der S11:

Der schwierigste Punkt beim zweigleisigen Ausbau der S 11 nach Gladbach sind laut MdL Deppe ein „paar Hundert Meter“ entlang des FFH-Gebiets Thielenbrucher Moor, wo es Widerstand von Seiten des Naturschutzes gegen die Trasse fürs zweite Gleis gebe. Die Taktverdichtung würde auch ohne dieses Stück funktionieren, aber nur bei unrealistischen Null Minuten Verspätung aller Bahnen, so Deppe.

Staureduzierung:

Ein Versprechen, dass sich der Stau auf den Straßen in NRW nach dem 2017 erfolgten politischen Wechsel in Düsseldorf in den kommenden zwei Jahren reduzieren werde, wollte MdL Middeldorf nicht abgeben. Seine Begründung: Man habe zu viel aus Zeiten der rot-grünen Landesregierung nachzuholen. Der jährliche Sanierungsbedarf betrage laut Landesrechnungshof 200 Millionen Euro. Die CDU-/FDP-Landesregierung habe den Etat von 130 auf 165 Millionen aufgestockt. Warum nicht noch mehr? „Weil die Bauindustrie nach eigenen Angaben nicht mehr schaffe, so Middeldorf. Eine Aussage, die der Overather Unternehmer Wolfgang Michels bezweifelte. Immerhin sollen insbesondere Autobahnbaustellen durch zusätzliche Arbeitsschichten beschleunigt und der Verkehrsfluss durch Beibehaltung der Fahrstreifenanzahl verbessert werden. Auch würden zusätzliche Planer beim Landesbetrieb Straßen NRW eingestellt, so Middeldorf.

A4-Ausbau:

Mit den Planungen für den sechsspurigen Ausbau der A4 von Köln bis zur Anschlussstelle Moitzfeld wird laut Deppe erst 2022 begonnen. Das sei weniger eine finanzielle Frage, sondern vielmehr eine der planerischen Kapazitäten.

A4-Brückensanierung:

Die A4-Brücke in Overath Untereschbach soll unter Aufrechterhaltung von zwei Fahrspuren in jede Richtung in den nächsten Jahren saniert werden. MdL Deppe regt eine Initiative der Stadt Overath an, beim Neubau der Brücke gleich sechs Spuren für einen späteren A4-Ausbau über Moitzfeld hinaus vorzusehen. Bernd Supe-Dienes unterstützte das Vorhaben.

50 Jahre IHK vor Ort

„Ich bin ein hundertprozentiger Bergisch Gladbacher, und ich bin nicht wegzukriegen“, bekannte sich der Vorsitzende des Gladbacher IHK-Gremiums und Vize-Präsident der IHK zu Köln zum Standort seines Unternehmens. Willibert Krüger hatte die mehr als 50 Teilnehmer gemeinsam mit dem Overather IHK-Gremiumsvorsitzenden, Bernd Supe-Dienes, und IHK-Geschäftsstellenleiterin Eva Babatz, „zum 50-Jährigen“ begrüßt: 35 Jahre bestehe das Gladbacher IHK-Gremium, 15 das Overather, so Krüger, der seit 25 Jahren Vorsitzender des Gladbacher Gremiums ist. (wg)

Bahndammtrasse:

Alle Grundstücke für die Zufahrten (Querspange) zu einem Autobahnzubringer aus der Gladbacher Stadtmitte zur A4 befänden sich in städtischem Besitz, so Gladbachs Bürgermeister. Im Herbst werde auf der Querspangentrasse mit Rodungsarbeiten begonnen, um zunächst darauf einen Radweg anzulegen. Damit das Land den immer in der Prüfung befindlichen Autobahnzubringer über den alten Bahndamm überhaupt bauen könne, strenge die Stadt zurzeit gemeinsam mit der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft (BEG) ein Entwidmungsverfahren für den alten Bahndamm an. Das sei aber alles andere als trivial, so Gladbachs Bürgermeister Urbach.

Overather Umgehung:

Außer der Wirtschaft kenne er in Overath keinen Befürworter einer ortsfernen Umgehungsstraßenvariante über den Heiligenhauser Berg zu einer neuen A4-Anschlussstelle bei Kotten, so MdL Deppe. Und eine Ortsumgehung in Tunnellage werde wegen der hohen Kosten politisch nicht mehr diskutiert, ergänzte Bürgermeister Weigt. Derzeit werde eine studentische Master-Arbeit zur Frage erstellt, wie der Verkehr in Overath optimiert werden könne.

Overaths Umweltzone:

Seit 2017 darf man in die neu eingerichtete Umweltzone in der Stadtmitte ausschließlich mit grüner Plakette fahren. „Da sind wir nicht Herr des Verfahrens“, so Bürgermeister Weigt zum Luftreinhalteplan, der aufgrund der hohen Schadstoffwerte in der Overather City gemeinsam mit der Bezirksregierung aufgestellt werden und bereits mehrfach verschärft werden musste. Laut Deppe muss es das Ziel sein, die Umweltzone irgendwann wieder aufheben zu können. Der Landtagsabgeordnete setzt auch auf Wasserstoffantrieb etwa bei Bussen, aber auch bei Pkw und eventuell den Bau einer weiteren Wasserstofftankstelle im Bereich Bensberg. Auf eine europaweite Änderung der Grenzwerte zu setzen, sei unrealistisch, so die Einschätzung von Middeldorf.

Ausbau RB25:

Um den Takt der Regionalbahnlinie 25 von Köln über Rösrath und Overath von 30 auf 20 Minuten zu verkürzen, müssten Zugbegegnungen außer in Overath auch in Engelskirchen-Ehreshoven ermöglicht werden, sagte Overaths Bürgermeister Weigt. Ab Winter 2018 plant die Bahn laut Deppe zudem „Fahrversuche“ mit einem Haltepunkt Vilkerath, der allerdings dann noch nicht existiert. Ziel seien drei Fahrtpaare pro Stunde zwischen Gummersbach und Köln sowie ein weiterer Regionalexpress von Gummersbach bis nach Kall/Eifel.

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