Allein und doch nicht einsamSo bereiten sich die Kirchen in Rhein-Berg auf Ostern vor

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Viele Kirchen werden über die Feiertage geöffnet sein – allerdings nur zum stillen Gebet wie hier in St. Laurentius.

Viele Kirchen werden über die Feiertage geöffnet sein – allerdings nur zum stillen Gebet wie hier in St. Laurentius.

Rhein-Berg – Eigentlich unvorstellbar: An den Osterfeiertagen wird es keine öffentlichen Gottesdienste und Messen in den Kirchen geben. Die Pastoren, Pfarrer und Pfarrerinnen feiern allein.

Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben, gibt es dennoch. Mehrere Gemeinden übertragen ihre Ostermessen im Internet, live oder als Aufzeichnung (siehe Übersicht). Die Kirchenbänke werden leer sein, nur vorne am Altar wird der Seelsorger stehen.

Viele Kirchen sind geöffnet an den Ostertagen, und hier großenteils die katholischen. In den Stadtteilkirchen in Heidkamp, Herkenrath und Sand, in Eikamp, Herrenstrunden und Bärbroich sind in der Osternacht ab 21.30 Uhr die Türen zur Kirche geöffnet. Bis 23 oder 24 Uhr kann der Kirchenraum betreten werden für ein stilles Gebet. Kerzen zum Entzünden an der Osterkerze liegen aus.

Gesamte Öffnungszeit nutzen

Pfarrer Christoph Bernards appelliert: „Bitte nutzen Sie die gesamte Öffnungszeit, damit sich immer nur wenige Menschen gleichzeitig in der Kirche befinden.“ Auch kleine Gesten gibt es: Osterkerzen werden auf Wunsch an die Haustür der Gläubigen gelegt. So ist es auch in St. Marien Kürten: Für die Kranken wird ein Ostergruß vor der Tür abgelegt.

Symbole. Auch die soll es an Ostern geben. Vor der evangelischen Andreaskirche in Schildgen wird am Karfreitag ein Kreuz aus Ziegelsteinen ausgelegt. Gläubige sind aufgerufen, einen Stein als Zeichen ihrer gegenwärtigen Sorgen abzulegen. Am Ostersonntag „erblüht“ das Kreuz, Gläubige sollen es mit Blumen schmücken und eine Osterkerze mitnehmen. Die meisten evangelischen Kirchen werden dagegen zu sein, abgestimmt mit der Landeskirche. „Wenn Geschäfte schließen, scheint es sinnvoll, auch Kirchengebäude zu schließen“, wirbt Pastor Thomas Werner von der Gnadenkirche um Verständnis.

An der Gladbacher Stadtkirche St. Laurentius hat sich Kreisdechant Norbert Hörter für eine ungewöhnliche Aktion entschieden. Katholiken, die am Ostersonntag und Ostermontag zwischen 9.30 und 11.30 Uhr in die Kirche kommen, können einen anwesenden Seelsorger um die Kommunion bitten.

Kurzes Gebet, dann Kirche verlassen

In der Kirche sollen die Gläubigen sich in einer Bank auf die Kommunion vorbereiten, mit Abstand zum Nachbarn. Pfarrer Hörter: „Im Anschluss können die Gläubigen einzeln zu einem Kommunionspender gehen und den Leib Christi in die ausgestreckte Hand empfangen.“ Erlaubt ist danach nur ein kurzes, stilles Gebet, die Kirche soll zügig wieder verlassen werden.

In Kürten-Delling lässt Pastor Ralph Knapp die Kirche offen, mit dem Hinweis, die derzeit geltenden Schutzgebote einzuhalten. Beten sei erlaubt, das Besichtigen der Kirche nicht.

Auch in der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus in Rösrath bleiben die Kirchen ein Ort für Gebet und Besinnung – sie sind tagsüber offen für individuelle Besuche. Beichten ist möglich, dafür wird der Altarraum mit Stellwänden hergerichtet. Am Ostersonntag können sich Kirchenbesucher eine Postkarte als Ostergruß der Fördervereine mitnehmen – zusammen mit einer kleinen Osterkerze. Das soll Freude bereiten, aber auch zu „Trost, Halt und Orientierung im Glauben“ beitragen.

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In Overath sind bis auf die Kirchen Maria Hilf in Vilkerath und St. Barbara in Steinenbrück alle Gotteshäuser täglich geöffnet, an Karfreitag, zur Kreuzanbetung, können gern Blumen am Kreuz abgelegt werden.

Auch Glockenläuten verbindet: Wenn Rösraths Pastor Franz Gerards und Pater Joseph Vadakkekara stellvertretend für die Gemeinde am Gründonnerstagabend und in der Osternacht am Karsamstagabend einen Gottesdienst feiern, macht das Läuten darauf aufmerksam. „Das ist eine eigenartige Stimmung“, sagt Gerards zu den Gottesdiensten in der leeren Kirche. „Es kommt keine Feierlichkeit auf.“ Kirchenmusik ist über die Internetseite der Gemeinde zu hören. Per Video wollen sich Gerards und sein evangelischer Kollege Armin Kopper mit einem ökumenischen Ostergruß melden – mit Lesung des Osterevangeliums, einem Osterwunsch und einem Segen.

Ein ökumenisches „Balkon-Ostersingen und –beten“ planen evangelische und katholische Gemeinde für Ostersonntag in Hoffnungsthal: Der evangelische Pfarrer Thomas Rusch und die katholische Pastoralreferentin Monika Ueberberg fahren in zwei Autos ab 9.45 Uhr im Halbstundentakt zu zehn Standorten, wo sie per Lautsprecher zu hören sind. Die Gläubigen sollen von Balkonen, Fenstern oder Gärten aus mitmachen; gemeinsam sollen sie drei Lieder singen, das Vaterunser sprechen und sich Gottes Segen zusprechen.

In der Krise verbindet die Ökumene: Evangelische und katholische Christen in Hand, Paffrath und Schildgen wollen in der Osternacht, mit Einsetzen der Dunkelheit, Kerzen zu entzünden und Häuser hell erstrahlen lassen. Auch die Kirchen werden dann beleuchtet sein.

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