Allgemeinverfügung in Rhein-BergViele ärgert die kurzfristige Testpflicht

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Die Schlange vor dem Testzentrum in der Rhein-Berg-Galerie wird am Mittwochmorgen stetig länger.

Die Schlange vor dem Testzentrum in der Rhein-Berg-Galerie wird am Mittwochmorgen stetig länger.

Rhein-Berg – Nicht nur das Wetter ist trüb am Mittwochmorgen in der Gladbacher Innenstadt. Auch die Stimmung vieler Beschäftigter im Einzelhandel und Menschen, die einkaufen wollen, ist gedämpft.

Seit gestern gilt die Allgemeinverfügung des Rheinisch-Bergischen Kreises, die besagt, dass die Menschen in einige Geschäfte des Einzelhandels nur noch mit tagesaktuellem negativen Test einkaufen dürfen. Bekannt wurde das am Dienstagabend. Am Mittwochmorgen sind dementsprechend einige Bürger und Bürgerinnen in der Innenstadt von der neuen Regelung überrumpelt.

Kostenlose Bürgertests gibt es in der Rhein-Berg-Galerie

Eine Frau und ihr Begleiter, die mit Termin im TK Maxx einkaufen wollten, werden vom Sicherheitspersonal an der Tür rüber in die Rhein-Berg-Galerie geschickt, um sich testen zu lassen. Einige hätten sie ohne Test abweisen müssen, sagt eine Mitarbeiterin am Eingang. Hinter ihr liegt das Bekleidungsgeschäft – menschenleer.

Die Frau und ihr Begleiter laufen rüber in die Rhein-Berg-Galerie. Von der Testpflicht haben sie nichts gewusst, sagt die Frau. Drinnen stehen etwa zehn Menschen in der Schlange vor dem Testzentrum, das kostenlose Bürgertests für die Kundinnen und Kunden anbietet. Etwa 15 Minuten dauert es, bis das Ergebnis da ist. „Am schnellsten geht es, wenn man sich dafür vorher im Internet anmeldet“, sagt eine Mitarbeiterin der Rhein-Berg-Galerie.

Löwencenter bleibt vorerst geschlossen

Während seine Frau sich testen lässt, steht ein Mann aus Heidkamp am Rand und wartet. „Ich kann das alles nicht mehr nachvollziehen“, sagt der Rentner. „Heute ist es so, morgen ist es wieder anders.“ Er habe kein Verständnis für das Hin und Her. „Warum kann ich ohne Probleme mit anderen Menschen in den Supermarkt, aber wenn ich kurz etwas aus einem Sport- oder Bekleidungsgeschäft brauche, muss ich einen Test machen?“

Das fragt sich auch eine Mitarbeiterin von Jack und Jones, sagt sie. Nicht ein Mensch hat an diesem Morgen den Laden betreten. Was sie von der Testpflicht hält? „Das will ich gar nicht laut sagen. Für uns ist das natürlich sehr ungünstig.“ Schon vorher seien kaum Menschen in das Geschäft gekommen, wo nach der Corona-Schutzverordnung nur vier Personen gleichzeitig drin sein dürfen „In den letzten Tagen hatten wir teilweise einen Umsatz von unter hundert Euro.“ Das lohne sich nicht, sagt sie. Ihre Chefs würden nun darüber beraten, wie sie mit der Situation weiter umgehen wollen.

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Diese Entscheidung hat Udo Kellmann, Inhaber des Löwencenters schon vor dem Mittwoch getroffen. Das Einkaufszentrum in der Gladbacher Innenstadt ist geschlossen. „Bis auf Weiteres“ steht auf einem Zettel an der Tür.„Das Center zu öffnen, rechnet sich für uns nicht“, sagt Kellmann.

Das Problem sei, dass die Testpflicht nicht einheitlich für alle Geschäfte gelte. So sei ein Supermarktbesuch weiterhin auch so möglich. „Niemand macht dann extra einen Test, weil er mal eben im Löwencenter ein paar Socken kaufen will.“ Die Situation entziehe dem Einkaufszentrum mehr und mehr die (Über-)lebensgrundlage, heißt es weiter auf dem Zettel.

Wenig Verständnis für kurzfristig eingeführte Testpflicht

Vor der Buchhandlung Thalia reckt sich eine Frau in die Höhe, um einen anderen Zettel im Fenster mit ihrem Smartphone zu scannen. Darauf ist der QR-Code, den sie braucht um einen Termin zum Einkaufen zu vereinbaren. Einen Test hat sie vorher in der Rhein-Berg-Galerie gemacht. „Ich warte noch auf das Ergebnis“, sagt die Bensbergerin.

Ein Mitarbeiter steht am Eingang und nimmt ihre Daten auf, sobald das Testergebnis da ist. Wie es bisher an diesem Morgen läuft? „Stressig“, sagt er. „Wir mussten schon einige Leute wegschicken, nur manche haben einen Test gemacht.“ Viel Zeit zu reden hat er nicht. Die Frau wartet geduldig. Sie habe Verständnis dafür. Für kurzfristige Einführung der Testpflicht eher weniger. „Man kann nicht von den Bürgern verlangen, dass sie rund um die Uhr alle Medien checken und das sofort mitkriegen.“

Sie habe den Test jetzt gemacht, weil sie vor Ort in die Buchhandlung will. „Natürlich kann man online einkaufen, aber ich bin der Meinung, dass man gerade jetzt die Geschäfte in der Innenstadt unterstützen sollte.“ Dann hat der Mitarbeiter Zeit, ihre Daten aufzunehmen. Mittlerweile ist die Schlange vor dem Testzentrum in der Rhein-Berg-Galerie doppelt so lang geworden.

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