Ausbilungsmarkt im Rheinisch-Bergischen KreisWeniger Lehrstellen als 2019

Lesezeit 3 Minuten
Die Arbeit seiner Azubi stellte der Gladbacher Dachdeckerbetrieb von Martin Felder 2019 auf der Messe „Jobs! Live“ vor. Diese Kontakte und Erkundungen fehlen den Schülern dieses Jahr.

Die Arbeit seiner Azubi stellte der Gladbacher Dachdeckerbetrieb von Martin Felder 2019 auf der Messe „Jobs! Live“ vor. Diese Kontakte und Erkundungen fehlen den Schülern dieses Jahr.

  • Der Ausbildungsmarkt im Rheinisch-Bergischen Kreis hat mit der Coronakrise zu kämpfen.
  • Viele Möglichkeiten für junge Leute, sich zu informieren über Berufe, sind entfallen.
  • Zugleich ist die Zahl der Ausbildungsstellen gesunken. Aber wer sucht, hat noch bis Ende Januar Zeit, einen Ausbildung für das Jahr 2020 aufzunehmen.

Rhein-Berg – Was lerne ich denn da genau? Wie hoch ist der Verdienst? Erreiche ich den Betrieb mit Fahrrad oder Bus? Ist das überhaupt etwas für mich? Jede Menge Fragen haben junge Leute bei der Berufswahl im Kopf. Und die meisten Antworten müssen sie durch eigene Initiative herausfinden.

Denn Jobbörsen, Ausbildungsmessen und Infoveranstaltungen in Schulen finden in der Corona-Pandemie nicht statt. Dadurch fehlt es den Schulabgängern an Orientierung und Kontakten. Die Fachleute der Agentur für Arbeit, der Kreishandwerkerschaft Bergische Land und der Kölner Industrie- und Handelskammer versuchen dieses Defizit auszubügeln.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Wir wollen verlorene Zeit nachholen und möglichst viele Gespräche mit jungen Leuten führen und sie beraten“, betonte am Donnerstag Nicole Jordy, Chefin der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, anlässlich einer Zwischenbilanz zur Situation am Ausbildungsmarkt. Die Entwicklung am Markt habe sich durch Corona um zwei Monate nach hinten verlängert. Entsprechen schlecht seien die Zahlen der vermittelten Jugendlichen in eine Ausbildung.

Auch Betriebe in Kurzarbeit dürfen Azubi einstellen

Doch auch die Unternehmen würden zurückhaltender agieren. Jordy: „Obwohl wir weniger Bewerber haben, bekommen wir sie nicht untergebracht.“ Die Geschäftsführerin räumte mit zwei Irrtümern deutlich auf: Es ist nicht zu spät dieses Jahr eine Berufsausbildung zu beginnen. Auch Betriebe, die Kurzarbeit angemeldet haben, dürfen Auszubildende einstellen.

„Bis Ende Januar 2021 können junge Menschen dieses Jahr eine Ausbildung beginnen“, sagte Carsten Berg, Leiter des Ausbildungsbereichs bei der IHK Köln. Das Schulministerium habe mit den Berufsschulen den späteren Start von Berufsanfängern abgeklärt und Hilfe beim Nachholen des Lernstoffs vereinbart.

Berg hofft, dass noch einige diese Chance nutzen. Auch bleibe die IHK am Ball, Unternehmen zu motivieren, doch noch Ausbildungsangebote zu machen. Mit Blick auf die laufende Nachvermittlung bis zum Jahresende ist Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, optimistisch: „Das Handwerk wird in den nächsten Jahren in der gesellschaftlichen Entwicklung und der Weiterentwicklung in puncto Mobilität, Klimaschutz, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle übernehmen oder hat es bereits getan.“ Das Handwerk sei systemrelevant und biete eine „sehr gute Zukunftsperspektive“.

Noch 200 junge Leute suchen eine Lehrstelle

Die Zahlen: Im Rheinisch-Bergischen Kreis sind nach Angaben der Arbeitsagentur bislang 1080 Ausbildungsstellen gemeldet worden; 185 Stellen weniger als 2019. Davon sind derzeit noch 133 Stellen frei.

Auf Bewerberseite stehen diesen Stellen 1469 gemeldete Ausbildungssuchende gegenüber. Dies sind 119 weniger als 2019. 200 junge Menschen sind nach aktuellem Stand noch auf der Suche.

516 neue Ausbildungsverträge hat die IHK im Rheinisch-Bergischen Kreis bis zum Stichtag 30. September registriert. Das sind 102 Verträge weniger als im Vorjahr. Bei den gewerblich-technischen Berufen wurden 40 Verträge weniger vereinbart – 139 in 2020 gegenüber 179 in 2019. Bei den kaufmännischen Berufen waren es 377 gegenüber 439 in 2019.

Einen Rückgang von 20 Prozent bei den Lehrverträgen verzeichnete das Handwerk in den drei Regionen, Rheinisch-Bergischer Kreis, Oberbergischer Kreis und Leverkusen, bis August. Der September falle mit fünf Prozent weniger deutlich positiver aus , in Rhein-Berg sind es noch drei Prozent weniger. Zuwachs in Rhein-Berg haben die Berufe Fliesenleger, Fahrzeuglackierer, Tischler sowie Maler und Lackierer.

Rundschau abonnieren