Zanders braucht keine Kohle mehrUmrüstung auf Gas soll Sanierungskurs unterstützen

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Fraglich ist, ob dieses Tor jemals wieder für Güterzüge genutzt wird. Zuletzt wurde noch Kohle über die Schiene an Zanders angeliefert. Aber nun hat die Papierfabrik auf Gas umgestellt.

Fraglich ist, ob dieses Tor jemals wieder für Güterzüge genutzt wird. Zuletzt wurde noch Kohle über die Schiene an Zanders angeliefert. Aber nun hat die Papierfabrik auf Gas umgestellt.

Bergisch Gladbach – Aufmerksame Nutzer des Driescher Kreisels werden es gemerkt haben: Es fahren keine Züge mehr aufs Zanders-Gelände. Auf Nachfrage bestätigte das Unternehmen, dass die Umstellung von Kohle auf Gas erfolgt sei.

Zanders-Sprecher Tobias Müller: „Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort.“ Aber so richtig gefeiert wird die Umstellung nicht. Sie ist ein Baustein innerhalb eines Sanierungsprozesses für ein Unternehmen, das Insolvenz angemeldet hat.

Kohlepreis explodierte in der Vergangenheit

Der Preis für Kohle war in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Und Zanders konnte auch nicht irgendwelche Kohle kaufen, sondern war auf solche mit einem sehr hohen Brennwert angewiesen. Zuletzt wurde aus Kolumbien geliefert. Noch im vergangenen Jahr wurde mit der Umstellung auf Gas begonnen. Heute ist klar: Es waren die letzten liquiden Mittel, die das Werk für diese Investition aufbrachte. Es war das Geld, das Zanders von der Stadt für die Immobilienverkäufe erhalten hatte.

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Nach Informationen dieser Zeitung war es bei Mutares, dem Eigentümer von Zanders, durchaus umstritten, ob der letzte Cent von Zanders wirklich in die Umstellung gesteckt werden sollte. Aber der damalige Zanders-Geschäftsführer Lennart Schley hatte argumentiert, dass ohne diese Umstellung keine erfolgreiche Sanierung möglich sei. Im Januar 2018 sagte er: „Wir brauchen die Planungssicherheit und wir brauchen die Ersparnisse.“ Dann allerdings scheint das Werk von der Entwicklung der anderen Rohstoffpreise – insbesondere Zellstoff – überrollt worden zu sein. Und noch bevor die Umstellung erfolgte, musste das Werk Insolvenz anmelden.

Insolvenzverwalter gab grünes Licht

Kurze Zeit wurden die Arbeiten für die Umstellung eingestellt, dann allerdings gab es vom eingesetzten Insolvenzverwalter Dr. Marc d'Avoine grünes Licht – die Arbeiten konnten weiter gehen. Inzwischen wird mit Gas produziert. Technisch war die Umstellung wohl ein eher kleines Problem. Schwieriger war die Anbindung ans Gasnetz. Im Frühjahr wurde dafür eine neue Leitung in die Refrather Straße gelegt. Es war eine Großbaustelle, die für mehrere Wochen Verkehrsbehinderungen verursachte.

Bei der Stadt Bergisch Gladbach ist die Umstellung noch nicht angemeldet worden. Die aufwendigen Sicherungseinrichtungen rund um den Kreisel (23 Ampeln, 14 Schranken und Lautsprecher) sind nun komplett sinnlos geworden. Zur Erinnerung: 330.000 Euro hat das Bauwerk gekostet. Die Instandhaltung der Einrichtung kostet mehrere tausende Euro im Jahr. Stadt-Pressesprecher Martin Rölen: „Das Geld wird die Stadt weiter aufbringen müssen.“ Ob Zanders den Gleisanschluss zurückbauen will, ist derzeit noch unklar. Das Werk hat andere, weit wichtigere Probleme.

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