14 Asbest-belastete TonnenBauarbeiten auf dem Steinbüchel-Gelände gehen voran

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Dachabriss der alten Steinbüchel-Hallen und unbeabsichtigte „Kunst am Bau“.

Dachabriss der alten Steinbüchel-Hallen und unbeabsichtigte „Kunst am Bau“.

  • Auf dem Grundstück zwischen Kalk-, Tannenberg-, Dechant-Müller-Straße und Beit-Jala-Platz starten die Abrissarbeiten.
  • 164 neue Wohnungen und eine Tiefgarage werden dort demnächst gebaut.
  • Unter anderem müssen 14 Tonnen mit Asbest belastetem Material müssen entsorgt werden.

Bergisch Gladbach – Ein monströses Knäuel aus verbogenen alten Eisenstangen türmt sich in der Mitte der Baustelle. Fast wirkt es wie eine Kunstinstallation. Natürlich ungewollt. Denn dieses Knäuel ist ein Bruchteil von mehr als 300 Tonnen Eisenschrott, der zurzeit beim Abbruch der Hallen und Gebäude auf dem Steinbüchel-Gelände in Bergisch Gladbach anfällt.

Es staubt. Baggerführer Georg Gutgesell wirbelt mit seinem großen Baugerät gleich noch mehr davon auf. „Jetzt holen wir mal das Dach runter“, sagt er gut gelaunt, reibt sich die Hände und steigt in den Bagger. Zwei Mitarbeiter wässern bereits einige Minuten die schräg hängende Dachpappe. Gutgesell steuert die Abbruchzange zügig in die Höhe. Gezielt beißt sich die Maschine durch das Dach und zerrt das Material zu Boden. Bis zum Wochenende ist wieder eine Halle flach gelegt.

10.000 Quadratmeter groß

Sieben Lagerhallen, eine Waschhalle mit Hausmeisterwohnung und ein Bürogebäude stehen auf dem mehr als 10 000 Quadratmeter großen Areal zum Abbruch.

Es sind die Immobilien der früheren Sanitär- und Heizungsgroßhandlung Hans Steinbüchel. Das Grundstück im Zentrum der Stadt liegt zwischen Kalk-, Tannenberg-, Dechant-Müller-Straße und Beit-Jala-Platz. 164 neue Wohnungen und eine Tiefgarage werden dort demnächst gebaut.

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Bis die Neubauten hochgezogen werden können, hat der Abbruchunternehmer Gerd Manns mit seinem Team noch einiges an altem Material abzuräumen. „Wir haben es hier mit fast 53 000 Kubikmeter umbautem Raum zu tun, der abzureißen ist“, erklärt Manns. Sein Betrieb hat sich auf Abbruchtechnik spezialisiert und betreibt einen Wertstoffhof. Auch das alte Arbeitsamtsgebäude an der Hauptstraße in Bergisch Gladbach hat die Firma zerlegt und entsorgt.

14 Tonnen Asbest

Vor Ort werden die verschiedenen Materialien getrennt und zum Teil schon recycelt. In einem sogenannten Brecher wird der Beton auf der Baustelle zerkleinert. Manns: „18.000 Tonnen von dem Altmaterial werden wir als Bodenplatte für die Neubebauung wieder einbringen.“ Auf dem Grundstück gebe es eine Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg. Auch sie sei zum Abbruch frei.

Wechselvolle Geschichte

Die neue Bebauung des Geländes umfasst 13 dreigeschossige Wohnhäuser. Sie sollen kompakt im Block um einen begrünten Innenhof herum angeordnet werden. Die 164 Eigentumswohnungen haben eine Größe von 42 bis 120 Quadratmetern. Die Tiefgarage soll 150 Stellplätze haben. Die Investoren des Bauvorhabens sind die MK Immobiliengruppe und der Gladbacher Unternehmer Jürgen Kops. Sie beziffern das Investitionsvolumen auf rund 47 Millionen Euro. Die Wohnungen sollen einzeln, aber auch Wohnhäuser komplett veräußert werden.

Alleiniger Eigentümer des Steinbüchel-Geländes war vorher Jürgen Kops. Er hat das Grundstück an die Immobiliengruppe verkauft und den Teil mit dem Gebäuderiegel an der Tannenbergstraße zurückerworben. Bereits 2013 wollte Kops ein Bauprojekt mit einer Mischung aus Wohnen und Gewerbe auf dem Areal realisieren. Die Stadtverwaltung entschied die Bauvoranfrage positiv. Ein juristisches Verfahren, das sich über Jahre hingezogen hat, bremste den Unternehmer letztlich aus. Seine Geschäftspartner zogen sich zurück. Geklagt hatte das Unternehmen Saint-Gobain Isover G + H AG. Es wurde befürchtet, ein benachbartes Wohnquartier könne den Industriebetrieb einschränken. Die Klage ist erst 2016 vom Kölner Verwaltungsgericht zurückgewiesen worden. (dr)

Neben dem Knäuel alter Eisenstangen stehen alte Heizöltanks. „Davon haben wir acht Tanks gefunden. Von fünf wussten wir, drei Tanks kamen überraschend zum Vorschein“, berichtet Manns von den Arbeiten. Jeder Tank habe etwa 20.000 Liter Fassungsvermögen und sei für die Entsorgung mit Sand verfüllt worden. 14 Tonnen mit Asbest belastetes Material, zehn Tonnen Mineralwolle und 60 Tonnen bitumenhaltige Dachbahnen seien zu entsorgen, zählt der Unternehmer auf.

Straße wird zur Sicherheit gesperrt

Erst wenn die Hallen und eine große Menge des alten Baumaterials recycelt oder abgeräumt sind, stehe der Abbruch des Büroriegels an der Tannenbergstraße an. Davon werden die Anwohner mehr als Staub und Maschinengeräusche mitbekommen. Denn die Straße müsse zur Sicherheit teilweise abgesperrt werden. Auch das Parken sei währenddessen nicht möglich, kündigt Manns an. „In dem Bereich verläuft dann die neue Baugrube. Wir werden 30.000 Kubikmeter Boden ausheben und anschließend mit 18.000 Tonnen Betonbruch auffüllen.“

Umrahmt wird die Baustelle jetzt noch von einer hohen Mauer. Sie gibt kaum den Blick frei auf die Abbrucharbeiten. Doch zum Schluss wird auch sie fallen und Platz machen für das Neue.

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