300 Arbeitsplätze in Gefahr„Poker“ um insolvente Papierfabrik Zanders

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Das Kraftwerk auf dem Zanders-Gelände stellt immer noch eine Baustelle dar, ist es doch immer noch nicht komplett auf Gasbetrieb umgerüstet.

Das Kraftwerk auf dem Zanders-Gelände stellt immer noch eine Baustelle dar, ist es doch immer noch nicht komplett auf Gasbetrieb umgerüstet.

  • Ein Runder Tisch um Ex-Innenminister Ingo Wolf (FPD) soll die Lösung für die insolvente Papierfabrik Zanders bringen.
  • Rund 300 Arbeitsplätze in dem Werk stehen auf der Kippe.
  • Ein Streitpunkt: Investoren halten sich bei Zanders zurück und pochen bei der Stadt auf einen günstigeren Mietvertrag.

Bergisch Gladbach – Mit einem Runden Tisch unter Leitung des ehemaligen NRW-Innenministers Ingo Wolf (FDP) versucht der Betriebsrat von Zanders die Fortführung des Unternehmens zu sichern. Denn gerade einmal vier Monate nach dem Verkauf der insolventen Papierfabrik an eine Investorengruppe rund um den Norweger Terje Haglund sieht es bei Zanders schlecht aus.

Betriebsratsvorsitzender Taner Durdu: „Wenn die Situation nicht existenziell für das Unternehmen wäre, würden wir sicher keinen Runden Tisch mit den wichtigsten Gläubigern fordern.“ Es geht um die Arbeitsplätze von rund 300 Zandrianern. Der Gläubigerausschuss tagt am 30. April. Der Runde Tisch soll am 29. April stattfinden.

Gerüchte um neuen Eigentümer

Offiziell gibt es vom Betriebsrat keinerlei Erklärungen zur wirtschaftlichen Situation bei Zanders. Und auch die Geschäftsführung äußert sich nicht öffentlich. Aber seit Wochen gibt es Gerüchte, dass der neue Eigentümer von Zanders nicht ins Werk investiert.

Ex-Innenminister Ingo Wolf soll in Gladbach vermitteln.

Ex-Innenminister Ingo Wolf soll in Gladbach vermitteln.

So seien die Auftragsbücher zwar voll, aber es könnten keine Rohstoffe für die Produktion gekauft werden. In dem Brief, in dem der Betriebsrat den Runden Tisch vorschlägt (er liegt dieser Zeitung vor), ist die Rede davon, dass die „Sanierung noch nicht abgeschlossen werden konnte“. Die Rede ist von einem „Pokerspiel auf dem Rücken der Beschäftigten“.

Vermietung der Immobilie

In der vergangenen Woche informierte Bürgermeister Lutz Urbach den interfraktionellen Arbeitskreis über die Situation bei Zanders. Denn die Stadt spielt eine zentrale Rolle. Konkret geht es um die Vermietung der Immobilie. Die Stadt hat die gesamte Zanders-Immobilie erworben und mit dieser Liquidität eine endgültige Insolvenz abgewendet. Nach Informationen dieser Zeitung will die Stadt in einem neuen Mietvertrag eine kurze Laufzeit festlegen und einige Zusatzforderungen aufnehmen. 

So soll es um einen umfassenden Brandschutzplan gehen – eine Betriebsfeuerwehr gibt es in der Papierfabrik zum Beispiel nicht mehr. Dann sollen die offensichtlich noch umfangreichen Restarbeiten für die Umstellung des Kraftwerkes von Kohle auf Gas geleistet werden und schließlich sollen Maschinen so umverlagert werden, dass Platz für neue Nutzungen geschaffen wird.

Die kurze Laufzeit des Mietvertrages liegt ebensowenig im Interesse des neuen Zanders-Eigentümer wie auch die Zusatzforderungen. Ohne einen langfristigen, günstigen Mietvertrag ohne Zusatzforderungen scheint die Investorengruppe aber nicht bereit zu sein, ins Werk zu investieren.

Unterstützung aus der Politik

Urbach kann bei seinen Verhandlungen mit Zanders mit der Unterstützung der Politik rechnen. Im interfraktionellen Arbeitskreis war, so berichten es mehrere Teilnehmer übereinstimmend, klar, dass die Stadt keinerlei finanzielle Unterstützung, direkt oder indirekt, für Zanders leisten könne. Und als Eigentümerin der Immobilie müsse die Stadt auf ein genehmigungsfähiges Brandschutzkonzept drängen.

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Marc d'Avoine, der Insolvenzverwalter bei Zanders, der auch nach dem Verkauf an die Investorengruppe in die Vertragsabwicklungen involviert ist, hat große Hoffnungen für den Runden Tisch. Er spricht davon, dass alle Seiten zu Kompromissen bereit sein müssen, um die Fortführung des Betriebes zu sichern. Bürgermeister Urbach erklärte auf Anfrage, dass auch er grundsätzlich an einem Runden Tisch teilnehmen werde.

Allerdings müsste die Aufgabenstellung noch präzisiert werden. Den Vorwurf, die Stadt würde auf dem Rücken der Beschäftigen „pokern“, wies er zurück. „Alle Beteiligten bemühen sich seit langem, die Fortführung des Betriebes mit allen Kräften zu ermöglichen.“

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