Aus der Bahn geworfenKeine Strafe nach Autofahrt durch Gladbach mit schlimmen Folgen

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Ein Auto nach einem schweren Unfall (Symbolfoto).

Bergisch Gladbach – Mit ihrem Auto hat sie spät abends zwei Bekannte aus ihrer Clique von einer Kneipe in der Gladbacher Innenstadt bis zur Straßenbahnhaltestelle nach Refrath fahren wollen, denn die beiden jungen Männer wollten gerne mit der „1“ nach Köln, um dort weiter zu feiern. Doch auf dem Weg zur Haltestelle schleuderte das Auto gegen eine Mauer.

Alle wurden verletzt, einer so schwer verletzt wurde, dass er neun Monate danach immer noch unter Schmerzen leidet und seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Jetzt stand die Fahrerin, eine 21-jährige Krankenschwester, wegen fahrlässiger Körperverletzung vor Gericht.

Weder Strafe noch Buße

Der Unfall wäre vermeidbar gewesen, so die Anklage, doch nach einer sehr emotionalen Verhandlung stellte Strafrichterin Birgit Brandes das Verfahren gegen die junge Frau mit Zustimmung von Staatsanwaltschaft und Verteidigung ohne Strafe und auch ohne Buße ein.

Wie sehr der Unfall vom 28. August 2021 auf dem Refrather Weg allen naheging, war im Gerichtssaal in jeder Sekunde zu spüren. Doch machte die erfahrene Richterin, selbst Mutter eines erwachsenen Sohnes, deutlich, dass es sich letztlich um einen reinen Unglücksfall handelte, für den das Strafrecht untauglich sei. Hinsichtlich der zum Teil bleibenden Schäden des Hauptopfers sei die Haftpflichtversicherung der Autofahrerin gefordert und werde es auch bleiben.

Fahrzeug kracht gegen Mauer

Unterm Strich fanden die beteiligten Juristinnen im Gerichtssaal nichts, was Fahrerin Sandra K. (Name geändert) konkret vorzuwerfen wäre: Sie habe weder vor der Fahrt Alkohol getrunken oder Drogen konsumiert noch sei sie gerast oder habe die Vorfahrt eines anderen missachtet.

Gleichwohl geriet ihr Auto plötzlich ins Schlingern und sie versuchte gegenzusteuern. „Es war wie auf Schmierseife“, schilderte Sandra K. im Prozess die Situation. Vermutlich habe sie genau falsch reagiert. Wie auch immer: Ihr Kleinwagen prallte mit der Beifahrerseite gegen eine Mauer.

Das ganze Leben umgekrempelt

Insgesamt vier Personen saßen in dem Fahrzeug, neben den beiden jungen Köln-Nachtschwärmern ein weiterer junger Mann, den Sandra gebeten hatte, sie zu begleiten, weil sie die anderen beiden Mitfahrer nicht so gut kannte.

Verletzt wurden bei dem Unfall alle vier. Am schwersten traf es Jan M. (23), der diverse Knochenbrüche und andere Verletzungen erlitt. Seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker musste er nach dem Unfall abbrechen, weil er nicht mehr mit den Händen über dem Kopf arbeiten kann. Sein ganzes junges Leben ist durch das Unglück völlig umgekrempelt.

Unfallopfer nimmt Entschuldigung an

Sowohl Jan als auch seine Mutter im Zuschauerraum sprach die Richterin unmittelbar an: Der Unfall sei für alle eine Katastrophe gewesen, auch für die junge Fahrerin, die sich seither nicht mehr hinters Steuer getraut hat und hoch nervös in der Verhandlung saß. Gleichwohl müssten nun alle damit leben.

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Schließlich wandte Sandra sich direkt an Jan, als dieser im Zeugenstuhl saß, bat ihn um Verzeihung. Der antwortete: „Die Entschuldigung nehme ich an. Aber mit dir treffen möchte ich mich lieber nicht mehr. Das schaffe ich nicht.“

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