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Bergisch GladbachPlätze für Schulen und Kitas fehlen – Stadt bittet um Geduld

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Genau vor einem Jahr demonstrierten Eltern aus Refrath vor dem Rathaus: Sie setzten sich für den Ausbau des offenen Ganztags ein. Jetzt sind es wieder Kinder aus Refrath, die keinen Platz haben.

Genau vor einem Jahr demonstrierten Eltern aus Refrath vor dem Rathaus: Sie setzten sich für den Ausbau des offenen Ganztags ein. Jetzt sind es wieder Kinder aus Refrath, die keinen Platz haben.

Bergisch Gladbach – Wunsch und Wirklichkeit liegen weit auseinander. 635 Kinder haben keinen Platz in Kindertagesstätten oder Tagespflege für das kommende Schuljahr. 221 Kinder waren es bis Dienstagabend noch offiziell, die auf einen Platz im offenen Ganztag warteten. Die Situation ist dramatisch. Doch zumindest für die besorgten Eltern, die noch keinen Platz in der außerschulischen Betreuung haben, gab es von Frank Stein (SPD), Kämmerer und Sozialdezernent, eine gute Nachricht: Nur noch 15 Kinder in Refrath seien noch unversorgt. Die Verwaltung prüfe aber mit Hochdruck eine Option, um auch diese Kinder noch unterzubringen.

So entwickelt sich die als Fachtagung angekündigte Veranstaltung der SPD im Haus Steinbreche zu so etwas wie einer Rettungsaktion für Erstklässler, die noch keinen Platz in einer Offenen Ganztagsschule haben. Denn im Saal sitzen vor allem betroffene Eltern – rund 100 Zuhörer sind gekommen.

Frank Stein gibt sich optimistisch

Bis zum Sommer sollen ohne große Baumaßnahmen an vielen Standorten durch provisorische Umbauten oder zusätzliche Container noch Plätze geschaffen werden, kündigt Stein an. So dass alle Kinder, die auf den Wartelisten stehen, noch untergebracht werden könnten. Nur in Refrath sei das Problem noch nicht gelöst: Im Moment haben hier 15 Kinder noch keinen Platz. „Geben Sie mir noch zwei Wochen Zeit“, bittet Stein die besorgten Mütter und Väter im Publikum um Geduld. Er verfolge noch eine Option, die aber noch „auf wackligen Beinen“ stünde.

Stein gibt sich aber optimistisch, dass es gelingt,  „die Kuh vom Eis holen zu können.“ An solche Sätze klammern sich alle Eltern im Saal, wie an einen Strohhalm. Wie berichtet haben sich  17 Eltern zu einer Initiative zusammengeschlossen  und hilfesuchend in einem Offenen Brief an Bürgermeister Lutz Urbach gewandt.  Sie fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen. Denn die Absage ist für viele Betroffene existenzbedrohend, bringt die Zukunftsplanung ins Wanken. Eltern stehen plötzlich vor der Frage, wer von ihnen zu Hause bleiben muss, obwohl sie auf beide Gehälter angewiesen sind.

Zahlreiche Schulen sind marode

Vor dem Hintergrund, dass an der Schule Wittenbergstraße alle Platzreserven für den Ausbau der OGS ausgeschöpft sind, fragt ein Vater unter zustimmendem Beifall: Warum können nicht einfach die Klassenräume  für den Offenen Ganztag genutzt werden, sie stehen doch nachmittags leer?“  Stein verspricht, die Frage erneut zu diskutieren, zeigt sich aber pessimistisch, das durchsetzen zu können. „Die Lehrer sind dagegen, weil die Gestaltung des Klassenraums im Falle einer Doppelnutzung aufgegeben werden müsste.“

Mittelfristig fehlten, so Stein, in Bergisch Gladbach 350 Plätze im offenen Ganztag. Dieses Defizit müsse grundsätzlich aufgearbeitet werden  – im Rahmen einer Integrierten Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplanung, um auf die Veränderung des Bedarfs reagieren zu können: „Einige der 20 Grundschulen sind so marode, dass sie durch Neubauten ersetzt werden müssen.“ Andere bedürften einer sehr umfassenden baulichen Veränderung, um weiterhin als OGS genutzt werden zu können. Ein Mann aus dem Publikum reagiert besorgt: „Eine Realisierung sehe ich in weiter Ferne. Das macht mir keinen Mut.“

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