Deutsch-palästinensische KulturtageStädtepartnerschafts-Verein lädt ein

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Den Grenzzaun um die Stadt Beit Jala hat die palästinensische Künstlerin Faten Nastas Mitwasi fotografiert nachdem sie das Wort „Mercy“ (Gnade) aus Stacheldraht geformt hatte.

Den Grenzzaun um die Stadt Beit Jala hat die palästinensische Künstlerin Faten Nastas Mitwasi fotografiert nachdem sie das Wort „Mercy“ (Gnade) aus Stacheldraht geformt hatte.

Bergisch Gladbach – Die Menschen sollen im Mittelpunkt stehen bei den deutsch-palästinensischen Kulturtagen, die vom 8. bis 30. September stattfinden. „Brücken statt Mauern“, dieses Motto klingt angesichts der Verwerfungen zwischen den Kollegen der Israel-Fraktionen fast wie eine Demonstration.

Der Städtepartnerschaftsverein Beit Jala funktioniert, läuft auf Hochtouren und hat ein entsprechend ambitioniertes Programm auf die Beine gestellt, von Ausstellungen bis zu Konzerten, Lesungen und Kino.

Früher war Reisen einfacher

Doch wenn die Menschen im Mittelpunkt stehen, kann dennoch die Politik nicht außen vor bleiben. „In den 70er und 80er Jahren war es einfacher, vom Westjordanland aus zu reisen“, erinnert sich die Künstlerin Faten Nastas Mitwasi, die ihre Arbeiten zusammen mit zwei weiteren Künstlern im Kulturhaus Zanders zeigt. „Es gab drei Flughäfen in unserem Land. Heute muss ich von Beit Jala umständlich über eine Grenzbrücke nach Jordanien fahren und von Aman nach Köln fliegen“, berichtet die Hochschulprofessorin, die in Beit Jala lebt, der geteilten, von Mauern umgebenen Stadt bei Bethlehem.

In diesem Jahr feiert der israelische Staat den 70. Jahrestag seiner Gründung, doch für die Palästinenserin Mitwasi ist das Land „durchsetzt von immer mehr Checkpoints wie ein Schweizer Käse, die verhindern, dass wir uns frei bewegen können“. Dennoch plädiert sie leidenschaftlich für Versöhnung, hat eine Installation an den Grenzzaun in ihrer Heimatstadt angebracht, die das globale Gotteswort „Mercy“ zeigt, geformt aus Stacheldraht.

Die ersten Termine

Eröffnet werden die deutsch-palästinensischen Kulturtage vom Bürgermeister am Samstag, 8. September, 18 Uhr in der Integrierten Gesamtschule Paffrath mit der Premiere des Dokumentarfilms „Ein Tag in Beit Jala“, einem Konzert des arabischen Chors „Yalil Aman“ und dem KiWo-Chor Bensberg.

Sonntag, 9. September, 11 Uhr, Kulturhaus Zanders: Vernissage der Ausstellung mit Werken palästinensischer Künstler und einem Überblick über die 2003 begonnene Städtepartnerschaft.

Sonntag, 9. September, 16.30 Uhr, Kunstmuseum Villa Zanders: Klangperformance von Heinz-D. Daun (weitere Termine Dienstag, 11. September, Donnerstag, 13. September, jeweils 16.30 Uhr)

Komplettes Programm in Netz.

gl-beitjala.net

Zurück zu den deutsch-palästinensischen Kulturtagen. Insgesamt stehen 14 Veranstaltungen auf dem Programm, Axel Becker vom Vorstand ist stolz darauf, „zum ersten Mal in Deutschland“ einen so umfassenden Einblick in Kultur und Leben in der Partnerstadt anbieten zu können.

Einen atmosphärischen Einstieg in das alltägliche Leben hinter Mauern gibt die Filmdokumentation „Ein Tag in Beit Jala“, die zur Eröffnung am Samstag Premiere hat. Die Zusammenarbeit zwischen deutschen und arabischen Künstlern ist das Herzstück der Kulturtage: Ein palästinensischer Lautenspieler musiziert mit Gladbacher Pianisten; der deutsch-arabische Chor „Eichenoase“ und der arabische Chor „Yalil Aman“ treten unter Leitung des irakischen Musikers Saad Thamir auf; Mit-Organisator Heinz-D. Daun hat eine Klangperformance „Die Reise des Ohrs nach Beit Jala“ vorbereitet; Aeham Ahmad, bekannt als „Pianist aus den Trümmern“, ist ebenfalls dabei.

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Zum palästinensischen Essen laden Köche des ägyptischen Restaurants „Exodus“ in Bergisch Gladbach, es gibt ein Seminar über Wein und einen Kurs zur Herstellung von orientalischem Konfekt. Und natürlich bildende Kunst: In der zentralen, von Bildhauer Georg Becker kuratierten Ausstellung im Kulturhaus Zanders sind neben Werken der Fotokünstlerin Faten Nastas Mitwasi und des regimekritischen Expressionisten Bashir Qonqar auch Arbeiten von Sliman Mansour zu sehen, der weltweit als einer der führenden zeitgenössischen Künstler des Landes gilt.

Das kulturelle Crossover macht es Bürgermeister Lutz Urbach leicht, voll und ganz hinter dem Verein zu stehen: „Es ist ein friedlichen Miteinander, das den Geist des Stadtrates spiegelt.“ Im November wird es übrigens deutsch-israelische Kulturtage geben.

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