EintrittspreiseKritik an hohen Preisen für Schwimmfreunde in Bergisch Gladbach

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Die  Eintrittspreise für die städtischen Gladbacher Bäder, hier die Riesenrutsche im Kombibad Paffrath, sollen im Aufsichtsrat der Gesellschaft diskutiert werden. 

Bergisch Gladbach – In einer der nächsten Sitzungen des Aufsichtsrates der Gladbacher Bädergesellschaft wird es ans Eingemachte gehen: Die Preisstruktur der Bäder soll überprüft werden. Einstimmig überwies der Ausschuss für Beschwerden die Eingaben zweier Bürger zur Preispolitik der Bädergesellschaft an den Aufsichtsrat.

Viel Sympathie für Bürgerprotest

Denn quer durch alle Fraktionen gab es viel Sympathie für die protestierenden Bürger. Es stelle sich in der Stadt offenkundig die Frage: Welche Familie kann sich noch einen Badbesuch in Gladbach leisten?

Anlass für den Protest sind die Preise im Kombibad Paffrath. 5,90 Euro kostet die Tageskarte für Erwachsene und vier Euro für Kinder und Jugendliche. Für Normalbürger, Alleinerziehende, Familien mit mehreren Kindern und Rentner sei das nicht mehr bezahlbar, so die Bürger im Antrag.

Manfred Habrunner, Geschäftsführer der Bädergesellschaft, verteidigte im Ausschuss die Preispolitik. Mit vielen Fakten. So sei ein kostendeckender Betrieb eines Hallenbades unmöglich. Derzeit würde jeder Badbesuch mit 6,53 Euro bezuschusst. Wer die Eintrittspreise senken wolle, der müsse die Zuschüsse für die Bäder erhöhen.

So sei der Eintrittspreis Folge einer Abwägung zwischen gesellschaftlich und politisch gewollter Leistung für den Bürger und der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Habrunner: „Wir haben einen gesunden Kompromiss gefunden.“

Politiker stellen Preisgestaltung in Frage

In den anschließenden Beiträgen der Politiker wurde genau das in Frage gestellt. Johannes Bernhauser (CDU) zum Beispiel zeigte zwar Verständnis für die Argumentation Habrunners, meinte aber, dass die derzeitigen Preise nicht das letzte Wort sein müssten. Er erinnerte an die Subventionierung der städtischen Museen.

Dort falle der Zuschuss pro Eintrittskarte sicherlich um ein Vielfaches höher aus. „Ich denke, es gibt viele Gründe, über die Preise noch einmal nachzudenken.“ Mehrere Ausschussmitglieder erinnerten sich daran, wie sie früher noch in die Freibäder gegangen seien – zu erschwinglichen Preisen für alle.

Habrunner solle noch einmal durchrechnen, ob bei niedrigeren Preisen nicht mehr Menschen ins Bad kämen – und auf diesem Weg der Fehlbetrag gesenkt werden könne.

Vergleich mit den Nachbarkommunen

Die Eintrittspreise von Bädern zu vergleichen, ist schwierig. Jedes Bad ist anders und es gibt sehr unterschiedliche Tarife. Im Paffrather Kombibad zahlen Erwachsene für den Tagestarif 5,90 Euro und Kinder und Jugendliche vier Euro.

Teurer ist es nur im städtischen Kölner Agrippabad (9,20 Euro/5,50 Euro), im Leverkusener Calevornia (9,90 Euro/5,50 Euro) und im Kürtener Splash-Bad (8,50 Euro/6,50 Euro). Allerdings verlangen die meisten Bäder in der Region über fünf Euro Eintritt – das Paffrather Kombibad ist also eines der teuersten Bäder, aber der Abstand ist nicht sehr groß. 5,50 Euro kostet zum Beispiel die Tageskarte für Erwachsene im Badino in Overath.

Wirklich preiswerter sind die reinen Freibäder. Besonders günstigen Badespaß gibt es in Rösrath-Hoffnungsthal mit einem Eintrittspreis von 3,50 Euro für Erwachsene und Kinder. Im Gladbacher Milchborntal kostet die Tageskarte für Erwachsene 4,50 Euro und für 3,50 für Kinder. Auch beim Freibad ist Gladbach vergleichsweise teuer. (nie)

Habrunner ging auch auf den Vorschlag ein, preiswertere Kurzzeittarife einzuführen. Er führte aus, dass ein gutes Kassensystem unter 100.000 Euro nicht zu haben sei. Außerdem habe man in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit solchen Angeboten gemacht.

Die Kunden wären dann über Zäune gestiegen oder hätten an der Kasse angefangen zu diskutieren: „Wir sind länger geblieben, weil unser Kind die Schwimmente verloren hat.“ Das wolle man sich lieber ersparen.

Im bundesweiten Vergleich im oberen Drittel

Habrunner räumte ein, dass die Gladbacher Preise im Vergleich relativ hoch seien. „Bundesweit liegen wir im oberen Drittel“, sagte er. Allerdings würde dem Kunden auch ein gutes, attraktives Bad geboten. Er erinnerte an die Zahlen.

Der Fehlbetrag der städtischen Bäder – also Kombibad, Hans-Zanders-Bad und Milchborntal – belaufe sich auf jährlich rund zwei Millionen Euro. Man wirtschafte extrem sparsam, um den Steuerzahler zu schonen.

Michael Zalfen (SPD) machte auf die verschiedenen finanziellen Hilfen für einkommensschwache Familien aufmerksam. Dem wurde entgegengehalten, dass es nicht nur um Familien gehe, die auf Transferleistungen angewiesen seien.

Da der Beschwerdeausschuss nichts entscheiden kann, wurde die Angelegenheit an die Bädergesellschaft verwiesen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Bürgermeister Lutz Urbach, solle das Thema auf die Tagesordnung setzen.

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