Faszination Teampower und TrommelnSo lebt man Rhytmus im Gladbacher Percussion-Kurs

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Ein Virutose an vielen Percussionstrumenten ist Klaus Schloßmacher von der Gladbacher Max-Bruch-Musikschule.

Ein Virutose an vielen Percussionstrumenten ist Klaus Schloßmacher von der Gladbacher Max-Bruch-Musikschule.

Bergisch Gladbach – Aller Anfang ist schwer: auch der des Trommelns. Weil es eigentlich keinen Anfang gibt. Ich bin gleich mittendrin, als aus der untersten Etage der Gladbacher Max-Bruch-Musikschule das rhythmische Trommelfeuer der neuen und hauseigenen Samba-Formation „Sambamigos“ ertönt. Angefacht vom Temperament des hauptberuflichen Trainers Klaus Schloßmacher (50).

Der Griff in den Instrumentenschrank

Ich steige zur zweiten Stunde ein, habe keine Vorkenntnisse und weiß wirklich nicht, was mich erwartet. Alle duzen sich und nehmen – wie ich bald lerne – Surdo, Caixa, Tamborim oder ein anderes der Samba-Percussion-Instrumente aus dem Schrank. Jeweils eins von ihnen soll bald unser vertrauter Freund werden. Ausprobieren sei gut, ständiges Wechseln nicht, sagt Klaus Schloßmacher.

Bei mir ist es Liebe auf den ersten Blick, als eine Glocke mit dem professionellen Namen „Agogo“ in meiner Hand landet. Das Agogo ist klein und voller Klang, auch wenn es gerade mal drei Töne hervorbringt. Mit ihm fühle ich mich erst mal sicher. Ohrenstöpsel sind wichtig, Brigitte (58) hilft mir mit einem Papiertaschentuch aus.

Im Dialog mit der Trommel

Dazu spricht der Trainer eine „musikalische Lautsprache“ mit uns vertrauter Betonung, bewegt rhythmisch die Hand. „Djagadjaga ba, djagadjaga ba?“ Klar ist nach seiner Übersetzung der leicht zu verinnerlichen Eselsbrücke, dass er gefragt hat „seid ihr alle da?“ Noch ein paar Übungsstunden weiter, dann wird Repinique diese und noch viele Fragen ganz alleine an uns stellen. Sie ist die kleine Trommel aus der brasilianischen Percussion und gibt das Tempo vor, stellt am Anfang eines jeden Stückes eine Frage an die anwesenden Artgenossen. Die antworten, in unserem Fall alle und gleichzeitig, mit „Bam, Bam“, was so viel bedeutet wie „Ja, ja“. Und so gibt ein „Wort“ das andere.

Das ist ganz einfach, wenn man dem Trainer glauben mag. Ich sehe das etwas anders. Und das mit dem „dazu lächeln“ klappt auch noch nicht. Geradezu gefährlich wirkt es, wenn Klaus Schloßmacher seinen Blick zur Decke richtet. Dann ist in der Regel der Groove fast zu Ende. Jetzt heißt es: Aufpassen, wie es weitergeht. Vielleicht lässt er noch, auf ein spezielles Fingerzeichen hin, eine Instrumentengruppe allein weitermachen. Bis er schließlich wieder alle einbindet und mit einem Augenzwinkern sagt: „Ich kann mit euch machen, was ich will.“

Einige Aufzeichnungen erhalten wir später per E-Mail – zu Übungszwecken. Dass wir bereits an einer Paradinha arbeiten, hatte ich zuerst gar nicht gemerkt. Eine Paradinha ist eine kleine Parade, ein Break, der aus verschiedenen Grooves zusammengesetzt wird. Ich erinnere mich: Klaus Schloßmacher hat erklärt, dass eine Paradinha in der Regel Bezug auf ein bekanntes Lied hat.

Faszination: Teampower

Die „Sambamigos“ bestehen aktuell aus rund 20 Frauen und Männern unterschiedlichen Alters. Ich bin dabei, weil Trommeln schon lange auf der Liste der Dinge stand, die ich im Leben unbedingt noch einmal ausprobieren wollte. Jedes Mal, wenn ich Trommelgruppen höre, bin ich aufs Neue fasziniert von der Teampower und diesem magischen Groove, der den Alltagsfrust gekonnt hinwegzudonnern scheint.

Meine größte Sorge: aus dem Takt zu kommen. Mit diesem Gedanken bin ich nicht allein, die anderen Teilnehmer fühlen nach den drei Probestunden ähnlich. Dennoch sind nicht nur meine Erwartungen ans Trommeln komplett erfüllt: Der Kopf ist frei, die Unterrichtsstunden inklusive Gedächtnistraining machen richtig Spaß. Brigitte bringt es auf den Punkt: „Ich fühle mich unheimlich wohl, es kommt alles raus. Und, ich kann hier toll entspannen.“

Als die Anmeldeformulare verteilt werden, ist auch für mich klar: Ich bleibe dabei.

sambaklaus.de

www.bergischgladbach.de

Zur Person

Klaus Schloßmacher wurde 1968 geboren und lebt in Köln. In Brasilien absolvierte er ab 1991 eine afrobrasilianische Percussionausbildung bei Dudu Tucci, 2002 folgte eine afrokubanische Percussionausbildung bei Ravin Jayasurija. Seit 2000 lernte Schloßmacher bei weiteren Percussionisten wie Martin Hesselbach, Luis Conte, Ivo Meirreles, Michael Mertens, Mestre Jonas, Marcos Suzano, Poncho Valdés, Walfredo Reyes junior und Martin Verdonk. Seit 1998 gibt Schloßmacher selbst Kurse und Workshops für Conga-Percussion. (arh)

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