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Flut in Bergisch GladbachHebborner Regenrückhaltebecken funktionierte nicht richtig

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Hebborner Bach 1 200721

Der Hebborner Bach plätschert wieder gemächlich.

Bergisch Gladbach – Was am Mittwoch vor einer Woche, dem Tag des Jahrhundertregens, passiert ist mit dem Hebborner Bach, wird die Stadt möglicherweise noch intensiv beschäftigen. Aus einem Rinnsal war innerhalb kurzer Zeit ein reißender Strom geworden. Dieser Strom sollte eigentlich ins Hochwasserbecken an der Odenthaler Straße in Hebborn fließen und unterirdisch abgeleitet werden.

Es geschah anderes: Ein Bruch des Bachbetts unmittelbar vor dem Becken hat für die Überflutungen in Hebborn gesorgt. An der Umlenkung des Bachlaufs, an einem hölzernen Brückchen, sind die von der Wasserwucht geknickten Halme noch zu sehen. Wasser strömte zwar in das Becken und lief ab, bis etwa einen Meter unterhalb der Graskante.

Stadt ermittelt noch zu Bruchursache

Vieles von der Flut hatte an diesem Katastrophentag das Hochwasserbecken aber gar nicht erst erreicht. Stattdessen schwappte die braune Brühe knapp vorbei. Das Hochwasserbecken, so die Kernaussage von Bürgermeister Frank Stein (SPD) und seiner Verwaltung, habe mit der Flut in Hebborn nichts zu tun gehabt. Die Wassermassen seien durch ein neu geschaffenes Bachbett am Becken vorbei „zu Tal gerast“.

Anwohner in Hebborn stellen seit einer Woche Fragen nach dem Warum der Überflutung. Niemand im Stadtteil habe geahnt, dass die Flut am Becken vorbei laufen könne, sagt ein Betroffener. Die Stadt ermittelt dazu aktuell noch. „Zu dieser Frage können wir derzeit noch nichts sagen“, erklärt Martin Rölen aus der Pressestelle der Stadt auf Nachfrage.

„Machtlos, einfach machtlos“

Eine seriöse Antwort müsse warten. Fachleute müssten die Schäden am Bachlauf zunächst begutachten und die Ursache klären. Vermutungen seien nicht angebracht. Das Trockenbecken hatte die Stadt 2005 gebaut. Es sollte Überschwemmungen mildern, gemeinsam mit nachgelagerten Becken an der Alten Wipperfürther Straße und Rommerscheider/Odenthaler Straße.

Bauunternehmer Ludwig Peter Krämer war am Mittwoch mitten in den Fluten; sein Betriebshof liegt unmittelbar vor dem Hochwasserbecken, und der Bach läuft an seinem Grundstück vorbei. Mit einem Bagger hatte er versuchen wollen, zu retten , was zu retten ist. „Da war nichts zu machen gegen das Wasser“, sagt der Augenzeuge. „Machtlos, einfach machtlos.“

Konnte Becken überhaupt genug Wasser aufnehmen?

An einer Umlenkung des Bachlaufs vor seinem Grundstück, beschreibt er, sei das Wasser übergelaufen. „Alle reden von einem Bruch des Bachbetts. Ich weiß gar nicht, ob das ein Bruch gewesen ist.“ Die Wassermengen seien vom Bach nicht mehr zu halten gewesen. Es helfe jetzt auch nichts, nach „Schuldigen“ zu suchen. Jetzt müsse geschaut werden, wie die Gefahrenstelle für die Zukunft abgesichert werde.

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„Da muss wirklich etwas geschehen“, erklärt Martin Wagner, Leiter des städtischen Abwasserwerks. Er war in der Unwetternacht draußen und hatte sich zunächst gewundert, warum das Becken nur zu einem Viertel gefüllt war. „Bis ich sah, was passiert war.“ Untere Wasserbehörde, Stadt und Anlieger müssten sich zusammensetzen, meint er. Das Becken, so Wagners Einschätzung, hätte auch bei einem ungestörten Zulauf das Wasser nicht aufnehmen können. „Vielleicht wäre die Flut gedrosselt worden. Aber eine Überflutung hätte es gegeben.“

Hebborner Bach gilt als Problemfall

„Für sintflutartige Niederschläge des gerade erlebten Ausmaßes kann kein von Menschen gemachter Schutz ausreichen“, ergänzt dazu Bürgermeister Stein. Die Kanäle und Rückhaltungen seien aber so konzipiert, dass sie „nicht nur normale, sondern auch durchaus stärkere Regenereignisse problemlos verkraften können.“

Wegen der Karstlandschaft und fehlender Retentionsflächen gilt der nahe Romaney entspringende Hebborner Bach beim Hochwasserschutz als Problemfall, bei dem es nur einige wenige Minuten Vorwarnzeit gibt. Fachleute sprechen von 20 Minuten. Der Pegelstand steigt bei Regenfällen quasi minütlich an. Bei der Einweihung des Beckens 2005 hatten Vertreter der Stadt auf die Jahrhundert-Überschwemmungen aus den Jahren 2000 und 2003 hingewiesen. Mit der neuen Rückhaltung sollten die Gladbacher keine nassen Füße mehr bekommen, so die damalige Hoffnung.

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