Geschichtsverein Bergisch GladbachRelikte des Bergbaus sollen gerettet werden

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Die Grube Weiß um 1917: links das Verwaltungsgebäude, oben links das Maschinenhaus, mittig die Trafostation.

Die Grube Weiß um 1917: links das Verwaltungsgebäude, oben links das Maschinenhaus, mittig die Trafostation.

Bergisch Gladbach – Für Hunderte Bergleute und ihre Familien war der 27. Oktober 1978 ein rabenschwarzer Tag: Mit dem Bergwerk auf dem Lüderich schloss die letzte Erzgrube im Bensberger Revier.

Dass das Bensberger Erzrevier seitdem mehr und mehr in Vergessenheit geraten ist und letzte Relikte dieses früher für die Region so bedeutenden Industriezweigs heute einen Dornröschenschlaf schlummern, wenn sie nicht längst verschwunden sind, wollen nicht nur die engagierten Mitstreiter des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg (BGV) und des Bergischen Museums für Bergbau, Handwerk und Gewerbe nicht hinnehmen. Das wurde am Samstag im Kunstmuseum Villa Zanders deutlich.

Projekt soll Relikte der Bergbaugeschichte erhalten

Im Rahmen seiner Informations- und Diskussionsreihe „Denkmalschutz in unserer Stadt“ startete der BGV Rhein-Berg gemeinsam mit dem Förderverein des Bergischen Museums eine Initiative, um mit Hilfe von Fördermitteln etwa des Strukturförderprogramms Regionale 2025 ein Projekt auf die Beine zu stellen, das Relikte der Bergbaugeschichte erhält und sie den Menschen wieder näherbringt.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Grube Weiß heute.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Grube Weiß heute.

Ein solches Projekt hatte auch der Bensberger Lothar Eschbach bereits angeregt. „Wir müssen uns verpflichtet sehen, Relikte, zumindest einige wichtige, zu erhalten“, sagte BGV-Vorsitzender Professor Michael Werling. Wie viele Überreste des Bensberger Erzreviers noch heute in der Region zu entdecken sind, zeigten Herbert Ommer vom Museums-Förderverein und Architekt Dr. Norbert Stannek am Beispiel der Grube Weiß bei Moitzfeld.

Dort war der Untertagebetrieb zwar bereits 1930 eingestellt worden, hatten damals 420 Beschäftigte ihren Job verloren, von den Gebäuden, Abraumhalden und Aufbereitungsanlagen aber sind noch heute bedeutende Reste erhalten, wie Herbert Ommer zeigte. Mindestens ebenso interessant ist die Geschichte des Bergwerks, das mit einer Gesamtfördermenge von etwa vier Millionen Tonnen Roherz, aus dem vor allem Blei und Zink gewonnen wurden, die zweitwichtigste Grube im Bensberger Erzrevier war.

Leerstände müssen gesichert werden

1600 Meter lang waren die Stollen und Abbaugänge unter Tage, die bis in 450 Meter Tiefe getrieben wurden. Ein bisschen sehe der Boden unter Moitzfeld aus wie Schweizer Käse, so Ommer. Die Stollen stünden zwar heute unter Wasser, seien aber nie planmäßig verfüllt worden. Zum Abtransport des aufbereiteten Erzes habe man 1922 sogar mal eine unterirdische Transportbahn bis zum Bahnhof in Untereschbach geplant, weiß der Bergbauexperte aufgrund eines zufällig im Siegerland gefundenen Plans.

Beinah sakral: Der Trafoturm hat das Potenzial zum Denkmal.

Beinah sakral: Der Trafoturm hat das Potenzial zum Denkmal.

Allerdings sei diese Bahn durch einen Entwässerungs- und Förderstollen nie gebaut worden. Das, was gebaut wurde, vor allem über Tage, steht heute oft leer und bedürfte teilweise dringend einer Sicherung, wie Architekt und Gutachter Stannek anhand von Fotos etwa aus dem ehemaligen Verwaltungsgebäude zeigte. Was den Experten selbst überraschte: Im Trafoturm, über den die Grube Weiß einst mit Elektrizität versorgt wurde, sind noch zahlreiche technische Anlagen erhalten, im Verwaltungsgebäude neben historischen Fenstern und Türen teilweise sogar die Tapete.

Bergbaurouten und Infotafeln

„Ich wünsche mir ein Konzept, um diese Gebäude zu erhalten“, sagte der Gutachter und nannte als Fördermöglichkeiten neben der Regionale 2025 das Leader-Projekt. Für schutzwürdig hält Herbert Ommer auch einen ehemaligen Stolleneingang unweit der heutigen Moitzfelder Tennishalle. Einig waren sich die Referenten und die mehr als 50 Besucher, dass es höchste Zeit ist, neben Publikationen auch im Gelände auf die Bergbaurelikte aufmerksam zu machen, etwa anhand von Bergbaurouten oder Infotafeln.

Dass dieses Projekt auch in Rösrath und Overath unterstützt wird, machte Dr. Eva Cichy vom Vorstand des Rösrather Geschichtsvereins deutlich, der zum 40. Jahrestag der Schließung der Grube Lüderich ein Buchprojekt mit früheren Bergleuten erarbeitet. Das frühere Bensberger Erzrevier vereint auch die Lokalhistoriker.

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