Karneval in Rhein-BergBergisch Gladbacher Dreigestirn wird im Ratssaal vorgestellt

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Auf der Zielgeraden der Träume: Prinz in spe Frank III. (Haag) mit Jungfrau Melanie (Pfister) und Bauer Andreas (Rossa).

Auf der Zielgeraden der Träume: Prinz in spe Frank III. (Haag) mit Jungfrau Melanie (Pfister) und Bauer Andreas (Rossa).

Bergisch Gladbach – Manche konnten Ihr Glück kaum fassen. Mit Konfettikanonen und fulminanter Einmarschmusik à la „Jetzt geht’s los, wir sind nicht mehr aufzuhalten“, ist der Karneval am Samstagabend, Punkt 17.11 Uhr, in den großen Ratssaal des Rathauses Stadtmitte zurückgekehrt. „So früh wie in diesem Jahr haben wir das Dreigestirn noch nie vorgestellt“, sagte Martin Gerstlauer von der Vereinigung zur Erhaltung und Pflege heimatlichen Brauchtums mit Blick auf den Kalender.

Gerade mal der 6. November. Aber der Elfte im Elften ist in Gläbbisch nun mal seit einigen Jahren dann, wenn man am besten in die Session feiern kann, und das ist nun mal samstags. Und zu feiern haben Gladbachs Jecke. Und wie.

Jungfernrede des Prinzen in spe

„Wir wollen all das nachholen, was wir in den vergangenen Monaten so schmerzlich vermisst haben“, kündigte der designierte Prinz Frank III. (Haag) in seiner Jungfernrede an. Darin erzählte er auch, wie 2014 bei einem Treffen des Prinzengarde-Busses „Bärenexpress“ sein Traum reifte, einmal Prinz zu werden, wie er das „Go“ der Findungskommission erhielt, mit Melanie Pfister eine begeisterte Jungfrau und beide gemeinsam schließlich mit Andreas Rossa einen schnellentschlossenen Bauern. Am Ende tat er das, worauf er acht Jahre gewartet hatte: drei Mal von Herzen „Alaaf“ ausrufen. (wg)

Nach einem erst wegen einer Sturmwarnung, dann beim geplanten Nachholtermin wegen Corona ausgefallenen Karnevalssonntagszoch 2020 und einer ausgefallenen Session Anfang dieses Jahres geht’s nun mit Vollgas wieder los. Und mit einem „3G+“, einem „Dreigestirn mit besonderer Note“, wie Gerstlauer ankündigte. Schließlich feiere die Muttergesellschaft der designierten Tollitäten, Prinz Frank III. (Haag), Bauer Andreas (Rossa) und Jungfrau Melanie (Pfister) das 70-Jährige ihres Senats, das 55-Jährige ihrer Prinzengarde und das Elfjährige der Strunde-Pänz nach.

Prinz Frank III. kommt durch seine Tochter zum Karneval

„Alles plus eins jetzt natürlich“, so Gerstlauer. Im Dreigestirn sei das „Who is Who“ (Wer ist wer) des Karnevals versammelt. So sei Frank Haag (47) aus der Metropole Unterkülheim mit sieben Einwohnern nicht nur Vorsitzender der Großen Gladbacher KG, sondern habe auch ein regelrechtes „Frank-Reich“.

Durch seine Tochter Lena, die bei den Strunde-Pänz tanzte und heute deren Co-Trainerin ist, kam Haag zur KG, wurde aktiver Prinzengardist. Als weitere Leidenschaft sei er Feuer und Flamme für die Feuerwehr, würdigte Gerstlauer den stellvertretenden Wehrleiter und „vielseitigen Macher“: Gerstlauer: „Frisch, fromm, fröhlich frei – überall ist Frank dabei.“

Der sportlichste Bauer für Gladbach jemals

Bauer in spe Andreas Rossa, der am Tag nach der Proklamation (27. Januar) sein 50. Lebensjahr vollende, sei – so befand Gerstlauer – schon von Rex Gildo in „Fiesta Mexicana“ besungen worden: „Rossa, Rossa, Rossa“. Oder hieß das „Hossa, hossa, hossa“? Egal. Der Saal stimmte den Schlager an. Auch eine Verwandtschaft zu Friedrich I. bescheinigte Gerstlauer dem aktiven Prinzengardisten Rossa, schließlich habe der Staufer-Kaiser den Beinamen Barbarossa getragen.

Andreas Rossa selbst beeindrucke unterdessen durch sein Hobby Laufen als „Running Rossi“: Einen so sportlichen Bauern habe Gladbach noch nie gehabt, lobte Gerstlauer den Rock-, Fußball- und James-Bond-Fan, der eher „Seine Heftigkeit“ statt „Seine Deftigkeit“ genannt werden könne.

Sessionsmotto „Manege frei – mir sin dobei!“

Für eine Frauenquote von 33,3 Prozent im Dreigestirn sorgt laut Vereinigungschef Melanie Pfister (39) mit ihrem durch und durch jecken Netzwerk. Sie selbst war Tanzmarie der Prinzengarde, ist Orga-Leiterin der Strunde-Pänz und vielseitig in der KG eingebunden. Ihr Großvater gründete die Narrenzunft, ihr Vater ist seit Jahrzehnten Zochleiter und ihr Mann, mit dem sie sich einst an Weiberfastnacht in der Lachenden Tiefgarage näherkam, Prinz von 2010 und heute Präsident der Großen Gladbacher. „So viel karnevalistische Vorprägung hatten wir noch nie“, so Gerstlauer.

„Lasst es ordentlich krachen“, gab Bürgermeister Frank Stein den designierten Tollitäten mit auf den Weg. Es sei schön, dass auch das Rathaus wieder „Manege“ sein könne, so Stein mit Blick auf das Sessionsmotto „Manege frei – mir sin dobei!“, das Werner Müller im Mottolied anstimmte.

Emotionaler Abschied des letzten Dreigestirns

„Bei aller Freude und Euphorie wollen wir auch die nicht vergessen, die heute mit einem lachenden und einem weinenden Auge hier stehen“, wendete sich Gerstlauer an die scheidenden Tollitäten. „Wir haben mit euch gefeiert, gelacht und zuletzt auch gelitten“, sagte Gerstlauer mit Blick auf den ausgefallenen Zoch. Prinz Philipp I. (Schäfer), Bauer Markus (Schäfer) und Jungfrau Jenny (Klein) seien prägend gewesen, würdigte er die Drei und insbesondere ihr soziales Engagement.

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Prinz Philipp befand, dass er und seine Dreigestirnskollegen angesichts der nicht erfolgten Auskleidung nun zwei Sessionen im Amt gewesen seien und dankte, „nicht den Menschen auf der Bühne, sondern denen vor der Bühne“. Denn alle Karnevalisten hätten sie so herzlich empfangen und ihnen allen habe das abrupte Ende der Session sehr weh getan.

Den Nachfolgern wünschte er eine tolle Session und riet, „jede Millisekunde auszukosten“. Dass die drei Neuen genau das vorhaben, daran ließen sie bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt keinen Zweifel.

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