Kelltische BalladenDas Folktrio „Sackville Street“ bot Publikum irisches Lebensgefühl

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„Sackville Street“–drei Folkmusiker aus dem Ruhrgebiet.

„Sackville Street“–drei Folkmusiker aus dem Ruhrgebiet.

Bergisch Gladbach – „Oh, ist das toll, unter einer Kuppel zu singen“, schwärmt Nina Heinrich, Sängerin der Irish Folk-Trios „Sackville Street“ im gemütlichen Bistro „Conrads Couch“ in der Bensberger Schlossstraße. Da ist viel Luft nach oben, auch für die Tonentwicklung. Ganz ohne Verstärker spielen und singen die drei Musiker aus Dortmund, lassen die an die 20 Gäste abtauchen in die irischen und schottischen Balladen.

Nina Heinrich spielt die Tin-Whistle, eine irische Metallblockflöte. Sie hat eine volltönende, sehr bewegliche Naturstimme, wie auch Christian Donovan. „Der irische Nachname stammt von meiner Frau“, erklärt er lachend auf die Frage, ob er denn Ire sei. Nein, auch er stammt aus dem Ruhrgebiet, aus Gelsenkirchen, singt und spielt außer Gitarre auch noch Mandoloncello und Irish Bouzouki. Dritte im Bunde ist Luzinde Hahne mit der Keltischen Harfe.

Das verspricht ein vielfältiges Programm, tatsächlich klingt jede Ballade besonders und anders durch die wechselnde Besetzung. „The Next Market Day“ singt Christian Donovan kraftvoll, begleitet sich auf der Gitarre, die zweite Stimme singt Nina Heinrich, Luzinde Hahne rundet den Song ab mit fröhlichen Harfenklängen – die drei sind mit allem ausgestattet, was ein Folktrio so braucht.

Die Besucher gehen mit bei den vorwiegend melancholischen Songs, wie beispielsweise dem schottischen „Mingulay Boat Song“. Er erzählt von den Fischern, die nach dem Walfang wieder in den Heimathafen einlaufen, lauthals begrüßt von den Frauen und den Kindern – doch die Männer haben nichts anderes im Sinn, als möglichst schnell wieder aufs Schiff zu kommen. „Der Refrain ist eigentlich zum Mitsingen, aber vielleicht geht auch Mitsummen“, fordert Donovan das Publikum auf, aber die Drei sind so präsent, dass man das Summen nicht hört.

Zu sehr lässt sich das Publikum auch entführen in die irischen und schottischen Erzählungen, die von Auswanderung und dem Leben in den Dörfern, Häfen und Städten berichten. Irisch patriotisch geht es zu im Lied „Down By The Glenside“, das Nina Heinrich singt. Es erzählt von einer alten Frau, die Brennnesseln pflückt. „Und die alte Frau verkörpert Irland“, erklärt die Sängerin das Lied, das irgendwie sehr traurig stimmt.

Doch dann legt Christian Donovan los mit „Welcome Poor Paddy Home“ – er schreit Paddys Schicksal stimmgewaltig mit viel Überzeugung heraus. Leider darf man auch hier wegen der Coronabestimmungen den Refrain nur mitsummen. Aber auch in abgespeckter Form überzeugen die Drei, die sich selbst auf die Schippe nehmen: „Lustiger wird’s nicht mehr – wir wohnen alle in Westfalen.“ Oh, das war typischer Ruhrpott-Humor! Sehr sympathisch. Ein Folk-Trio mit entwaffnender Ehrlichkeit und großartigem Können.

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