Kirche St. Severin SandKrippenbauer will sich nach 25 Jahren zurück ziehen

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Zahlreiche Gebäude von der Sander Kirche (hinten, v.l.) über Schlosshotel Lerbach, die Rochuskapelle bis zur Herkenrather Kirche prägen die Krippe in der Sander Kirche St. Severin.

Zahlreiche Gebäude von der Sander Kirche (hinten, v.l.) über Schlosshotel Lerbach, die Rochuskapelle bis zur Herkenrather Kirche prägen die Krippe in der Sander Kirche St. Severin.

Bergisch Gladbach – Leise plätschert der Strunder Bach dahin, während sich das Mühlrad dreht und im Backes der Bäcker das Brot aus dem Ofen zieht. Im Stall nebenan soll in 14 Tagen das Jesuskind geboren werden. Inmitten einer bergischen Landschaft, in der sich zahlreiche bekannte Gebäude entdecken lassen. Die Szenen dazwischen verändern sich von Adventswochenende zu Adventswochenende und über Weihnachten hinaus.

Vor einem Vierteljahrhundert hat Willi Cramer für die bergische Krippe in der Kirche St. Severin Sand mit den Grundstein gelegt. Jetzt möchte er sich – seine Mitstreiter können’s noch gar nicht recht glauben – aus dem aktiven Krippenbau-Engagement zurückziehen. Vor 25 Jahren war Willi Cramer bereits im Kirchenvorstand, als es darum ging, die in die Jahre gekommene Nachkriegsweihnachtskrippe in St. Severin Sand zu erneuern.

Buch zur Krippe

Ein Buch über die Krippe in St. Severin Sand hat die Bergisch Gladbacher Autorin Friederike Naroska vor drei Jahren verfasst. Unter dem Titel „De Sander Weihnaachsjeschichte en St. Severin en Sand jeknips un verzallt vum Friederike Naroska“ ist das reich bebilderte Buch im Bergisch Gladbacher Heider-Verlag erschienen, kostet 9,80 Euro und ist im Buchhandel sowie im Sander Edeka-Markt Hetzenegger erhältlich (ISBN 978-3-947779-04-8). (wg)

„Die Sander Frauengemeinschaft und ihre fleißigen Unterstützerinnen hatten damals schon neue Figuren in wunderschönen neuen Einkleidungen geschaffen“, erinnert sich der heute 85-Jährige. „Was fehlte, war eine Krippe.“ Willi Cramer schwebte eine ganze Landschaft vor, eine bergische natürlich, mit Orten, die die Menschen kennen.

Sander Krippe wächst Jahr für Jahr ein bisschen

So entstand zunächst die Kulisse des Sander Kirchdorfs mit der Pfarrkirche, der Rochuskapelle, Haus Lerbach und dem Hof Halfen Dombach. Jahr um Jahr wuchs die Krippe. Und als sich der Seelsorgebereich vergrößerte, wuchs auch die Sander Krippe, schließlich sollten darin auch die nun zur Pfarrei St. Joseph und St. Antonius gehörenden anderen Kirchen unter anderem aus Heidkamp und Herkenrath zu sehen sein.

Auf dem Hintergrund ist am Horizont sogar der Kölner Dom zu erspähen. „Und natürlich durfte auch der Strunder Bach nicht fehlen“, erläutert Cramer eine der jüngeren Erweiterungen um ein fließendes Gewässer in der Krippenlandschaft. Und woran erkennt man, dass das die Strunde ist? „An den Gänsen von Gut Schiff“, sagt Cramer und holt eine Schachtel mit 15 Gänsen hervor, die am Bach in Szene gesetzt werden.

Pflanzen aus Ästchen, Laternchen und eine Wasserpumpe

Auch die bestehenden Gebäude wurden mit immer weiteren Details versehen. „Der Stall sah anfangs noch aus wie eine Straßenbahnhaltestelle“, sagt Willi Cramer augenzwinkernd. Während Adi Neu und Werner Rempe flugs das Dach des Anbaus am Fachwerk-Stall des bergischen Bethlehems decken, „pflanzen“ Gregor Schmitz und Albert Komischke Bäume am Schlosshotel Lerbach.

„Das sind Äste aus einem Garten“, erklären sie. Auch Manfred Dasbach hilft tatkräftig mit. Von Sebastian von Seydlitz kann man zeitweise nur die Füße sehen, die unterm Podest hervorlugen, auf dem die Krippe aufgebaut wird. Der 18-jährige angehende Forstwirt verkabelt die Hausbeleuchtungen, winzige Laternchen und auch die Wasserpumpe für den Strunder Bach. Rund zwei Kilometer Kabel sind unter der „Erdoberfläche“ des bergischen Bethlehems verbaut.

„Wir haben drei verschiedene Spannungen: 220 Volt, 24 Volt und zwölf Volt“, erklärt Cramer die unterschiedlichen Leitungen. „Der Josef zum Beispiel hat in seiner Laterne nur ein ganz kleines 12-Volt-Birnchen.“ Ob der 24-jährige Jonas Bettermann oder der 27 Jahre alte Paul Höller – Willi Cramer ist es immer wieder gelungen, auch junge Menschen für die Krippe zu begeistern und für das Aufbauteam zu gewinnen.

„Angefangen habe ich ja mal als Modellbahner“, erinnert sich Cramer, der beruflich als Rohrverleger beim Energieversorger Belkaw gearbeitet hat. Vier Modellbahnanlagen habe er in seiner Freizeit gebaut. „Da konnte ich vieles für die Krippe gebrauchen“, sagt er und lächelt.

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Viel Wert legt der Krippenbauer darauf, dass die gesamte Landschaft perspektivisch gestaltet ist. Das heißt, dass Gebäude und Figuren im Vordergrund größer sind als jene, die weiter hinten in der Landschaft stehen. So kommt’s dass Cramer die Rochuskapelle auf dem Hügel im Maßstab 1:35 nachgebaut hat, während etwa das Schlosshotel Lerbach im Hintergrund einen viel kleineren Maßstab aufweist.

Pünktlich zum Advent ist auch in diesem Jahr die Krippenlandschaft aufgebaut gewesen, die sich mit den Evangelientexten von Woche zu Woche verändert. Und auch wenn nach drei Tagen engagierter Aufbauarbeit alles fertig aussieht, würde Wilhelm Cramer das doch niemals so sagen: „Vollständig“, so erklärt der 85-Jährige, „vollständig ist die Krippe erst, wenn Weihnachten ist oder noch besser: wenn auch die Heiligen Drei Könige da sind.“

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