Künftiger RegionalplanDie Eisenbahn als Verkehrsmittel soll ihre Bedeutung behalten

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Seit Jahrzehnten wird über die Nutzung des stillgelegten Bahndamms zwischen Gladbach und Bensberg gerungen. Die Gleise liegen noch.

Seit Jahrzehnten wird über die Nutzung des stillgelegten Bahndamms zwischen Gladbach und Bensberg gerungen. Die Gleise liegen noch.

  • Die vielen Bahnfreunde wird das freuen.
  • Tatsächlich könnten zwei lange stillgelegte Bahntrassen wieder auftauchen.
  • So sieht es zumindest der künftige Regionalplan der Stadt Köln vor.

Bergisch Gladbach/Overath – Im künftigen Regionalplan Köln, der derzeit bei der Bezirksregierung neu aufgestellt wird und ein übergeordnetes Planungsinstrument der kommende Jahrzehnte darstellt, könnten tatsächlich zwei lange stillgelegte Bahntrassen auftauchen: der Reststumpf der Sülztalbahn zwischen Stadtmitte Bergisch Gladbach und Ortsteil Lückerath (bekannt als geplante Ortsumgehung L 286) und die alte Strecke von Siegburg über Lohmar nach Overath, das ehemalige „Luhmer Grietche“ (Lohmarer Gretchen). Auf der Gladbacher Achse wurde 1965 der Personenverkehr eingestellt, die Gleise liegen noch. Die Overather Verbindung wurde 1954 eingestellt, 1962 die Gleise Richtung Lohmar abgebaut.

Ein fraktionsübergreifender Antrag von CDU, SPD, Grünen, FDP und Linken benennt unter anderem diese beiden Strecken, die textlich und zeichnerisch in das Planwerk Eingang finden sollen. Bereits Anfang März, vor der aktuellen Beratungspause, ist der Antrag vom Regionalrat einstimmig angenommen worden, weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit.

Korridore sollten frei gehalten werden

Eine Reihe stillgelegter Trassen werden darin aufgeführt: Dieringhausen - Olpe (heute abgebaut), Osberghausen – Waldbröl (touristisch), Lennep – Wermelskirchen (Radweg), Wermelskirchen – Opladen (Radweg) und Bergisch Born – Wipperfürth – Marienheide (Radweg). Ob die Inbetriebnahme der Strecken realistisch erscheint, mal dahin gestellt, als Vermerk im Regionalplan ginge ihre Daseinsberechtigung nicht verloren. Und die Auflistung macht deutlich, welches engmaschige Streckennetz sich noch bis in die 1970er Jahre durchs Bergische zog.

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Historische Bahntrassen

Die Bahntrasse von Bergisch Gladbach nach Bensberg gibt es seit 1870. Der ursprüngliche Linienweg führte von der Kreisstadt nach Bensberg und weiter über Rösrath (1890) und Hoffnungsthal (1890) entlang des Sülztals nach Lindlar (1912). Weiter ist die Strecke nie gebaut worden. Stilllegung der Strecke Hoffnungsthal - Lindlar 1960 (Personenverkehr) und 1966 (Güter).

Zwischen Bensberg und Bergisch Gladbach stellte die Bahn 1965 den Personenbetrieb ein, bis 1989 rollten noch einzelne Güterzüge zum damaligen Bahnhof Bensberg. Es folgte von 1999 bis 2012 eine Zwischennutzung als Güterstrecke zum neuentstandenen Ladeterminal Zinkhütte/Senefelderstraße (Firma Krüger). Seit 2012 liegt die Strecke still.

Die Bahnverbindung ab Overath lief über Donrath, Wahlscheid und Lohmar nach Siegburg. 1884 wurde die Strecke von Siegburg nach Ründeroth eröffnet. Hinter Overath fuhren die Züge weiter ins Oberbergische. 1887 gelang die Verlängerung über Dieringhausen bis Derschlag. Bergneustadt wurde 1896 erreicht, der Endpunkt Stadt Olpe 1903 .

Die heutige Regionalbahn RB 25 setzt sich aus Teilstücken der historischen Sülztalbahn und der Siegburg - Olper Strecke zusammen. Der Linienweg ab Dieringhausen nach Gummersbach und weiter ins Volmetal nach Lüdenscheid wurde 1897 gebaut.

Die Gladbacher Verwaltung verplant die Strecke von der Stadtmitte Richtung Lückerath seit Jahren als Ortsumgehung L 286. Auch für ein Frachtkapselsystem („Cargocap“) ist die Trasse in Prüfung. (cbt)

„Es geht nicht darum, dass diese Strecken in absehbarer Zeit wieder in Betrieb genommen werden“, stellt Rainer Deppe (CDU) die Sache in realistische „Bahnen“. Aber die Korridore sollten frei gehalten werden. „Für was auch immer, für Radweg, für Bahn oder auch für das Cargocap-Frachtsystem in Bergisch Gladbach.“ Deppe, Vorsitzender des Regionalrates, rückt den interfraktionellen Antrag in den Kontext der Idee, die KVB-Stadtbahnlinie 1 über Bensberg bis zum Technologiepark Moitzfeld oder Kürten-Spitze zu verlängern.

Öffentliche Verkehrsmittel stehen für Gleichberechtigung

Hier sei ja momentan das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu ungünstig, reflektiert er auf das jüngste Untersuchungsergebnis. Deppe spricht von „regionalen Entwicklungsachsen“, die frei gehalten werden sollten. Vorab habe sich die CDU-Fraktion bei Oliver Wolf, Hauptgeschäftsführer im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), erkundigt und die Strecken mit den Unterlagen des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland (NVR) abgeglichen.

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„Zur Gewährleistung gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Teilräumen des Regierungsbezirks Köln“, erklärt der Antrag den Anlauf, spiele die Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel eine entscheidende Rolle. Sie ermöglichten allen Bevölkerungsgruppen die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Mal ein Beispiel dafür: Hennef im Rhein-Sieg-Kreis ist etwa gleich weit entfernt von Köln wie die Gemeinde Kürten. Die Hennefer sind in 37 Minuten mit der S-Bahn in Köln, die Kürtener fahren mit dem Bus nach Bergisch Gladbach und nehmen von dort die S-Bahn Richtung Köln. Fahrzeit günstigenfalls 64 Minuten.

„Optionstrassen für die Zukunft“

Im Antrag an den Regionalrat ist auch von der „Zentralität, Erreichbarkeit und Versorgungsfunktion“ von Städten die Rede, für die eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr gewährleistet werden müsse. Nicht mehr genutzte, aber „raumbedeutsame Schienenverbindungen“ würden als „Optionstrassen für die Zukunft“ benötigt, auch weil eine Neuplanung mit hohen Kosten verbunden sei. Das sagt auch Deppe: „Die alten Trassen sind ja noch vorhanden.“

Sonderfahrt mit Rheingold-Waggons, 2019 auf dem Bahndamm.

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Im Textentwurf im Regionalplan-Entwurf, heißt es: „Planungen, die mit der Schienenutzung nicht vereinbar sind, sind ausgeschlossen.“ Zwischennutzungen seien auf nicht mehr genutzten Trassen gestattet, wenn sie der Nahmobilität dienten. Eine Überbauung der Strecken wäre auf keinen Fall möglich. Was eine Aufnahme in den Regionalplan für das Projekt Ortsumgehung Bergisch Gladbach bedeuten könnte, könnte Thema der Politik werden.

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