Abo

Landstraße 289Bürgermeister erfuhren aus der Zeitung von der Sperrung in Herkenrath

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Straßensperrung in Herkenrath.

Bergisch Gladbach. –  Das hatten sich die Bürgermeister von Bergisch Gladbach und Kürten, Frank Stein und Willi Heider, anders vorgestellt: Sie erfuhren aus ihrer Tageszeitung, dass in den Sommerferien die Landstraße 289 bei Herkenrath wegen Sanierung voll gesperrt wird. Dabei ist die L289 eine der Hauptachsen für den Verkehr der Berufspendler nach Köln.

Einen Vorlauf für diese Vollsperrung hat es quasi nicht gegeben. Erst am 15. Juni, also am Mittwoch vor einer Woche, fiel bei den Behörden die Entscheidung, in den Sommerferien komplett zu sperren. Das kann angesichts manch anderer Langzeit-Planungen als extrem kurzfristig gelten. Seit gestern, Montag wird nun großräumig umgeleitet. Autofahrer müssen über das Dürschtal und Immekeppel fahren. Herkenrath ist von Norden (Spitze) und Osten (Bärbroich) kaum mehr erreichbar. Alle Kürten-Pendler, die zur Rheinschiene wollen, müssen viel Zeit extra einplanen.

Schulbusse entscheidend

Die recht spontane Umplanung der Straßensanierung habe mit der Schülerbeförderung zu tun, erklärt Martin Rölen, Sprecher der Stadt, auf Nachfrage. Zunächst sei geplant gewesen, Vorarbeiten bei halbseitiger Sperrung in den Ferien vorzunehmen. Somit hätten Autos weiter passieren können, wenn auch mit Wartezeiten. Die Deckenarbeiten wären dann in den beiden ersten Wochen nach den Ferien erfolgt. „Diese Lösung erwies sich aber nicht als praktikabel wegen des Schülerverkehrs, der dann nicht stattfände.“ Bei einem Ortstermin am 15. Juni sei dann die Entscheidung zur Sperrung gefallen. „Über diese Umplanung erging am 17.  Juni eine Mail an alle beteiligten Stellen, einschließlich Kreisverwaltung für die Gemeinde Kürten.

Am selben Tag wurden die Anwohner informiert und die Pressemitteilung versandt.“ Eine Alternative wäre gewesen, erst in den Sommerferien 2023 zu sanieren. Die Folgen wären aber die gleichen, sagt der Sprecher. Die Stadt wolle die Maßnahme so zügig wie möglich, mit möglichst geringen Einschränkungen durchführen. Laut Stadt sei die Kreisverwaltung für die Kürtener Seite am 11. Mai grundsätzlich von den Bauarbeiten informiert worden. Auch an Straßen NRW und die Wupsi sei an diesem Tag berichtet worden. Allerdings noch nicht mit dem Casus knacksus Vollsperrung.

Korrekt beschildert

An Baustellentag 1 von 44 lief in Herkenrath aus Sicht der Stadt übrigens alles glatt. Die Umleitungsschilder seien korrekt ausgeschildert gewesen, teilt der Stadtsprecher mit. Mitarbeiter des Baustellenmanagements seien die Umleitungsstrecke abgefahren. Staus habe es hier keine gegeben. Alle Umleitungen seien frei gewesen. Die Verkehrssituation werde weiter beobachtet. Einige Autofahrer seien „irritiert“ gewesen.

In Kürten-Spitze wiesen am Montag ein Sperrschild und rotweiße Baken auf die drei Kilometer entfernte Baustelle hin. Die Straße war bis zur Sperrung frei, und mancher ortskundige Autofahrer bog vorher auf halber Strecke zum Weiler Unterasselborn ab, um weiter nach Herkenrath durchzukommen. Das ist bislang rechtens, wenn auch die Straßen dort an einigen Stellen ziemlich schmal sind für Begegnungsverkehr. Am Montag war auf dieser Achse deutlich mehr Betrieb als an gewöhnlichen Tagen. Bekanntschaft machten die Autofahrer dann mit einigen Fahrzeugen privater Paketzusteller, bei denen diese Route offenbar auch bekannt ist.

Straßenbauer in der Kritik

Noch eine „Baustelle“: Viele Herkenrather, die zwischen den aktuell gesperrten Abschnitten Ball und Braunsberger Feld wohnen, sind auf die Straßenbauer gar nicht gut zu sprechen. Sie erfuhren auch erst am 17. Juni durch in die Briefkästen geworfene Handzettel, dass sie ihre Häuser und Wohnungen nicht mehr mit dem Auto erreichen können. „Jederzeit zu Fuß“ sei alles erreichbar, beruhigt die Stadt. Ein schwacher Trost. Denn das bedeutet auch: Alle Einkäufe müssen mühsam geschleppt werden.

Nicht jeder ist in der Lage, das zu machen. Wer Lieferdienste bestellt, hat die Sorge, dass die Fahrer es bis zur Haustüre nicht schaffen. Nur für betroffene Gewerbebetriebe richtet die Baufirma provisorische Rampen ein. Die Firmen an der Baustelle sollen möglichst lange mit Lkw erreichbar sein. Wobei die Stadt den Begriff „möglichst lange“ nicht weiter ausführt.

Frühere Information

Deutlich verärgert zeigten sich zuletzt auch die Ortspolitiker von Herkenrath. Eine frühere Information wäre im Fall dieser Großbaustelle wünschenswert gewesen, kamen auf der Ratssitzung kritische Nachfragen. So wie geschehen gehe es jedenfalls nicht. Weil sogar das Passieren des Linienbusses nicht mehr möglich ist, kommt auch der öffentliche Personennahverkehr auf dieser Strecke zum Erliegen. Die Linie 454, die von Bensberg über Herkenrath nach Bechen führt, ist eingestellt. Passagiere müssen über Gladbach fahren (Linien 426 oder 427), die Fahrtzeit verlängert sich auf mehr als eine Stunde.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Wupsi spricht nicht von einer Sperrung, sondern von einer „Umleitung“ über diese beiden Linien.

Rundschau abonnieren